Sonntag, 22. März 2015


22. März 2015

Jemand, der in der Schweiz vor dem Fernseher sitzt, um die Tagesschau zu verfolgen, kann sich wohl kaum vorstellen, dass auf einen Schlag alles dunkel und still wird - infolge Stromausfall oder dass er den Wasserhahn aufdreht und kein Tropfen Nass herauskommt. Trotz vieler Fortschritte bei uns, ist dies auch immer noch Alltag. So sitzen wir – vor allem wenn sich draussen gerade ein Gewitter entlädt, in letzter Zeit des Öfteren während den Euro News plötzlich im Dunkeln. Wenn es sein muss, können wir freilich den Generator einsetzen, während in vielen Vierteln die Menschen dann länger im Dunkeln oder bei Kerzenlicht und Taschenlampen ausharren müssen. Schlimmer ist die Situation, wenn die Wasserversorgung ausfällt. Da wir eine eigene Wasserquelle haben, betrifft uns selbst dieses Problem nicht. Aber auch wenn die meisten Quartierbewohner kein fliessendes Wasser im Hause haben, leiden sie doch darunter, wenn die Zufuhrleitung zur Wasserstelle in ihr Quartier ausfällt. So haben uns letzte Woche die beiden Frauen vom Projekt Pastorinhas, die in ihrem Internat 24 Mädchen betreuen ihr Leid geklagt, da das ganze Quartier seit 2 Tagen ohne Wasser sei, müssten sie nun sämtliches Wasser vom Tankwagen kaufen. Was vor allem aufhorchen lässt, ist der Grund für den Unterbruch der Wasserzufuhr, dass nämlich die unter der Strasse durchführende Leitung aufgerissen wurde, weil die Strasse bereits bis in die Tiefe reichende Furchen aufweist, so dass letzthin auch Autos in den Gräben stecken blieben. Für hiesige Verhältnisse überraschend schnell haben sie nun behelfsmässig dieses Problem behoben. Wie lange es hält bleibt abzuwarten, denn solche Reparaturen bestehen darin, dass die geborstene Stelle mit Gummischläuchen umwickelt wird. Diese „Technik“ wird überall angewendet auch bei undichten Wasserhahnen, die du überall antriffst. 

Das Projekt der Pastorinhas wird unterstützt von Marianne und Anni, zwei ehemaligen Entwicklungshelferinnen, die früher zusammen mit uns in Quinjenje gearbeitet haben und welche das Projekt von der Schweiz aus begleiten. In Zusammenarbeit mit ihnen und den beiden hier tätigen einheimischen Frauen hat Willi nun die Pläne für einen neuen Schlafsaal mit den nötigen sanitären Anlagen und die Renovation des bestehenden Gebäudes entworfen. Die Bauarbeiten für das Fundament werden nächstens in Angriff genommen. Willi freut sich deshalb auch auf die Ankunft seines Freundes, der nun endlich auch das nötige Visum in den Händen hält und am 1. April in Angola eintreffen wird. 

Ich habe gestern die Näharbeiten mit den Knaben vom gegenüberliegenden Internat abgeschlossen. Alle sind nun neu eingekleidet mit Shorts und Afrikahemd. Bei einigen musste ich schon etwas nachhelfen und so weiss ich schlussendlich nicht, wer stolzer ist, die 23 Knaben oder ich, dass ich es doch bis zum Schluss durchgezogen habe. Zum Abschluss gab grad vorhin noch ein Gruppenfoto. 

Was mich diese Woche doch auch etwas überrascht und gleichzeitig auch etwas schockiert hat, war eine Nachricht im Radio, dass im Staatsspital von Lubango monatlich 1500 neue Tuberkulose-Fälle registriert werden. Das Gesundheitssystem hinkt halt wirklich der Entwicklung hinten nach. So hat auch unsere Hilfskraft Anna in kurzer Zeit drei Todesfälle in ihrer Familie zu beklagen. Wenn man nach dem Grund frägt, waren sie halt meistens einfach krank. Bei einem dieser Fälle handelte es sich um eine Nichte, deren Mann bereits gestorben sei und nun sieben Kinder ohne Eltern seien, wie Anna berichtete. Auf die Frage, wo die Kinder denn nun seien, antwortete sie ganz lapidar: einige in unserem Haus und einige bei meinem Bruder. Und das Leben geht weiter ….

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