Sonntag, 22. September 2024
Während sich bei Euch langsam der Herbst zeigt, meldet sich bei uns der Sommer, das Thermometer steigt nun im Verlauf des Tages wieder aus über 30°C. Aber noch ist es trocken und entsprechend staubig. Allerdings waren wir vergangene Woche dankbar, dass der Regen noch nicht eingesetzt hatte, wurde doch das Dach vom grossen Speisesaal und der Seminarküche erneuert. Unsere Handwerker waren mit Elan dabei, haben es doch alle geschätzt, durch ihre Arbeit den Lebensunterhalt ihrer Familien finanzieren zu können. Leider ist der Arbeitsmarkt hier wie zurzeit die Gegend sehr ausgetrocknet. Die Arbeitslosigkeit ist vor allem auch für die Jugendlichen ein grosses Problem. Kürzlich hat uns auch eine Ordensschwester von einem benachbarten Kloster damit konfrontiert. Im Rahmen ihrer Tätigkeit in der Pfarrei betreut sie auch ein knapp 18-jähriges Mädchen mit einem Säugling. Das Mädchen habe keine Familie mehr, kaum Schulbildung und kaum was zu essen. Die Schwester sagte, sie suche dringend irgendeine Beschäftigung für die Betroffene, was jedoch beinahe aussichtslos sei. Sie meinte, es sei immer dasselbe bei diesen frühen Schulabgängern, sie hätten keine Perspektive, landeten auf der Strasse und werden schwanger.
In diesem Zusammenhang hat mir eine weitere Begebenheit diese Woche Kopfschütteln verursacht. Gleich anschliessend an den Besuch der Schwester erzählte Fernando seine Schwester könne die 10. Klasse ohne ein eigenes Handy mit Internetzugang nicht mehr weiter besuchen, da Letzteres Bedingung sei. (Da die Kinder nur halbtags die Schule besuchen, entspricht die 10. Klasse natürlich nicht 10 Schuljahren). Die alleinerziehende Mutter kann dies unmöglich beschaffen, hat sie doch schon Mühe täglich etwas auf den Tisch zu bringen. Fazit also: Schulabgang, keine Perspektive!! Dieselbe Mutter hat uns auch um einen Lehmofen gebeten, damit sie durch Backen von Brot den Lebensunterhalt bestreiten könne. Ein solcher Ofen, wie wir die an einem anderen Ort realisiert haben, ist aber doch ein grösseres Unterfangen, vor allem da es ihr nicht möglich ist, selbst etwas beizusteuern und es doch einiges technisches und handwerkliches Können verlangt. Wir denken daran, vielleicht in der Schweiz eine diesbezügliche Aktion zu starten, da solche Öfen auch andernorts eine Hilfe zur Selbsthilfe sein könnten.
Ein schönes Erlebnis hatte ich vergangene Woch mit Jerusa. Wie schon früher erwähnt, steht sie in der Ausbildung zur Krankenpflegerin und betreut zusammen mit ihrer Mutter auch das Kleinkind ihrer verstorbenen Schwester. Nun hat sie mich um Unterstützung gebeten, weil sie gerne zum Geburtstag der Kleinen ein kleines Fest organisieren möchte, mit einigen Ballons und etwas zu essen. Dazu möchte sie andere Waisenkinder aus der näheren Umgebung einladen. Auf meine Frage, ob es denn mehrere solcher Kinder in der Umgebung gebe, hat sie mir gleich eine Liste präsentiert. Es zeigte sich dabei, dass zu Waisenkindern auch Halbwaisen zählen. Es waren aber doch 8 Kinder dabei, deren Mutter verstorben ist und welche mehr oder weniger schlecht bei irgendwelchen Verwandten untergebracht wurden. Oft sind die Väter in solchen Situationen überfordert, haben sich abgesetzt oder sind schlichtweg unbekannt. Die Idee von Jerusa wäre, diese Kinder auch ab und zu an einem Sonntagnachmittag zu betreuen, mit ihnen zu spielen oder etwas zu unternehmen und sie vor allem mit einer gesunden guten Mahlzeit zu versorgen.
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