Sonntag, 16. März 2014


16. März 2014 

Leute, die sich in der Schweiz mit einem Um- oder Neubau eines Einfamilienhauses beschäftigen, beklagen sich oft über den Stress den ein solches Unterfangen mit sich bringt. Wenn man nun den besagten Stress, mit einem nicht zu tief anzusetzenden Faktor multipliziert, erhält man ungefähr das Resultat, welches uns vergangene Woche vorwiegend auf Trab gehalten hat. Da wir ja in 2 Wochen unseren Ferienaufenthalt in der Schweiz geplant haben, ist es uns ein Anliegen, den Umbau des Anexo vorher zu einem guten Abschluss zu bringen. Doch der Maurer, an und für sich ein seriöser Mann, der sich mit seiner Equipe seit einigen Wochen nur mehr sporadisch blicken liess, zeigte sich seit 10 Tagen überhaupt nicht mehr. Hatte er früher noch annehmbare Entschuldigungsgründe wie Geburt eines Kindes oder Krankheiten in der Familie, herrscht jetzt Funkstille. Glücklicherweise haben wir nun einen Ersatz gefunden. Was jedoch dem Stress letzte Woche noch etwas Auftrieb gab, war das Ausbleiben einer Lieferung zur Fertigstellung der Decke und als das Material endlich den Weg zu uns fand, handelte es sich um eine falsche Sendung. Konsequenz: Umtausch, was leichter gesagt als getan, da der Fehler nicht in erster Linie bei unserem Lieferanten lag, sondern bereits bei der Auslieferung der Fabrikationsfirma an denselben. Nach intensiver Suche fanden wir das benötigte Material dann doch noch, so dass wir die begonnene Arbeit in gleichem Stil beenden konnten (resp. können, da ein kleiner Teil noch fehlt). Da zudem unsere Schreiner kurzfristig einen anderweitigen Auftrag bewältigen mussten, bin ich zum ersten Handlanger aufgestiegen. Dies hat bei einigen erstaunte Gesichter ausgelöst, vor allem wenn sie mich mit der Schlagbohrmaschine hantieren sahen, mit der in inzwischen doch einigermassen gut umgehen kann.  

Nicht, dass uns infolge des fehlenden Materials die Arbeit ausgegangen wäre, häufen sich vor meiner Nähmaschine doch regelmässig Berge mit „komplizierten“ Näharbeiten und auch Willi muss immer wieder mal den „Feuerwehrmann“ spielen. So hat er kürzlich das Bettgestell eines Knaben des benachbarten Internats geschweisst, welches wohl zusammengebrochen ist, weil mehr als eine Person drin schlafen muss und wenn  dies gleich zwei Jungs im Flegelalter sind, dürfte es wahrscheinlich nicht immer so ruhig zu und her gehen. Diese Internate sind ein riesiges Problem, sind sie doch alle überfüllt, sei es mit Kindern, die anderweitig keine Schulmöglichkeiten haben oder mit Waisen und Halbwaisen. Die meisten dieser Internate sind sehr schlecht geführt, mit Ausnahme einiger Mädcheninternate, die von Schwestern betreut werden. Oft fehlt jegliche Struktur und die Kinder sind sich grösstenteils selbst überlassen. Oft besteht die ganze Betreuung darin, dass die Kinder ein Dach über dem Kopf haben, eine Pritsche zum Schlafen, die sie oftmals mit einem andern teilen sowie die tägliche Maismehl-Portion, Dörrbohnen und eventuell etwas Trockenfisch.  

Dazu kommt ein miserables Schulsystem, das meist im Frontalunterricht einer Lehrperson vor einer Klasse mit 40-50 Schülern besteht, die oftmals eng aneinander gepfercht in Bänken sitzen, so dass sie kaum Ellbogenfreiheit zum Schreiben haben. Was die Sitzgelegenheit für die Schüler anbelangt, hat sich die Situation in letzter Zeit zwar gebessert. Während noch vor zwei bis drei Jahren ganze Kinderkarawanen mit ihren kleinen Plastikstühlen auf dem Kopf zum nächsten Schulhaus marschierten, sind heute doch die meisten neuen Schulräume – und von denen hat die Regierung viele aus dem Boden gestampft – möbliert. Leider vermitteln die meisten Lehrer nur gerade den in ihren Büchern vorgegebenen Unterrichtsstoff ohne sich einen Deut um die Kinder zu kümmern oder ihnen auch nur ansatzweise Perspektiven fürs Leben aufzuzeigen. Mit dem Schliessen ihre „Unterrichtsbuches“ ist für sie die Aufgabe beendet. Von individueller Förderung scheinen sie nie was gehört zu haben.

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