9. März 2014
Anlässlich des weltweit begangenen Tages der Frau, dem hier
im Fernsehen recht ausgiebig Platz eingeräumt wurde, habe ich ebenfalls die
Stellung der Frau in Angola etwas näher betrachtet. Ganz generell ist dazu ja
zu sagen, dass die Frau lediglich im zweiten Glied steht und der Mann das Sagen
hat oder besser ausgedrückt, die Frau die Arbeit machen muss und der Mann sich
selbst lieber bedienen lässt. So gesehen ist es vielleicht ein Glück, dass der
Islam seitens der Regierung auf der Liste der nicht offiziell anerkannten
Religionen steht, hätte der Mann sonst auch noch aufgrund der Religion einen
Freipass, seine Frau als ihm jederzeit zur Verfügung stehendes Eigentum zu
betrachten (so wenigstens wird es ja von den meisten interpretiert).
Dem gegenüber ist die Praxis der Frauenförderung eines
kommunistischen Systems, wie offiziell ja in Angola etabliert, bedingt positiv,
sind doch in allen Gremien Frauen vertreten, im Parlament sogar mit einem guten
Drittel. Negativ fällt für mich die Ansicht ins Gewicht, dass es als
selbstverständlich gilt, dass die Frau ausser Haus arbeitet, sofern sie eine
Anstellung findet, was eben oft doch leichter möglich ist als für Männer. So
arbeiten denn viele Frauen als Haushalthilfen, Köchinnen, Wäscherinnen oder
auch im Reinigungsdienst des Staates, z.B. als Strassenfegerinnen (Lubango hat
eine grosse Equipe davon). Was das Salär betrifft, steht in einem anderen Buch!
Wer eine Schulbildung hat, verdient auch als Frau den Lebensunterhalt – all zu
oft alleine für die ganze Familie – oftmals beim Staat, beispielsweise als
Pflegefachfrau im Spital, als Lehrerin, bei der Polizei oder anderswo im
Staatsdienst, einige auch im privaten Sektor. Dass dabei die Frau oft ganztags
ausser Haus ist und die Kinder sich selbst überlassen sind, scheint niemanden
zu kümmern. Gut, die Kleinsten sind so lange sie gestillt werden, immer mit der
Mutter, ausser sie arbeite beim Staatsdienst.
Nicht vergessen zu erwähnen darf ich all die vielen Frauen,
die meisten ohne oder mit nur geringer Schulbildung, die täglich ihre Produkte
auf dem Markt oder an der Strasse absetzen, um damit den Lebensunterhalt ihrer
Familien zu bestreiten. Oft haben sie schon kilometerlange Wegstrecken
zurückgelegt, bevor sie morgens in aller Früh bei einem Grossimporteur Lebensmittel
oder andere Güter einkaufen, um sich dann mit den Kleinsten auf dem Rücken ins
Marktgewühl zu stürzen und am späten Nachmittag den Heimweg anzutreten, um zu
Hause noch ihre Familien zu versorgen, denn jobsharing kennt kaum jemand. Dass
darunter ein wichtiger Faktor der für die Mutter vorgesehenen Rolle als
Erzieherin leidet, liegt wohl auf der Hand. Wie die Zukunft der in dieser
Situation heranwachsenden Kinder, resp. der Gesellschaft, die sie einmal
repräsentieren, aussehen wird, steht wohl in den Sternen. Wenn in früheren
Zeiten, wie auch heute noch vielerorts auf dem Lande, die Rolle der Frau sehr
hart war - erstrecken sich ihre Tätigkeiten doch von Mais stampfen, Beschaffen
weiterer Nahrung und Wasser holen für den täglichen Bedarf über Feld- und
andere Hausarbeiten - so waren die Kinder bei diesen Arbeiten doch mit dabei
oder wenigstens eingebettet in die weitere Familien- und Dorfgemeinschaft.
Ich meinerseits habe mich diese Woche deshalb gefreut über
die Anfrage einer Schwester, wöchentlich einmal ihre Internats-Mädchen zu
unterrichten. Dass frühzeitige Unterweisung nötig ist, zeigt sich auch in der
Feststellung, die wir immer wieder machen, dass Änderungen bei Menschen, die
ohne Perspektive ihre Arbeit verrichten, oft kaum möglich sind, vor allem, wenn
deren Sinn resp. Resultat nicht gleich auf dem Tablar serviert werden kann,
sondern ein längerfristiges Ziel anstrebt. Aus dieser Sicht kann es wie erwähnt
nur positiv sein, auch bei der Frauenförderung bereits bei den Mädchen
anzusetzen, denn ihr anzustrebendes Frauenbild bezieht sich leider allzu sehr
auf die aus den brasilianischen Novelas vorgegaukelten „Realitäten“, die sie im
Fernsehen konsumieren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.