19. Oktober 2014
Diese Woche hatte das Wasserprojekt in Tunda Priorität. Wir
wollten endlich Klarheit, inwieweit sich die Regierung daran beteiligt. Der
erneute Vorstoss mit Tarcisios Hilfe scheint sich zu lohnen. So fuhren wir denn
am Donnerstag mit einer 3er Delegation vom Wasser- und Elektrizitätswerk von
Lubango nach Tunda. Daselbst wurden die zwei bereits vor Monaten ausgesteckten,
nahe der Schule gelegenen Plätze für mögliche Bohrungen inspiziert. Ferner
stiegen wir die steile Böschung zum alten Wasserloch hinunter, welches sich
mehr oder weniger nur noch als Kloake präsentierte. Zu unserem Erstaunen war
auch das daneben liegende Bachbett praktisch ausgetrocknet, während es die
Woche zuvor noch ein Rinnsal führte. Der vor Ort zuständige Katechist
bestätigte denn auch, dass die Einheimischen, die ein Mopet besitzen täglich in
die 15 km entfernte Farm oder eine andere ebenfalls 20 km entfernte
Wasserstelle fahren, um Kanister zu füllen. Wer diese Möglichkeit nicht habe,
leide eben oder es bleibe ihm nichts anderes übrig als für einen mit Wasser
gefüllten Kanister (ca. 15 lt) umgerechnet ungefähr zwei Franken zu bezahlen.
Die prekäre Situation hat wohl auch dazu beigetragen, dass es für die Inspektoren
ausser Frage war, diese Bohrung zu realisieren. Da aber auch das Schulgebäude
diesem Namen spottet und nur für wenige der ca. 300 Schüler Platz bietet,
rückte plötzlich ein Grossprojekt mit Schulpavillons, Sanitätsposten und
natürlich der Wasserversorgung in den Vordergrund. Die Inspektoren werden nun
einen Kostenvoranschlag ausarbeiten, zu welchem die Regierung dann ihr O.K.
geben müsste. Doch hat es reelle Chancen, denn ein solches Projekt hätte
natürlich mehr Gewicht für das Ansehen eines Gouverneurs als nur eine einfache
Wasserbohrung. Hoffen wir das Beste.
Leider fand bei der Besichtigung der Schule kein Unterricht
statt, denn die meisten Schüler und Lehrer sowie der Schulleiter nahmen an der
Beerdigung eines 13-jährigen Mädchens teil, das tags zuvor wegen eines
Schlangenbisses verstorben war. Die Schülerin wollte an einem Baum ganz kleine
Früchte pflücken und umklammerte dabei eine dünne, äusserst giftige Schlange,
die sich eben auf den betreffenden Ast gelegt hatte und welche, da sie die
gleiche Farbe angenommen hatte, praktisch nicht zu erkennen war. Erwachsene wissen
um diese Gefahr, aber Kinder eben denken oft nicht daran. Sonst scheut diese
Tier den Menschen.
In einem der letzten Berichte habe ich auch die neue von den
Chinesen erbaute Stadt, ca. 20 km ausserhalb Lubango erwähnt. Auf dem Weg nach
Tunda ist diese enorme Massensiedlung gut sichtbar. Wir benützen die
Gelegenheit, die Inspektoren vom Wasseramt nach der Wasserversorgung einer so
grossen „Siedlung“ zu fragen. Die ehrliche Antwort lautete, dass noch niemand
die Lösung kenne. Doch soll, wie wir aus einem Bericht einer Zeitschrift
entnehmen konnten, die für 700‘000 Einwohner konzipierte Stadt 2017 besiedelt
sein. Die Kinder mitgezählt dürfte es eine Millionenstadt werden. Dass die
vorgesehene Kapazität tatsächlich diese Grösse umfasst, könnte hinkommen, haben
wir doch in einer einzigen Häuserblockreihe 84 Wohnblocks à 12 Wohnungen
gezählt und solche Reihen gibt es mehrere, nebst den vielen Tausend Reihen-Einfamilienhäuschen.
Angesichts der Ebola-Epidemie in den nördlichen Staaten von Afrika drängt sich
die Frage auf, wie in einer solchen Stadt auch einer einfachen Epidemie Einhalt
geboten würde. Gut, daran darf man auch kaum denken angesichts der Bairros in
der jetzigen Stadt, geschweige denn in der Hauptstadt, die laut der Volkzählung
mehr als 6 Mio. Menschen beträgt, von denen wahrscheinlich mehr als die Hälfte
in solchen Elendsvierteln lebt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.