26. Oktober 2014
Freitag, 24.10.: Ich geniesse es, wieder einmal auf einem
Coiffeurstuhl in einem europäisch eingerichteten Salon in Lubango zu sitzen.
Erst muss ich aber einmal mehr die Gegensätze von heute Morgen etwas setzen
lassen. Zuerst war da mal der Stress mit einem dieser vielen Ämtern. Um unser
Visum zu verlängern brauchen wir eine Wohnortsbescheinigung von hier. Während
wir dies letztes Jahr in der Administration der Stadt selbst erhielten, verlangten
sie letzte Woche erst eine Bestätigung von der Administration Mapunda, zu der
unser Viertel gehört. Da die Beamten daselbst uns nicht persönlich kannten,
mussten wir den dafür zuständigen Volksvertreter aus unserem Kreis dazu holen
(Mapunda selbst besteht eben auch aus verschiedenen grossen Kreisen oder
Vierteln, wie man dies auch immer benennen mag). Obwohl der betreffende
Vertreter uns auch nicht persönlich kannte, bestätigte er doch problemlos, dass
wir auf der Missionsstation der la Salette-Patres in Mapunda residieren.
Wenigstens wurde uns dieses Dokument noch gleichentags ausgehändigt - obwohl
der Beamte mit einem seltsamen Kreisen seines Zeigefingers über der Tastatur
seiner Schreibmaschine, um die den betreffenden Buchstaben zu avisieren doch
eine gewissen Zeit dafür beanspruchte - so dass wir es anderntags (in der
Zwischenzeit hatte das Büro der Stadt geschlossen) zur Administration der Stadt
bringen konnten. Dort wurde jedoch zur Ausstellung des benötigen Papiers eine
Frist von 5 Tagen eingeräumt, welche heute ablief. Doch nach einem
halbstündigen Füsse treten in der Warteschlange erhielt ich leider nur die
Bestätigung, dass das Dokument noch nicht bereit liege.
So fuhr ich denn mit Juliana zum lokalen Markt, dessen
Eingang nach dem vorgestrigen Regen einer Schlammwüste glich und kämpfte mich
zwischen dem Abfallgemüse und vor Dreck strotzenden Kindern und am Boden
kauernden, ihre Ware feil bietenden Frauen zur Früchtehalle, wo ich Äpfel und
Orangen in verpackten Kartons erstand. Und nun relaxe ich eben im
Coiffeurstuhl!
Sonntag, 26.10.: Die Odysee der Gegensätze ging anschliessend
an den Coiffeurbesuch gleich weiter, denn ich ging zu Fuss quer durch die Stadt
zum Haus der Schwestern, wo Willi die letzten Installationsarbeiten ausführte. Auf
diesem Wege überquerte ich gepflegte Hauptstrassen, abwechselnd mit Löchern
übersäten Nebenstrassen, um anschliessend eine Abkürzung durch ein zum
ausgetrockneten Flussbett abfallenden Quartier zu nehmen, in welchem Kinder in
engen schmutzigen Gassen neben Abfallbergen spielten. Für mich spotten diese
Behausungen jeder Menschenwürde. Freilich plant die Regierung, diese Viertel
aus der Stadt verschwinden zu lassen, doch damit wird wohl das Problem nicht
behoben sein. Es dürfte wohl kaum eine Lösung sein, die Menschen einfach zu zwangsevakuieren
und 20 km ausserhalb der „schönen“ Stadt anzusiedeln. Sicher aber hat der
einfache Bürger dazu nichts zu sagen.
Am Donnerstag besuchten wir mit P. Viktor ein zu unserer
Pfarrei zugehöriges Zentrum. Es war ihm ein Anliegen, nach langer Abwesenheit
die Menschen dort zu begrüssen. Gleichzeitig nützte er die Gelegenheit, die
Armen dort mit einigen für den Alltag notwendigen Dingen wie Oel, Reis etc. zu
unterstützen. Arm sein bedeutet vor allem behindert, alt und gebrechlich oder auch
Witfrau zu sein. Denn Renten wie wir sie kennen werden leider keine ausbezahlt.
Nur ehemalige Staatsangestellte und Militärangehörige kommen seit einiger Zeit
in diesen Genuss. Es ist aber jedesmal ergreifend wie dankbar diese Menschen
sind und vor allem mit welcher Fröhlichkeit sie ihren nicht leichten Alltag
meistern.
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