Sonntag, 9. November 2014


9. November 2014 

Flexibilität ist eine für Afrika unerlässliche Tugend, entweder sie ist dir angeboren oder du eignest dir sie an, wenn du nicht unter Dauerstress leiden willst. So haben wir auch diese Woche unsere Pläne weitgehend umgestellt und einige vorhergesehene Arbeiten vorerst mal vertagt. Denn eigentlich waren Elektroarbeiten in Chicomba und in Hoque geplant; im letzteren Ort wollte ich gleichzeitig den Nähkurs mit den internen Mädchen beenden. Zudem sollte in Chongoroi das Dach einer Kapelle wenigstens provisorisch gedeckt werden, da der Wind einen Teil der Wellbleche fortgetragen hat. Alle diese Arbeiten wären mit längeren Wegstrecken verbunden gewesen. Doch war Willi dann zwei Tage ausser Gefecht, weil er im Verborgenen mit Mücken Freundschaft geschlossen hatte oder wahrscheinlich sie mit ihm, denn eigentlich mag er diese Viecher überhaupt nicht. Doch legt sich die Angelegenheit jeweils schnell wieder dank des bitteren Artemisa-Tees, den wir jeden Morgen trinken. Anderntags verlangte unser Fahrzeug noch einen unvorhergesehenen Spezialservice und schlussendlich konnten wir wahrscheinlich noch froh sein, nicht nach Chicomba gefahren zu sein, denn in einem Anruf von Sr. Leonore, die als Krankenschwester dort arbeitet, schilderte sie uns die Strasse als unpassierbar nach den letzten Regenfällen. Es ist dies auch eine der Strassen, die in Luanda als asphaltiert abgehakt sind und bei der, wie in so vielen anderen Angelegenheiten, das Geld einen desvio (Umweg) genommen hat, wie die Einheimischen es hier ausdrücken. Korruption lässt grüssen und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen öffnet sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter, was auch die Kriminalität, besonders in den Städten, immer mehr ansteigen lässt. 

Dessen bewusst wurden wir uns gerade diese Woche aufs Neue. Wir fuhren mit P. Viktor zum Haus, in welchem Willi Elektrisch und Wasser installiert hat, um ihm den Stand nach der Renovation zu zeigen und in welches Schwestern demnächst einziehen wollten. Dort angekommen mussten wir feststellen, dass es die vorherige Nacht von Besuchern heimgesucht worden war, welche sowohl Kochherd, Kühlschrank und Tiefkühltruhe (alles mobil) mitlaufen liessen. Freilich ist der ganze Deal über einen Informanten gelaufen, der gewusst hatte, dass das Haus bereits zum Teil möbiliert, aber noch nicht bewohnt war. So hatten die Diebe alle Musse, auf der Rückseite des Hauses, das durch eine Mauer vom benachbarten Grundstück abgegrenzt ist, das Fenstergitter aus der Verankerung zu lösen, resp. herauszuspitzen. Das Gewitter mag sie bei ihrer Tätigkeit noch unterstützt haben. Die Schwestern sind dann gleichentags noch eingezogen um zu verhindern, dass in der folgenden Nacht das restliche Mobiliar noch abtransportiert würde. Übrigens wurde während der Renovationsarbeiten eines Tages dem Maurer das Mopet aus dem Innenhof(!) gestohlen während er an der Rückseite des Hauses beschäftigt war. 

Wir machen nächste Woche einfach noch was möglich ist und freuen uns riesig, nächsten Samstag nach Luanda zu fliegen und am Sonntagabend dann weiter in die Schweiz für einen Urlaub bis zum 26. Dezember. 

Also bis bald!

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