Sonntag, 18. Oktober 2015


18. Oktober 2015
Wie angekündigt sind wir letzten Sonntag zu unserer Bergstation Kola gefahren. Nicht, dass diese höher liegt als Mapunda, doch ist sie eben auf einer Anhöhe angesiedelt, am Fusse eines weiteren Hügels, auf welchem sich früher die Festung eines Häuptlings befand. Die Lage erinnert wirklich an eine Bergstation in der Schweiz mit Ausblick auf das weite Land und auch das Klima ist entsprechend angenehm, nachts eher etwas kühl. Die letzten Kilometer gleichen auch keiner Strasse mehr, sondern eher einem Bachbett oder einer Suche nach der richtigen Fährte durch den Busch. Doch fühlten wir uns sehr wohl her oben trotz fehlender Internetverbindung und Handynetz.
Willis Aufgabe bestand vor allem darin, Verbindungen vom neuen Generator zu den verschiedenen Gebäuden herzustellen (Patres-, Schwesternhaus, Kirche, Mädchen und Knabeninternat, Krankenstation). In einer ersten Phase realisierte er nun eine Freileitung zum Patres- und Schwesternhaus sowie zur Kirche. Die anderen Verbindungen werden wir wohl im Januar in Angriff nehmen, denn wichtig war noch die weitere Abklärung eines Wasserprojektes, da die Quelle vom Berg praktisch versiegt ist, d.h. nur noch während der Regenzeit für das Trinkwasser reicht. Da zwei Bohrungen nichts gebracht haben, gewinnt die Option Fluss Priorität. Zurzeit fahren die Patres dreimal täglich über eine bachbettähnliche Strasse zum ca. 1 km entfernten und ca. 150 m tiefer gelegenen Fluss um für die je etwas über 140 internen Mädchen und Knaben sowie die Schwestern in grossen Fässern das Wasser für den täglichen Gebrauch (Kochen, Wäsche, Körperpflege) hochzufahren. Oben angekommen verteilen die Knaben und Mädchen das kostbare Nass mit Kübeln an die vorgesehenen Stellen. Trinkwasser wird eigens von einer noch weiter entfernten Quelle geholt. Man stelle sich mal diesen Aufwand vor! Willi hat nun nach vorangegangener Rücksprache mit einer Firma in der Schweiz die nötigen Daten ausgemessen und gesammelt, um das Wasser mit einem Widdersystem zur Station hochzupumpen. Fehlt nur noch der Sponsor für das Projekt.

Unterstützung vom Staat kann in der jetzigen wirtschaftlichen Situation kaum erwartet werden, im Gegenteil werden bisherige Unterstützungen, bestehend aus Mais- und Bohnenrationen, sogar sistiert, wie letzte Woche an einem Meeting von Internatsvorstehern mit Vertretern der Regierung bekanntgegeben. Eigentlich eine kaum vorstellbare Situation wenn man bedenkt, dass die Regierung von Luanda öfters Strassenboys in die weit entfernte Missionsstation „abschob“ und sich nun von jeder Verpflichtung zurückzieht! Auf unsere Frage, ob sie nun gedenken, einige dieser Knaben zurückzuschicken, meinten die Patres, dass dies kaum möglich sei, denn es befänden sich ja auch Waisen darunter oder Knaben, die nirgendswo noch ein Zuhause haben.
Erstaunt hat uns auch die Tatsache, dass in dieser Schule, die der Mission unterstellt ist, lediglich 50% der Lehrkräfte vom Staat entschädigt werden, d.h. auch vom Staat angestellt sind, die übrigen ohne Entgeld arbeiten. Den einzigen Vorteil, den sich letztere von ihrer selbstlosen Arbeit erhoffen können, ist, dass sie bei einem Ersatz eines Staatslehrers als nächste vom Staat angestellt werden.
Übrigens habe ich u.a. mit ca. 50 Internats-Mädchen Umhängetaschen genäht. Für alle hat die Zeit leider nicht gereicht. Die Kleineren musste ich auf das nächste Mal vertrösten, ebenso die vielen Knaben, die bereits anstanden.
Auch politisch brodelt es vor allem bei den Jugendlichen in den Städten ein wenig: die scheinbar überall präsente Kontrolle vermag nicht mehr immer alles unter dem Deckel zu halten. So sind in letzter Zeit drei gravierende Fälle international durchgedrungen, so dass sie nicht mehr problemlos unter den Tisch gewischt werden können. Auch birgt die steigende Inflation halt doch etwas Zündstoff.
Überraschenderweise war die vor unserer Abreise durch den Sturm unterbrochene Stromzufuhr wieder instand gestellt worden, so dass wir uns ausgiebig unter die warme Dusche stellen konnten. Freilich mit der Zeit gewöhnt man sich auch anstelle der Brause einen Kübel mit kaltem Wasser über sich zu giessen, wichtig scheint dann nur noch, dass Wasser vorhanden ist.

 

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