Samstag, 10. Oktober 2015


10. Oktober 2015
Diese Woche hat die Regenzeit mit unerwarteter Intensität das Zepter übernommen. Nicht dass es den ganzen Tag regnet; meist beginnt der Tag mit strahlendem Sonnenschein. Doch heizt die Sonne dann bis in die Nachmittagsstunden extrem auf und innert Minuten kommt starker Wind auf und die Stimmung schlägt um in extreme Niederschläge, meistens allerdings nicht von allzu langer Dauer. Doch gestern goss es nun wirklich wie aus Kübeln; zudem war der Regenschauer begleitet von orkanartigen Böen und Hagel. An einen Niederschlag dieser Intensität konnte sich selbst Viktor während seiner vielen Jahr in Angola nicht erinnern. Fazit: überall Steine und Schutt, die weggeschwemmt wurden und abgebrochene Äste, die Dächer beschädigten und u.a. auch die Stromleitung zu uns herunterrissen, was zur Folge hat, dass wir nun voraussichtlich tagelang ohne Strom bleiben. Da ich diese Woche vorwiegend in der Nähstube arbeitete, hatte ich schon etwas Mühe zu akzeptieren, dass die Stadt, jedes Mal den Strom abstellt, sobald ein Gewitter im Anzug ist – und jetzt natürlich der totale Ausfall! Freilich kann ich notfalls auf den Generator zurückgreifen, aber eben nur wenn dieser anderweitig auch gebraucht wird (und nicht nur für meine Nähmaschine).
Doch morgen fahren wir ja für 7-10 Tage nach Cola, unserer Missionsstation in den Bergen, wo u.a. Elektroinstallationen und die weitere Abklärung eines Wasserprojektes auf Willi warten. A propos Wasser: Heute Morgen sind wir mit Steve, unserem befreundeten Augenarzt, zum Projekt der Pastorinhas gefahren, um die Wassersituation dort zu begutachten, denn zurzeit gibt die Wasserleitung der Stadt das kostbare Nass nur in Tropfen, so dass die Mädchen (zurzeit 27 Interne) nicht mal ihre Wäsche waschen konnten. Das Trinkwasser müssen die beiden Betreuerinnen dazu kaufen. Steve, der die Gabe des Ortens von Grundwasser besitzt, stiess tatsächlich im Bereich des Gartens auf zwei Plätze mit Grundwasser, bei welchen sich aufgrund des intensiven Ausschlages der Spürruten eine Bohrung lohnen würde. Anschliessend haben Willi und ich dieses Metier auch versucht und sind tatsächlich auf das gleiche Resultat gestossen. War echt spannend!
Nur steht jetzt die Gretchenfrage an: Wer bezahlt die Bohrung, resp. dann auch die Pumpe und den Tank? Willi hatte am Freitag diesbezüglich ein Meeting mit einem Vertreter der Wasserkooperation der Stadt und dem Vorsitzenden von Unicef; letztere setzt sich vor allem für die Förderung der Frauen und Mädchen ein. Doch auch hier scheint das Geld nicht mehr in Strömen zu fliessen und bei der staatlichen Wasserkooperation hiess es, sobald wieder Geld eingehe, dieses zuerst für die Realisierung der Projekte von 2014 eingesetzt werden müsse. Momentan sitzen sie also auf dem Trockenen und mit den extrem tiefen Ölpreisen dürfte sich dies wohl so schnell nicht ändern. Da ist guter Rat teuer! Erwähnt doch auch die Unicef in einem kürzlich veröffentlichten Relatorio, dass 48% der Landbevölkerung mehr Zeit aufwende für die Beschaffung von (Trink)wasser als für jegliche andere Tätigkeit. Wenn man demnach bedenkt, dass ein Schulkind mehr Zeit einsetzt für das Herholen von Wasser als für den Schulbesuch, spricht dies ja wohl für sich. Und Wasser ist bekanntlich lebenswichtig, vor allem sauberes Trinkwasser. Dass der Sauberkeit nicht immer die nötige Beachtung geschenkt wird, dafür spricht sicher auch die Tatsache, dass über 80% der Durchfallerkrankungen mit tödlichem Ausgang (vor allem bei kleinen Kindern) auf verschmutztes Wasser zurückzuführen sind!
Nun wir werden jedenfalls das Wasserprojekt der Pastorinhas Unicef vorlegen und hoffen auf eine gute Fügung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.