14. Februar 2016
An erster Stelle möchte ich etwas präzisieren, was im
letzten blog eventuell missverstanden werden könnte, und zwar handelt es sich
um den Fall der erwähnten Gelbsucht, resp. Hepatitis, welche die Familie des
Betroffenen mit Gelbfieber interpretierte. Dazu bleibt zu erwähnen, dass im
sekundären Stadium von Gelbfieber tatsächlich auch eine Hepatitis auftreten
kann. Doch wies der betreffende Fall eindeutig andere Ursachen auf und die
Leute zogen ihre Schlussfolgerung lediglich aufgrund der aufgetretenen Gelbfärbung
der Haut, vor allem der Augen. Ausserdem wurde in der Zwischenzeit
festgestellt, dass sämtliche Gelbfieber-Patienten ursprünglich aus einem
riesigen Elendsviertel der Hauptstadt stammten oder mindestens in letzter Zeit
dort verkehrt hatten. Dazu ist zu sagen, dass Luanda seit Monaten ein enormes
Abfallproblem hat, da die Stadt seit geraumer Zeit mit den Lohnauszahlungen der
Mühlmänner im Rückstand ist, so dass letztere seit einigen Wochen die Arbeit
niedergelegt haben, was natürlich zu riesigen Abfallhalden auch in den
Wohngebieten führt, deren hygienische Verhältnisse naturgemäss schon sehr zu
wünschen übrig lassen. Hinzu kommt nun, dass sich während der Regenzeit an der
Periphere solcher Mühlhaufen Wasseransammlungen bilden, die natürlich eine
einladende Brutstätte bilden für die Stechmücken, die für die Übertragung des
Gelbfiebers verantwortlich sind (selbstverständlich führen auch die
Malariamücken bei diesem Angebot Freudentänze auf!). Nebenbei ist vielleicht
noch zu erwähnen, dass das Problem nie ganz behoben sein wird, selbst wenn die
Abfallberge weggeräumt würden, da der ganze Mühl einfach in einer Halde
ausserhalb der Stadt landet, da im ganzen Land keine einzige Kehricht-Verbrennungsanlage
existiert.
Allerdings muss man der Regierung zu Gute halten, dass sie
in der Hauptstadt gleich Impfkampagnen organisiert hat, doch reicht oft der
Impfstoff nicht aus, um die Menschenmenge zu versorgen.
Doch scheint dies zurzeit nicht das vordringlichste Problem
zu sein. In aller Munde ist die Inflation, die keine Grenzen zu kennen scheint,
so dass sich die ersten Auswirkungen bereits bemerkbar machen, weil es den
Menschen kaum mehr für das Nötigste reicht. Um dies an einem Beispiel zu
veranschaulichen: Vor unserem letzten Urlaub im November 15 zahlte ich für
einen Sack Reis à 25kg 2400 AKz [Kwanza] (vor Jahresfrist war er noch 1900).
Nach unserer Ankunft im Januar 16 bezahlte ich für die gleiche Menge 4650 AKz
und gestern musste ich dafür bereits 8500 hinblättern! Auch das
Hauptnahrungsmittel fuba (Maismehl) hält sich ungefähr in diesem Rahmen. Bei
den Ernährungs- und Kochkursen habe ich den Teilnehmerinnen jeweils ein
Säcklein Reis und eine Flasche Öl mitgegeben, damit sie das Gelernte zu Hause
umsetzen konnten (den Rest wie Gemüse etc. mussten sie selber beisteuern). Sollte
die Inflation in diesem Tempo fortschreiten, wird es wohl schwieriger werden,
diese „Tradition“ beizubehalten, sind doch bereits jetzt die Auslagen für einen
Kurstag 4x höher als noch vor Jahresfrist. Das Schlimme für die Menschen ist,
dass nie eine Gehaltserhöhung erfolgte; im Gegenteil ist die Kaufkraft
entsprechend gesunken. Konnte eine Angestellte mit umgerechnet ca. 150 US$ im
Monat rechnen, bekäme sie heute für das gleiche Gehalt keine 100 US$ mehr,
abgesehen davon, dass die Banken schon seit längerer Zeit keine fremden
Währungen mehr auszahlen; selbst wenn du ein Dollarkonto besitzt, wird der gewünschte
Betrag nur in einheimischer Währung ausbezahlt. Im internationalen Handel gilt
Angola als kreditunwürdiges Land, selbst beim grossen Bruder in China hat der
Staat kürzlich eine Abfuhr erlitten, während sich die Schuldenspirale
unaufhörlich nach oben dreht. Bleibt nur die Frage: Quo vadis Angola?
Diese Situation erfordert auch von uns immer wieder eine
Neu-Beurteilung unserer Strategien in unserer Arbeit, vor allem, da auch die
ersten Bittsteller vor der Türe stehen, denen wir begreiflicherweise nicht die
Tür vor der Nase zuschlagen können, die wir aber auch nicht mit einem Almosen
abspeisen können, sonst hätten wir dann gleich eine Warteschlange vor der Tür
mit echten und anderen Bittstellern.
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