Sonntag, 7. Februar 2016


6. Februar 2016
Es ist 6 Uhr morgens. Hinter den Wolken- und Nebelschleiern geht langsam die Sonne auf. Seit einer halben Stunde sind wir unterwegs zurück nach Mapunda. Wir werden die ca. 12-stündige Fahrt diesmal an einem Tag bewältigen. Vorerst war geplant, bereits am Donnerstag zurückzukehren, doch liess die Arbeit es einfach nicht zu; vor allem wenn dein Arbeitsweg 850 km beträgt, kannst du nicht schnell nach dem Wochenende nochmals für 2 Tage hinfahren, um das Wichtigste abzuschliessen. So ist es inzwischen Samstag geworden, dafür brennen im ganzen grossen Gebäude alle Lampen und funktionieren sämtliche neu montierten Steckdosen und dies nachdem Willi die gesamte Elektroinstallation neu eingezogen und an den neuen grösseren Generator angeschlossen hat. Ebenso verfügen die beiden Pfarreibüros und die Sakristei über neue Elektroinstallation. Alles in allem bedeuteten die vergangenen Tage einen gewaltigen Arbeitseinsatz. Bei unserem nächsten Besuch (voraussichtlich im September) wartet nun noch die Kirche auf eine Neuinstallation. Dafür fehlte uns schlichtweg die Zeit und auch das Material (hier in der Gegend gibt es praktisch nichts zu kaufen). Die jetzige Beleuchtung der Kirche besteht aus vom offenen Dachgebälk herabhängenden Lampen, die gesamthaft an einen kleinen Generator angeschlossen sind. Unser Problem bestand u.a. auch darin, dass wir auch mit unserer mitgeführten Auszugsleiter das Dachgebälk nicht erreichen konnten. Auf unsere Frage, wie denn die Lampen montiert worden seien, lautete die einfache Antwort: Jemand sei den Balken entlang geklettert und habe die Drähte zusammengedreht – ziemlich zirkusreif!! (Suva lässt grüssen!) Zurzeit wird die Kirche neu gestrichen, auch da ist es ratsam, nicht zu genau alle akrobatischen Einsätze mit zu verfolgen! 

Auch sonst scheinen sich die Menschen hier mit einem äusserst bescheidenen Lebensstil zu arrangieren, sei es in Essensgewohnheiten, Kleidung, aber auch Bildung oder medizinischen Versorgung. So erzählte mir die Köchin an einem Tag, dass ihre Nichte heute ihr erstes Kind tot geboren habe. Auf Nachfrage sollte die Frau nach Meinung ihrer Mutter das Kind nach alter Tradition zu Hause gebären und wurde entsprechend zu spät in Spital gebracht; allerdings ist zum letzteren zu erwähnen, dass in diesen Institutionen oft auch die nötigen Apparaturen fehlen und meistens auch keine Medikamente vorhanden sind, was die Menschen begreiflicherweise auch von einer Konsultation abhält. Im weiteren Gespräch ergab sich, dass dies die zweite Frau des betreffenden Mannes sei, nachdem bei seiner Ersten fünf Kinder im Mutterleib oder nach der Geburt gestorben seien. Da nun dasselbe Schicksal auch bei der zweiten Frau erfolgt sei, müsse die Ursache eindeutig beim Mann liegen – eine einfache Erklärung für ein eventuelles Rhesus-Problem bei der ersten Frau und Komplikationen während der Geburt bei der zweiten. Freilich müssen auch meine Überlegungen nicht zutreffen, doch ist eine Schuldzuweisung ohne medizinische Abklärung halt doch eine einfache Lösung. Dieselbe Unkenntnis der Dinge zeigt ein weiterer Fall: Ein Mann aus der Gegend starb diese Woche im Regionalspital, angeblich nach Aussagen der Familie an Gelbfieber, an welchem tatsächlich in der Region einige Menschen erkrankt sind und welche inzwischen auch bereits die ersten Todesopfer gefordert hat. Der erwähnte Mann – so die Familie – sei ganz gelb gewesen. Nach Aussagen der Ärzte ist er aber an Hepatitis verstorben! Die beiden Beispiele zeigen einfach, welche Priorität Bildung hat. Besonders in dieser Gegend führt die Unwissenheit gerne zum Zauberer, denn schnell wird hinter einem unerklärlichen Schicksal – manchmal sogar, wenn die Ursache auf der Hand liegt – Verwünschung vermutet. In dieser Hinsicht wartet noch viel Arbeit auf die beiden Patres, obwohl sie hier schon Grosses geleistet haben. 

Nicht dass es auch hier einige vom Wohlstand und entsprechender Bildung gesegnete Menschen gibt, so beispielsweise die Administratorin vom Ort, die uns als Wohltäterin der Mission auf ihrem Gebiet zum Abendessen einlud. Wir trauten unseren Augen kaum, als wir die luxuriöse Villa betraten und auch das Essen war echt vielfältig und mit Stil angerichtet. Im Nachhinein erfuhren wir, dass es sich bei der Köchin, die uns aufs Höflichste bediente, um die Schwester der Administratorin handelte. Es sei immer besser – so Pater Adriano – wenn ein Arbeitgeber, der eine höhere Position bekleidet einen solchen Posten an eine Vertrauensperson delegiert, also jemanden aus der Familie. Gut, der Missionsstation gegenüber scheint die Administratorin sehr wohlwollend und grosszügig eingestellt zu sein, verdanken sie ihr doch die gesamte Wasseranlage für das Haus. Dass sie als Administratorin, Präsidentin der örtlichen Partei und Lehrerin auch ein mehrfaches Gehalt bezieht, während sie die Infrastruktur (sprich Haus und Auto etc.) vom Staat zur Verfügung gestellt bekommt, sei nur nebenbei erwähnt. Einige wenige, die in dieser Gegend noch zu Reichtum gekommen sind, sind vermutlich im Geschäft mit Diamanten. Die meisten in diesem Geschäft Tätigen kommen jedoch von auswärts fahren auch regelmässig, um nicht erkannt zu werden, nachts in die benachbarten Diamantenminen. Sind mal die Handyverbindungen in der Gegend gekappt, so sei dies ein Zeichen, dass sich ein ganz „Grosser“ im Minengebiet befinden würde. Dies dürften jedoch nicht die einzigen Vorsichtsmassnahmen sein, auch auf der Strasse passierten wir mehrere Polizeikontrollen. 

7. Februar
 
So sind wir denn gestern Abend nach 13 Stunden wohlbehalten wieder in Mapunda angekommen, nachdem wir eine Stunde Mittagspause in Cubal eingeschaltet haben, wo wir immer herzlich willkommen sind. Zwar haben wir eine Stunde vor Ankunft in Cubal angerufen, dass drei hungrige Vagabunden unterwegs zu ihnen seien. Allerdings wäre dies nach afrikanischer Sitte nicht mal nötig gewesen, denn es ist eine Selbstverständlichkeit, dass du auf jeder Station auch ohne Voranmeldung verpflegt wirst und eine Übernachtungsmöglichkeit angeboten bekommst. Gastfreundschaft gehört zu den ungeschriebenen Gesetzen eines Afrikaners!

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