6. Februar 2016
Es ist 6 Uhr morgens. Hinter den
Wolken- und Nebelschleiern geht langsam die Sonne auf. Seit einer halben Stunde
sind wir unterwegs zurück nach Mapunda. Wir werden die ca. 12-stündige Fahrt
diesmal an einem Tag bewältigen. Vorerst war geplant, bereits am Donnerstag
zurückzukehren, doch liess die Arbeit es einfach nicht zu; vor allem wenn dein
Arbeitsweg 850 km beträgt, kannst du nicht schnell nach dem Wochenende nochmals
für 2 Tage hinfahren, um das Wichtigste abzuschliessen. So ist es inzwischen
Samstag geworden, dafür brennen im ganzen grossen Gebäude alle Lampen und
funktionieren sämtliche neu montierten Steckdosen und dies nachdem Willi die
gesamte Elektroinstallation neu eingezogen und an den neuen grösseren Generator
angeschlossen hat. Ebenso verfügen die beiden Pfarreibüros und die Sakristei
über neue Elektroinstallation. Alles in allem bedeuteten die vergangenen Tage
einen gewaltigen Arbeitseinsatz. Bei unserem nächsten Besuch (voraussichtlich
im September) wartet nun noch die Kirche auf eine Neuinstallation. Dafür fehlte
uns schlichtweg die Zeit und auch das Material (hier in der Gegend gibt es
praktisch nichts zu kaufen). Die jetzige Beleuchtung der Kirche besteht aus vom
offenen Dachgebälk herabhängenden Lampen, die gesamthaft an einen kleinen
Generator angeschlossen sind. Unser Problem bestand u.a. auch darin, dass wir
auch mit unserer mitgeführten Auszugsleiter das Dachgebälk nicht erreichen
konnten. Auf unsere Frage, wie denn die Lampen montiert worden seien, lautete
die einfache Antwort: Jemand sei den Balken entlang geklettert und habe die
Drähte zusammengedreht – ziemlich zirkusreif!! (Suva lässt grüssen!) Zurzeit
wird die Kirche neu gestrichen, auch da ist es ratsam, nicht zu genau alle
akrobatischen Einsätze mit zu verfolgen!
Auch sonst scheinen sich die
Menschen hier mit einem äusserst bescheidenen Lebensstil zu arrangieren, sei es
in Essensgewohnheiten, Kleidung, aber auch Bildung oder medizinischen
Versorgung. So erzählte mir die Köchin an einem Tag, dass ihre Nichte heute ihr
erstes Kind tot geboren habe. Auf Nachfrage sollte die Frau nach Meinung ihrer
Mutter das Kind nach alter Tradition zu Hause gebären und wurde entsprechend zu
spät in Spital gebracht; allerdings ist zum letzteren zu erwähnen, dass in
diesen Institutionen oft auch die nötigen Apparaturen fehlen und meistens auch
keine Medikamente vorhanden sind, was die Menschen begreiflicherweise auch von
einer Konsultation abhält. Im weiteren Gespräch ergab sich, dass dies die
zweite Frau des betreffenden Mannes sei, nachdem bei seiner Ersten fünf Kinder
im Mutterleib oder nach der Geburt gestorben seien. Da nun dasselbe Schicksal
auch bei der zweiten Frau erfolgt sei, müsse die Ursache eindeutig beim Mann
liegen – eine einfache Erklärung für ein eventuelles Rhesus-Problem bei der
ersten Frau und Komplikationen während der Geburt bei der zweiten. Freilich
müssen auch meine Überlegungen nicht zutreffen, doch ist eine Schuldzuweisung
ohne medizinische Abklärung halt doch eine einfache Lösung. Dieselbe Unkenntnis
der Dinge zeigt ein weiterer Fall: Ein Mann aus der Gegend starb diese Woche im
Regionalspital, angeblich nach Aussagen der Familie an Gelbfieber, an welchem
tatsächlich in der Region einige Menschen erkrankt sind und welche inzwischen
auch bereits die ersten Todesopfer gefordert hat. Der erwähnte Mann – so die
Familie – sei ganz gelb gewesen. Nach Aussagen der Ärzte ist er aber an
Hepatitis verstorben! Die beiden Beispiele zeigen einfach, welche Priorität
Bildung hat. Besonders in dieser Gegend führt die Unwissenheit gerne zum
Zauberer, denn schnell wird hinter einem unerklärlichen Schicksal – manchmal
sogar, wenn die Ursache auf der Hand liegt – Verwünschung vermutet. In dieser
Hinsicht wartet noch viel Arbeit auf die beiden Patres, obwohl sie hier schon
Grosses geleistet haben.
Nicht dass es auch hier einige vom
Wohlstand und entsprechender Bildung gesegnete Menschen gibt, so beispielsweise
die Administratorin vom Ort, die uns als Wohltäterin der Mission auf ihrem Gebiet
zum Abendessen einlud. Wir trauten unseren Augen kaum, als wir die luxuriöse
Villa betraten und auch das Essen war echt vielfältig und mit Stil angerichtet.
Im Nachhinein erfuhren wir, dass es sich bei der Köchin, die uns aufs
Höflichste bediente, um die Schwester der Administratorin handelte. Es sei
immer besser – so Pater Adriano – wenn ein Arbeitgeber, der eine höhere
Position bekleidet einen solchen Posten an eine Vertrauensperson delegiert,
also jemanden aus der Familie. Gut, der Missionsstation gegenüber scheint die
Administratorin sehr wohlwollend und grosszügig eingestellt zu sein, verdanken
sie ihr doch die gesamte Wasseranlage für das Haus. Dass sie als
Administratorin, Präsidentin der örtlichen Partei und Lehrerin auch ein
mehrfaches Gehalt bezieht, während sie die Infrastruktur (sprich Haus und Auto
etc.) vom Staat zur Verfügung gestellt bekommt, sei nur nebenbei erwähnt. Einige
wenige, die in dieser Gegend noch zu Reichtum gekommen sind, sind vermutlich im
Geschäft mit Diamanten. Die meisten in diesem Geschäft Tätigen kommen jedoch
von auswärts fahren auch regelmässig, um nicht erkannt zu werden, nachts in die
benachbarten Diamantenminen. Sind mal die Handyverbindungen in der Gegend
gekappt, so sei dies ein Zeichen, dass sich ein ganz „Grosser“ im Minengebiet
befinden würde. Dies dürften jedoch nicht die einzigen Vorsichtsmassnahmen sein,
auch auf der Strasse passierten wir mehrere Polizeikontrollen.
7. Februar
So sind wir denn gestern Abend nach
13 Stunden wohlbehalten wieder in Mapunda angekommen, nachdem wir eine Stunde
Mittagspause in Cubal eingeschaltet haben, wo wir immer herzlich willkommen
sind. Zwar haben wir eine Stunde vor Ankunft in Cubal angerufen, dass drei
hungrige Vagabunden unterwegs zu ihnen seien. Allerdings wäre dies nach afrikanischer
Sitte nicht mal nötig gewesen, denn es ist eine Selbstverständlichkeit, dass du
auf jeder Station auch ohne Voranmeldung verpflegt wirst und eine
Übernachtungsmöglichkeit angeboten bekommst. Gastfreundschaft gehört zu den
ungeschriebenen Gesetzen eines Afrikaners!
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