Dienstag, 30. August 2016


30.08.2016 

Leider kann ich nachstehenden blog erst heute aufschalten, da in der Kola kein Netz zur Verfügung steht. 

27.08.2016 

Ich sitze hinten im Landcruiser und während die Ende der Trockenzeit recht ausgetrocknete und entsprechend staubige Landschaft an mir vorüberzieht, kann ich so meinen Gedanken nachhängen.

Manchmal kann ich die Widersprüche in diesem Land nur schwer einordnen. Da ist einerseits die grosse Masse, die infolge der Inflation sich nur das Allernötigste leisten kann. Gleichzeitig jedoch triffst du im Supermarkt auf Menschenschlangen vor den Kassen. Es gibt sie also doch, die Menschen, die noch Geld zum Einkaufen haben. Doch wenn ich überlege, durch welche Menschenansammlung wir uns auf dem lokalen Markt ausserhalb der Stadt gekämpft haben, wo jeder durch Kleinhandel versucht etwas abzusetzen um aus dem Erlös sein Überleben zu sichern, ist die Zahl der Menschen, die es sich leisten können, im Supermarkt einzukaufen vergleichsweise doch gering. Was auch auffällt bei der Fahrt durch die Stadt und die Dörfer, wie viele angefangene Bauten zum Stillstand gekommen sind. In der letzten Zeit scheinen vor allem zwei Gründe dafür verantwortlich zu sein: einerseits fehlt oft das Geld zum Weiterbauen und andererseits immer mehr auch das Material. So kehrte Willi vergangene Woche etwas schockiert von der Stadt zurück, nachdem er im Lager des grössten Geschäftes für Baumaterialen fast leere Hallen vorgefunden hat und er zudem erfahren hat, dass über die Entlassung der halben Belegschaft diskutiert wird. Tatsache bleibt, dass die einheimische Währung im Ausland nicht umgesetzt werden kann und die Banken in Angola schon seit geraumer Zeit keine Dollars mehr freigeben. Da die Industrie im Land selbst noch verschwindend klein ist, muss eben Vieles im Ausland eingekauft werden und sofern es sich nicht um chinesische Importe handelt, deren Qualität sowieso fraglich ist, mit Dollar bezahlt werden.  

Wenn ich den Blick wieder nach draussen werfe, zeigt sich mir eine gelb-braune Steppenlandschaft, welche jedoch laut Tarcisio vor dem Krieg noch bewaldet gewesen sei. Die Abholzung und der infolge ausgetrocknete Boden, der ohne künstliche Bewässerung für Kulturen irgendwelcher Art nicht mehr taugt, sind ebenfalls ein ernst zu nehmendes Problem, welchem aber weder die Landbevölkerung (whs. aus Unwissen) noch die Regierung genügend Beachtung schenkt. So Vieles wird einfach als unabänderlich hingenommen. 

Folgende Begebenheit möchte nochmals die anfangs erwähnten Widersprüche aufzeigen. So sind wir vergangene Woche wieder mal nach Tunda gefahren, eine arme trockene Gegend ca. eine Autostunde ausserhalb der Stadt. Die Bevölkerung hat daselbst beschlossen, ein neues Schulhaus zu bauen, da die Versprechungen der Regierung im Sand verlaufen sind. Bis jetzt fand der Unterricht in der dafür zu kleinen Kapelle oder im Freien statt. Bei unserem Besuch, der vor allem der Forcierung einer Wasserbohrung galt, waren die Grundrisse für das neue Gebäude bereits ausgehoben und viele Lehmcubus lagen zum Trocknen in der Sonne. Der Heimweg führte uns an einem grossen Grundstück vorbei, welches mit einer riesigen Mauer aus roten Backsteinen eingezäunt war. Allein diese Ziegelsteine hätten für mehrere Schulhäuser gereicht, abgesehen vom Gebäude, welches wohl in diesem riesigen Grundstück gebaut werden wird und dies wohl für eine einzige Familie der oberen Schicht, nicht selten sogar nur für einen Wochenendsitz! 

An dieser Stelle war Ende mit Schreiben, waren wir doch von der Asphaltstrasse auf eine Naturstrasse abgebogen. Während auf der Asphaltstrasse Schreiben in begrenztem Masse möglich ist, sofern Willi nicht wegen Schlaglöchern oder dgl. abbremsen muss oder Kurven fährt, ist auf einer, oft Bachbett ähnlichen Naturstrasse nicht mehr daran zu denken. Da ist es vorteilhaft, dich etwas festzuhalten, damit du nicht mit blauen Flecken ans Ziel gelangst. 

Aber noch kurz zum Grund unseres Abstechers. Wir haben eine Missionsstation im Busch besucht, bei der die Regierung einmal ein Kommunikationssystem mit Solarplaques installiert hat und von welchem wir gehört haben, dass es tatsächlich funktioniere. Da auf unserer Missionsstation Kola, zu welcher wir gerade unterwegs waren, ebenfalls früher ein gleiches System installiert wurde, welches aber trotz intaktem Zustand schon länger nicht mehr funktioniert, wollte Willi sich vor Ort kundig machen, nachdem er es schon mehrmals bei der Telekommunikaktionsgesellschaft in Lubango vergeblich versucht hatte. Bruder Julio konnte ihm nun wirklich weiter helfen, indem er ihm die richtigen Kontaktadressen in der Hauptstadt vermitteln konnte. Dazu meinte er, wer in Angola nicht gleich an oberster Stelle an der richtigen Adresse anklopft, der verliert a) entweder sehr viel Zeit oder b) was noch häufiger ist, kommt nie zum Ziel. Vielleicht sind wir tatsächlich in Zukunft nicht mehr abgeschnitten, wenn wir uns in der Kola aufhalten. 

Nachdem wir nun wieder eine Zeitlang auf Asphalt gefahren sind (wo ich die letzten Zeilen geschrieben habe), werden wir nochmals für die letzte Stunde auf der Naturstrasse zur Kola durchgeschüttelt. Viel Vernügen!

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