Sonntag, 25. September 2016


25. September 2016

 

Können wir hier überhaupt etwas verändern? – Eine Frage, die wir uns immer wieder stellen. Wenn wir unser Augenmerk nur auf die Politik werfen und die daraus resultierende Situation, fällt die Antwort eher negativ aus. Eine positivere Sicht ergibt sich nur aus einem anderen Blickwinkel, indem wir den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt stellen und durch unser Dasein und unsere Arbeit ihm ermöglichen, etwas menschenwürdiger zu leben, d.h. auch Bedingungen schaffen, dass er in seinem Umfeld selbst Schritte zur positiven Veränderungen machen kann. Dazu zählen auch all die Arbeiten, die Willi auf verschiedenen Stationen ausführt oder schon durchgeführt hat, die den jeweiligen Verantwortlichen ermöglichen, sich auf ihre Kernaufgabe zu konzentrieren und sich weniger um alltägliche Routinearbeiten, wie beispielsweise Wasserversorgung zu kümmern. Zu den kleinen Schritten zählen sicher auch die Hygiene- und Ernährungskurse, vor allem auch jetzt Ende der Trockenzeit, wo Wasser aus den letzten Tümpeln geholt wird.  

Ein nicht zu unterschätzendes Thema, in welches allerdings auch der Staat vielmehr investieren müsste, ist die Aufklärungsarbeit. Wenn ich an die Massen der Kinder denke – so herzig die kleinen Krausköpfe mit ihren Kugelaugen auch sind – wird mir manchmal ganz mulmig. Was wird aus ihnen in 10 oder 20 Jahren??? In dieser Beziehung hoffe ich fest auf Rebecca, die nächstens als Gynäkologin zusammen mit ihrem Mann, ebenfalls Arzt, ihre Tätigkeit im Kanadischen Missionsspital aufnehmen will. Zurzeit warten sie jedoch noch zusammen mit ihren 4 Kindern in der Schweiz auf das Einreisevisum. Der angolanische Amtsschimmel wütet da wieder mal in unverständlicher Weise. Bereits mussten sie ihren Flug verschieben, da sie noch nichts in den Händen hatten. Der nächste Abreisetermin wäre kommende Woche. Ob es diesmal klappt? 

Dass es an Kindernachwuchs nicht mangelt, hat diese Woche auch ein jetzt pensionierter Mann bestätigt, der mit seiner ältesten Tochter P. Viktor besuchte und u.a. erzählte, dass er zusammen mit dieser Tochter, selbst Mutter von 2 Kindern (der Mann hat während der Militärzeit eine andere Frau gefunden), 17 Kinder betreue – alles Kinder aus seiner Familie!! Die meisten dürften wohl Enkelkinder sein, aber darunter auch Kinder der engeren Verwandtschaft, wo die Mutter gestorben ist, denn es ist leider auch heute noch Tatsache, dass Mütter bei der Geburt oder im Kindbett sterben, wenn auch nicht mehr so häufig wie früher. Im Weiteren ist es leider auch oft der Fall, dass der Mann keine Verantwortung für die Familie übernimmt oder diese gar verlässt, so dass die Frau gezwungen ist, irgendwelche Arbeit zu übernehmen und die Kinder dann manchmal auch fremd betreut werden oder wenn möglich eben in der Grossfamilie. 

Eine lustige Episode hatte ich auch mit meinem kleinen Brandpatienten. Er kommt jetzt auch alleine, da er nicht weit entfernt wohnt. Als ich ihm kürzlich ein selbst genähtes Hemd im Afrikalook schenkte, kam er am nächsten Tag mit seiner grossen Schwester und am folgenden noch mit 3 kleineren Geschwistern, die alle auch etwas benötigten. Dass die Familie damit noch nicht vollzählig ist, wusste ich ja, da Fernando zu Beginn mit seiner Mutter kam, die das Jüngste auf dem Rücken trug. 

Mit unserer Arbeit möchten wir ja auch einen kleinen Beitrag leisten zur Förderung der Schulbildung. Dass dies von enormer Bedeutung ist, zeigt sich spätestens im Erwachsenenalter wenn ohne die nötige Bildung weitere Berufsmöglichkeiten blockiert sind. So haben wir einen seriösen aufgestellten Arbeiter, welchem wir eigentlich gerne die Lastwagenprüfung finanziert hätten, vor allem auch da wir in Mapunda einen Camion haben, den die Patres Ende des Krieges vom Roten Kreuz erstehen konnten. Für entsprechende Transporte müssen wir immer einen Chauffeur von auswärts engagieren. Leider mussten wir feststellen, dass der besagte Arbeiter des Schreibens unkundig ist, ihm also die nötige Schulbildung zur Zulassung der Prüfung fehlt. Und die Schulbildung als junger Witwer mit 4 Kindern nachzuholen erweist sich auch als nicht so einfach. 

Wir wünschen Euch eine frohe herbstliche Zeit und Gelassenheit in Dingen, die nicht zu ändern sind.

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