Sonntag, 9. Oktober 2016


9. Oktober 2016

 

Zurzeit findet man auf dem Markt doch einiges an Frischprodukten und so habe ich heute, nachdem auch Willi einer Abwechslung im Speiseplan nicht abgeneigt war, ein europäisches Menu auf den Mittagstisch gebracht. Allerdings könnte ich Filet Stroganoff (ich habe zwar auch kein Filetstück verwendet) gar nicht in meinen Koch- und Ernährungskurs aufnehmen, da es kaum jemandem der Teilnehmerinnen auf dem Land finanziell möglich wäre, ein solches Menu auf den Tisch zu bringen, zumal verschiedene Zutaten, z.B. Rahm, Pilze in Dosen auch nur in der Stadt erhältlich wären. Doch die Erwartungen der Kursteilnehmerinnen gehen auch gar nicht in diese Richtung. Das Interesse an Ernährungs- und Kochkursen von meinem Angebot ist jedoch weiterhin gross, wie es sich auch vergangene Woche wieder gezeigt hat, wo statt 30 vorgesehenen Teilnehmern 44 erschienen. Nun, ich bin mich bereits ans Improvisieren gewohnt und nehme immer grosszügig Vorrat mit, da ich auch nie weiss, wie viele Kinder (nicht nur Bébés) noch mit von der Partie sind. Allerdings war das Ganze von den Zuständigen doch nicht optimal vorbereitet. So stellte ich plötzlich fest, dass für den Abwasch praktisch kein Wasser mehr vorhanden war. So zogen denn vor dem Essen noch drei Teilnehmerinnen mit Eimern zur Wasserstelle, die angeblich nicht weit entfernt sei. Als sie jedoch nach einer halben Stunde noch nicht zurück waren, überlegte ich mir, mit dem Essen zu beginnen, das ja bereits seit geraumer Zeit bereit stand. Doch wäre es den Wasserträgerinnen gegenüber nicht fair gewesen, sodass wir halt nochmals eine Weile zuwarteten, bis ich zwischen den Büschen die auf den Köpfen balancierenden farbigen Kübel entdeckte und gleich darauf die Frauen. Ich lernte wieder, dass in Afrika ein Weg kurz ist, egal wie weit er auch sei, wenn man ihn kennt. Zudem war ich froh, dass ich das Trinkwasser in zwei grossen Kanistern immer selber mitnehme. Wenigstens sind die Preise für Lebensmittel in letzter Zeit eher ein klein wenig zurückgegangen, hingegen tendieren sie im Bausektor immer noch nach oben; so ist Zement jedes Mal teurer wie auch andere Baumaterialien. Teilweise ist es auch schwierig, gewisse Dinge im Markt überhaupt zu finden oder sie werden nur limitiert abgegeben, wie z.B. Schrauben etc.

 

Thema Nr. 1 sind jedoch seit einiger Zeit bereits die Wahlen. Zur Erinnerung: Der Präsident ist erst seit 37 Jahren! an der Macht und will sich natürlich wieder wählen lassen, nachdem vor der letzten Wahl die Strategie in dem Sinne abgeändert wurde, dass der Präsident immer von der grössten Partei gestellt wird. Freilich präsidiert er auch diese Partei. Auch wenn die Wahlen erst im September kommenden Jahres stattfinden, werden die Menschen fast täglich über die Medien aufgefordert, sich für die Stimmabgabe registrieren zu lassen. Und obwohl immer betont wird, dass die Registrierung für alle Personen ab 18 obligatorisch sei, übergehen die meisten diese Aufforderung mit einem Achselzucken. Sie sehen keinen Sinn in diesem Vorgehen, da das Ergebnis bereits jetzt feststehe, auch wenn mit Manipulation nachgeholfen werden müsse. Das letzteres nicht erst bei den Wahlen passiert, wenn internationale Wahlbeobachter im Land sind, sondern bereits jetzt, ist ebenso Tatsache. So sind kürzlich in einem vorwiegend von der Opposition kontrollierten Landesteil alle zur Registrierung eingesetzten Computer ausgefallen. Ursache des Absturzes unbekannt. Wahrscheinlich wird der Ausfall länger dauern, sofern sie überhaupt wieder zum Einsatz gebracht werden. Viel einfacher ist es, die Leute für die Registrierung an einen anderen (entfernteren) Ort zu beordern, was viele sicherlich dann nicht in Angriff nehmen. Jedenfalls wird es nicht die letzte Panne (oder Manipulation?) sein. Politik hat eben viele Gesichter, laut Regierungskreisen hat auch Angola eine Demokratie.

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