Sonntag, 19. März 2017


19. März 2017 

Es ist Sonntagmoren und ich sitze vis à vis der Hütten (Bild unten) im Kimbo (Siedlung) von Loheletete, dem Kimbo von Tarcisio. Die nach dem Regen der letzten Nacht in frischem Grün erstrahlende Umgebung verbreitet eine friedliche Stimmung im Einklang mit dem Morgenlied der zwitschernden Vögel. Hinter dem Haus von Tarcisio sind bereits die Bänke aus der kleinen Kapelle unter die grossen Mangobäume platziert worden sowie sämtliche aufzutreibende Stühle. In Kürze werden die Menschen aus der Umgebung mit Tarcisio Gottesdienst feiern. 

Gestern sind wir am frühen Nachmittag von Benguela kommend hier eingetroffen und haben uns gleich an die auch hier schon längst versprochene Arbeit gemacht. Das Haus von Tarcisio bräuchte längst eine Überholung, hat es doch schon 40 Jahre auf dem Buckel, nicht zu vergessen die Kriegsjahre in einer stark umkämpften Kriegszone. Freilich lebt Tarcisio in erster Linie auf der Missionsstation, trotzdem wäre es schade, dieses Haus in seiner idyllischen Umgebung total dem Verfall zu überlassen, da es sich wirklich als geeigneter Rückzugsort anbietet und Tarcisio aus eigenen Mitteln dies nicht renovieren könnte. So gilt es vorerst alles raus zu putzen und neu zu streichen. An einigen Orten muss auch das Dach renoviert werden, woran wir durch die Regentropfen erinnert wurden, die uns im Schlafzimmer kitzelten. Willi meinte während der Arbeit mehrmals: es mutet mich an, als ob wir eine Alphütte renovierten!  

Aber vorerst nochmals zurück nach Benguela. Dort haben wir einige Arbeiten im Haus von Juliana erledigt. Aber wie es nicht anders sein kann bei Renovationen in alten Gebäuden, es melden sich tausend unvorhersehbare Komplikationen. So waren wir aus Zeitgründen gezwungen, die Arbeiten auf Raten aufzuteilen und werden deshalb später nochmals dorthin zurückkehren. Was uns in Benguela am ersten Tag vor allem zu schaffen machte, war die ausserordentlich feuchte Hitze. Hinzu kam, dass auch in Benguela Diesel fehlte, mit der Folge von lang anhaltenden Stromunterbrüchen und Fehlen von fliessendem Wasser, was sich als sehr mühsam erwies, wenn wir abends total verschwitzt und verstaubt ins Missionshaus zurückkehrten. Doch waren gute Geister dort immer bemüht, dass wir genügend vom kostbaren Nass in Kanistern vorfanden. Zu erwähnen bleibt vielleicht, dass wir am Dienstagmorgen trotz überall geschlossener Dieseltanksäulen die Reise nach Benguela antreten konnten, nachdem wir vom Reservetank der Schreinerei 40 lt in unseren Landcruiser gefüllt haben. Zudem konnten wir nach vorheriger Abklärung an einer Tankstelle unterwegs ganz auftanken. Auf dem Rückweg hierhin ereilte uns erneut dasselbe Schicksal; die Tankstellen in der Stadt führten keinen Diesel mehr, wiederum erwies sich eine einzige Tankstelle auf dem Land als unsere Rettung. Das Problem sollte sich jetzt zwar bessern, nachdem die Regierung die ausstehenden Rechnungen der ausländischen Raffinerien beglichen habe. Es ist inzwischen auch bereits die Rede davon, dass Angola endlich eine eigene Raffinerie bauen will. Vamos ver – wir werden ja sehen! 

Übrigens Benguela ist eine recht schöne Stadt am Ozean mit breiten mit Bäumen gesäumten Alleen und mit Palmen bepflanzten grossen Kreiseln sowie verschiedenen Geschäften. Allerdings gibt es auch die andere Seite, die ganz einfachen Viertel, in deren Strassen du nach einem Regenguss im Schlamm versinkst und der Mühl sich überall anhäuft; deren Bewohner oft am Existenzminimum leben, oft aber auch nicht gewillt sind, Änderungen zum Besseren anzustreben oder einfach die Kraft dazu nicht aufbringen, weil sie vielleicht einfach keine Perspektiven mehr sehen. Schliesslich schätzten wir es aber, nach 3 Tagen dem Kochkessel zu entfliehen und mit der Arbeit hier in Loheletete zu beginnen, wo die Temperatur war immer noch recht sommerlich heiss ist, aber bei doch eher trockenem Klima. Voraussichtlich fahren wir am Dienstag wieder nach Mapunda, wo Willi bei den Bauarbeiten der Pastorinhas nach dem Rechten sehen muss. 

Zum Schluss noch eine kleine Begebenheit. Am Ende des Gottesdienstes fragte Tarcisio wer von den anwesenden Kindern keine Schule besuche. Nach längerem Zögern meldeten sich zwei Knaben, der Ältere sicher über 10 Jahre. Der Grund dafür war das Fehlen der Identitätsausweisen, welche zur Immatrikulation der Schulen seit einiger Zeit benötigt werden. Es interessierte uns natürlich, ob eventuell finanzielle Probleme die Ursache seien, denn jeder Ausweis kostet doch auch x, weshalb auch heute noch viele nicht registriert sind, selbst Erwachsene. Nein, dies sei nicht der Hauptgrund, sondern dass der Vater selbst noch nicht registriert sei, was Bedingung sei zum Erhalt von IDs für die Kinder. Allerdings hätte der Vater vor geraumer Zeit diesen Antrag samt dem geforderten Betrag bei der Behörde deponiert, welcher aber anscheinend „schubladisiert“ worden sei. Wir fragten uns natürlich, wieso der Vater nicht intensiv bei der Behörde insistiere, damit er endlich in den Besitz der nötigen Ausweise komme, andererseits stellt sich auch die Frage, welches Interesse die Behörden tatsächlich haben, allen Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen.
 
Hütte in Loheletete
 
Ochsengespann mit Transportschlitten im Kimbo Olheletete
 
Kinder von Tarcisios Neffen in Loheletete
 
Opfergang beim Gottesdienst
 
Umgebung von Loheletete
 
Haus von Tarcisio in Lohelete
 
 
Kimbu Loheletete
 
Gottesdienst
 

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