Sonntag, 20. August 2017


Sonntag, 20. August 2017 

Am Dienstagmorgen machten wir uns zeitig auf den Weg nach Loyelete. Da aber auch die asphaltierte Strasse zwischendurch miserable Streckenabschnitte aufweist, benötigten wir fast 4 Stunden zu unserem Ziel. Doch heisst unsere Satire-Parole zurzeit: Nur noch ein paar Tage sofrimento – dann wird alles gut, alles ändert sich zum Optimalen. So wenigstens lauten alle Werbekampagnen bezüglich der Wahlen am 23. August. Alles wird sich ändern. Dass auch die Regierungspartei ins gleiche Horn bläst, mutet allerdings ein wenig komisch an, denn es käme ja einem Eigengeständnis von bisherigem Unvermögen gleich. Doch die Versprechen lauten, dass Tausende von neuen Arbeitsplätzen kreiert und neue Fakultäten geschaffen werden, das ganze Schulsystem soll reformiert werden, alle werden Zugang zu medizinischer Versorgung, Trinkwasser und Strom haben. Letzteres ist in unserer Region katastrophal. Schon seit 2 Tagen vor unserer Abreise nach Loyeletete hatten wir überhaupt keinen Strom mehr (der portugiesische. Mechaniker kann sich leider auch erst kommende Woche um unseren Generator kümmern), und bereits vor dem totalen Stromausfall lieferte uns die Stadt nur noch einen Bruchteil der 220 Volt, was zur Folge hatte, dass das elektr. Licht kaum mehr eine grosse Konkurrenz zum Kerzenlicht bot. Bis zu unserer Rückkehr gestern wurde der Schaden allerdings behoben, so dass wir jetzt wieder abends bis morgens Licht haben, d.h. in dieser Zeit auch unsere elektr. Geräte laden sowie die Wasserpumpe in Betrieb setzen können. Zur Ehrenrettung der Regierung muss ich hinzufügen, dass auf unserer Heimreise auf dem schlimmsten Streckenabschnitt die Baumaschinen nicht nur aufgefahren, sondern bereits auch an der Arbeit waren. 

In Loyeletete verlief die Zeit im Nu mit den üblichen Reparaturarbeiten am Haus und der Kapelle, auch wenn wir damit noch nicht ganz fertig wurden. Trotz der vielen Arbeit genossen wir die grosse Ruhe so mitten im Busch. Das Leben der Bewohner in diesem Kimbo erinnerte mich an die Sendung im Sommer im Schweizer Fernsehen: Leben wie vor 500 Jahren. Der Unterschied besteht wahrscheinlich lediglich darin, dass die Einwohner von Loyeletete nicht nach 3 Wochen in die Zivilisation zurückkehren können, sondern dies Realität, d.h. Dauerzustand für sie bedeutet. Die angehängten Bilder sprechen für sich. 

Auf der Heimreise wurden wir mit einem weiteren für Angola typischen Problem konfrontiert. Bereits nach ungefähr 25 km fuhren wir auf eine Kolonne von Lastern und Pws auf. Von weitem sahen wir das Chaos, welches auf der ca. 300 m von uns entfernten, tiefer liegenden Brücke herrschte. Dazu muss man wissen, dass viele Brücken über eine schmale Stelle eines Flusses führen, also meistens auch in einer Senke liegen. Im Weiteren sind sie oft schmaler gebaut als die Strasse selbst, so dass das Kreuzen – wenn überhaupt - von höchstens 2 kleinen Pws möglich ist. Oft kommt es daher zu schweren Unfällen, weil beide entgegen kommenden Fahrzeuge der Meinung sind, noch vor dem anderen die Brücke zu passieren. Für uns hiess es, vorausgesetzt der Fall, die Brücke würde noch für längere Zeit gesperrt bleiben, eine Umkehr mit einem anschliessenden Routenwechsel mit ca. 310 km zusätzlichem Umweg in Kauf zu nehmen. Doch wir hatten Glück. Nach knapp einer halben Stunde gab es grünes Licht. Beim Näherkommen zum Unfallort erkannten wir auch die Ursache der Blockierung. Diesmal handelte es sich allerdings nicht um einen Zusammenstoss auf der engen Passage, sondern um einen Auffahrunfall eines mit Maissäcken völlig überladenen Lasters, dessen Bremsen wahrscheinlich infolge des Übergewichts auf der zur Brücke abfallenden Strasse versagten, worauf er erst beim Aufprall zum Stehen kam. Die neben dem völlig zu Schrott gefahrenen Lasters liegende Führerkabine zeugte vom harten Aufprall. Überall lagen Maissäcke und ganze Haufen von Maiskörnern, die aus den zerplatzen Säcken herausgekugelt waren. Dass der herumliegende Mais nicht lange so liegen blieb, dafür sorgten bereits die mit Gefässen wartenden Kinder. Aber auch dieses Verkehrsproblem soll nach dem 23. August behoben sein, werden sich dann doch gleich alle Strassen in optimalem Zustand befinden und viele neue Verbindungen geschaffen werden. Warten wir mal nächsten Mittwoch ab!!!
 
Fahnenmeer der Regierungspartei rot-schwarz
kleine gelbe Fahnen= grösste Oppositionspartei

 

Bau von Maisspeicher

Wohnsiedlung Loyelete

einzig Plastikbecken verrät die heutige Zeit

die Feuersglut bleibt erhalten

Kinder von Nicolão und Veronica


Maiskolben bedeutet oft eine Mahlzeit

Schlitten für Transport von Gütern z.B. Holz für neue Hütte

 
Teilansicht vom renovierten Haus
 
Willi findet einen Platz mit Netzkontakt
Küche noch renovationsbedürftig, doch wenigstens Gasherd zum "schnellen Kochen

beinahe fertig erstellter Maissilo
 
 

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