Ostersonntag, 1. April 2018
Seid Ihr noch am Ostereier suchen oder seid Ihr bereits
fündig geworden unter der Schneedecke? Wie auch immer – diesen schönen und uns
so vertrauten Osterbrauch kennt man hier nicht; hingegen wird das kirchliche
Osterfest schon gebührend und mit viel Freude und Begeisterung gefeiert, auch mit
Osterfeuer und allem dazugehörigen. Die Menschen hier sind vielleicht mit den
beiden Extremen von Tod und Leben, die ja auch den Inhalt der Ostertage prägen,
etwas vertrauter als wir, gehört der Tod hier doch viel öfters zum Leben als
bei uns, aber ebenso das neue Leben, wenn ich an die vielen Kinder denke;
kürzlich wurde in den Nachrichten erwähnt, dass eine einzelne Klinik in Luanda
100 Geburten pro Tag registriert!
Extreme zeigen sich aber auch sonst überall im täglichen
Leben hier. So fällt der Blick von den leicht in der Höhe angesiedelten
prunkvollen Bauten auf ein Meer von mit Wellblech bedeckten Hütten, in denen
die Menschen unter einfachsten Bedingungen hausen. Während in den Städten die
gehoberen Viertel mit Strom und fliessendem Wasser versorgt sind, legen
Menschen im Landesinneren oft Kilometer lange Fussmärsche zur nächsten
Wasserstelle zurück, um das kostbare Nass mühsam nach Hause zu schleppen. Auch
das Angebot im Supermarkt lässt für einen Augenblick vergessen, dass der
grössere Teil der Angolaner sich fast ausschliesslich von Mais und gelegentlich
Bohnen ernährt, lediglich an grossen Festtagen oder Beerdigungen kommt etwas
Fleisch (mit Knochen!) auf den Teller oder ein Huhn in den Topf. Ebenso kann
ich einige Hundert Kilometer auf asphaltierter Strasse dahinbrausen, während
vor allem in der Regenzeit viele Strassen unpassierbar sind, was oft den
Schulbesuch oder einen Krankentransport verunmöglicht. So brauchte die alte
Mutter von Juliana, die kürzlich aus gesundheitlichen Gründen hier weilte, für
die letzten 40 km der Rückreise in ihr Dorf (welche sie nicht mit dem Bus
zurücklegen konnte) 3 Stunden und dies
auf dem Rücksitz eines Mopets, da die Strasse für Autos nicht passierbar ist.
Auch im Gesundheitswesen gilt die gleiche Diskrepanz. So flog vergangene Woche
die Tochter des Präsidenten zur bevorstehenden Geburt nach New York, während
die Sterblichkeit der Frauen an einer Geburt immer noch erschreckend hoch ist.
Ich habe einmal selbst erlebt, wie eine Frau in Wehen auf einem Mopet zur
abgelegenen Missionsstation gefahren wurde, damit der Pater sie mit dem Auto ins
nächste Spital fahre, weil die Geburt nicht vorwärts ging. Vermutlich befand sich
das Kind in einer Querlage - lediglich ein Ärmchen schaute heraus. Dieselbe
Diskrepanz gilt für die Zahnbehandlung. Für Reiche ist eine solche verbunden
mit einem Flug nach Portugal oder Namibia, während für den Normalbürger die
Behandlung aus dem Ziehen des schmerzenden Zahns besteht. Die Extreme zeigen
sich leider auch im Bildungswesen. Das öffentliche Schulsystem schreit zum
Himmel. Wer es ein wenig vermag, schickt seine Kinder in Privatschulen, von
denen es hier inzwischen ein ansehnliches Angebot gibt. Die Kinder der oberen
Schicht werden zur weiteren Ausbildung meist ins Ausland geschickt. Da diese
Eltern meist auch ein dickes Bankkonto ausserhalb des Landes besitzen, bedeutet
die Finanzierung für sie kein Problem. Wie viele Millionen (resp. Milliarden)
Dollars sich auf solchen Kontis befinden kommt in letzter Zeit erst so
allmählich ans Licht.
Auch diese Liste könnte noch beliebig weitergeführt werden.
Zu hoffen und zu wünschen bleibt, dass sich die Lebenssituation für die breite
Bevölkerung schrittweise zu etwas mehr Lebensqualität bewegt und sich die
Diskrepanz damit etwas verringert.
Die nachfolgenden Bilder möchten einen Eindruck vermitteln von der Diskrepanz der Lebensbedingungen (aufgenommen heute Vormittag in unserer Stadt). Dabei ist zu bedenken, dass das Verhältnis nicht 1:1 entspricht, sondern ehr bis zu 3/4 der Menschen auf der negativen Seite anzusiedeln ist.
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