Sonntag, 12. August 2018


12. August 2018
 
Spätestens nachdem wir für die Passkontrolle über eine Stunde Schlange gestanden und uns danach zwischen dem überaus grossen Angebot an zwar freundlichen, aber aufdringlichen Gepäckträgern zu unserem Auto durchgekämpft hatten, um anschliessend mehrere Kilometer über holprige Strassen durch ein Slumgebiet zu fahren, weil P. Pedro das Chaos der Hauptachse zu umgehen versuchte, vorbei an Bergen von Müll und einem riesigen einheimischen Markt mit einem entsprechenden Volksauflauf von Jung und Alt, spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte die Realität Angolas uns wieder eingeholt. Vor allem schockierend war, wie viele junge Männer auch daselbst herumstanden – sicher alle ohne Arbeit. Zu diesem Thema erfuhren wir gleich nach unserer Ankunft in den Nachrichten, dass 67.5% aller Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren keine Schule besuchen und auch keiner regelmässigen Arbeit nachgehen. Tags darauf wurde allerdings in denselben Nachrichten die Zahl mit 37.5% angegeben. In der Realität dürften aber sicher um die 50% betroffen sein. 

Doch einen Inland-Flug später gaben uns die herzliche Begrüssung unserer Freunde sowie die Beteuerung, wie sehr sie uns vermisst hätten, trotz der eingangs erwähnten Eindrücke irgendwie das Gefühl zu Hause angekommen zu sein und wir freuen uns auf neue Herausforderungen, an denen es hier nicht fehlen wird. 

Viel hat sich in den 4 Monaten unserer Abwesenheit nicht verändert. Positiv durften wir feststellen, dass wir auf der Fahrt vom Flughafen Lubango nach Mapunda nicht mehr so sehr durchgeschüttelt wurden, da viele Schlaglöcher einigermassen zugedeckt worden waren. Wie gründlich sie saniert wurden, wird die nächste Regenzeit zeigen. Hingegen wird die Strasse, welche für uns eine kürzere Distanz zur Stadt bedeutet sehr gründlich saniert, nachdem sie regelmässig Ende Regenzeit jeweils fast unpassierbar war. Allerdings beklagen sich die Menschen des Bairros durch welchen diese Strasse führt, dass sie infolge dieser Strassensanierung seit Monaten kein Leitungswasser mehr haben und dies wohl noch andauern werde. Es bleibt ihnen lediglich das Wasser von den Tankwagen zu kaufen. In diesem Bezirk liegt auch unser Projekt des Mädcheninternats der Pastorinhas. Glücklicherweise haben wir dort selbst nach Wasser gebohrt. Doch wenn sie die gesamte benötigte Menge von dieser Quelle beziehen, übersteigen die Kosten für den für die Wasserpumpe benötigten Diesel ihre finanzielle Kapazität, so dass wir bald möglichst eine Lösung mit einer Solaranlage realisieren müssen. Ursprünglich war eben diese Wasserquelle nur als Reserve vorgesehen, wenn das Leitungswasser der Stadt nicht fliesst, was immer wieder mal für kurze Zeit vorkam. 

Auch in medizinischer Hinsicht hat sich nicht viel verändert. So erkundigte ich mich bei einer Mitarbeiterin nach der Begrüssung über ihr Befinden, wobei sie immer noch über Schmerzen im Brustbereich klagte. Der Arzt habe ihr geraten, einmal eine Herzuntersuchung zu machen, doch seien im Zentralspital alle entsprechenden Apparaturen defekt, was bedeutet, dass solche Untersuchungen nur in privaten Institutionen gemacht werden können, was entsprechende finanzielle Mittel erfordert. Auch Antonio suchte uns gleich nach unserer Ankunft auf mit einem seit längerem schmerzhaft geschwollenen infektiösen Bein. Er zeigte mir ein Papier mit empfohlenen Laboruntersuchungen und dem Rezept für Medikamente, wobei er weder für das eine noch für das andere die nötigen finanziellen Mittel hat. 

Für Morgen hat Willi seine Vorarbeiter zu einer Besprechung der anstehenden Arbeiten aufgeboten und ich werde die ersten Kurse organisieren. Diesbezüglich konnte ich bereits gestern einige Einkäufe besorgen. 

Übrigens spielt das Wetter nicht nur in Europa verrückt. So erwachten wir doch heute Morgen bei dickem Nebel und Donner, mit anschliessend leichtem Regen und dies sicher mehr als einen Monat vor der allmählich einsetzenden Regenzeit. Auch ist die Temperatur mit ca. 16° am Morgen nicht allzu hoch (dies dann auch im Haus!).

 

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