17. März 201
Nachdem wir zum Wochenstart den Camion mit allem für die Renovation des
ehemaligen Laienhelferhauses in Qunjenje benötigten Werkzeuge und Baumaterialen
wie auch sanitären Einrichtungen etc.etc. beladen hatten, fuhren wir in der
Früh am folgenden Morgen Richtung Quinjenje. P. Tarcisio und José fuhren im
Camion mit, während wir mit einer Equipe von 4 Mann mit dem Landrover die 440
km unter die Räder nahmen. Nach den vielen Regenfällen der letzten Zeit konnten
wir uns manchmal kaum satt sehen an der in üppigem Grün sich präsentierenden
Landschaft, aus welcher sich die markanten Inselberge in grauem Kontrast
abhoben. Auch war uns Wetterglück beschieden; mit wenigen Regentropfen kurz vor
dem Ziel kamen wir und der Camion heil auf der Missionsstation an.
Vorsichtshalber ist P. Henrique, der Missionsobere, dem Lastwagen entgegen
gefahren, um ihn heil über die zum Teil sehr schmale und in äusserst schlechtem
Zustand befindliche Zufahrtsstrasse vom Dorf Quinjenje nach der Missionsstation
zu lotsen.
Unsere Equipe hat sich wirklich voll ins Zeug gelegt. Doch gibt es wie
überall bei Renovationen und Umbauten viele Unbekannte. Wo befinden sich die
alten Abwasserkanäle und Sickergruben? Wie sollen die Leitungen für das Wassersystem
gelegt werden, vor alle da wir einige räumliche Veränderungen vornehmen, um
zusätzliche Duschen einzubauen. Wie gesagt sind wir gut vorangekommen, ob wir
unsere erste Zieletappe erreicht haben, wenn wir am Wochenende zurückfahren,
wird sich weisen. Doch sind wir guten Mutes, wenn nicht Unvorhergesehenes
dazwischen kommt. Bis jetzt ist nur ein Arbeiter wegen Malaria während 2 Tagen
ausgefallen. Nachweisen konnten wir Malaria allerdings nicht, da es keine
entsprechende Möglichkeit für eine Blutanalyse in der Umgebung gibt. Dass er
jedoch auf die Malaria-Behandlung gleich angesprochen hat, hat unsere Diagnose
bestätigt. Die Bevölkerung hier ist medizinisch absolut unterversorgt. Ein
Beispiel dafür zeigte sich auch heute am Ende des Gottesdienstes als eine Frau
bewusstlos zusammenbrach. Sie erholte sich zwar gleich, war aber noch sehr
schwach und der Körper fühlte sich äusserst fiebrig an. Nach etwas
Flüssigkeitszufuhr und fiebersenkender Medikation verabreichte ich ihr gleich
auch die erste Dosis der Malariatherapie und gab ihr die restliche Therapie mit
nach Hause. Hätte sie den Zusammenbruch nicht hier gehabt, hätte sie
wahrscheinlich, wie so viele, die Malaria aus eigener Kraft überstehen müssen
oder aber …. Nicht nur im medizinischen Bereich, auch sonst scheint hier die
Zeit stehen geblieben zu sein; der Unterschied der Lebensweise zur Stadt ist
frappant. Ausser dem Handy, welches auch hier teilweise Einzug gehalten hat,
sind die Menschen weit entfernt von jeder Technologie oder einem Leben wie wir
es kennen. So habe ich der Köchin erklärt, dass ich vergessen habe, Wasser für
den Abwasch zu erhitzen (was sie sowieso nicht kennen, denn es wird alles im
Freien in einem Plastikbecken mit kaltem Wasser gewaschen), weil wir in der Küche
in Mapunda heisses Wasser aus dem Hahn hätten (allerdings auch erst seit Willi
dies eingerichtet hat). Daraufhin hat sie ganz ungläubig den Kopf geschüttelt,
wie dies denn möglich sei, dass kaltes und heisses Wasser aus dem gleichen Hahn
fliessen könne! Auch sonst bräuchte sie noch etwas Nachhilfe in Richtung
Hygiene in der Küche; doch ist es halt üblich, das wenige nötige Geschirr in
einem Plastikbecken (früher wahrscheinlich in geflochtenen Körben) am Boden
aufzubewahren; einen Küchenschrank findet sich in den einfachen Behausungen
nirgends. Ebenso ist die Küche, sprich das Essen sehr eintönig: täglich
Maisbrei mit etwas Beilage, welche aus Bohnen oder eventuell „Lombi“, einer Art
Spinat besteht, welcher aus sämtlichen Blätter der Grünpflanzen hergestellt
werden kann; diese Woche habe ich erstmals Lombi aus den Blättern der
Kartoffelstauden gegessen war aber gar nicht schlecht. Willi meinte kürzlich,
etwas mehr Fantasie beim Kochen wäre schon angebracht. Dabei musste ich ihm zu
bedenken geben, dass es oft schwierig ist, mit den wenigen vorhandenen Zutaten
kreativ zu sein, weshalb wir auch viel an Essen mitgenommen haben ohne dass wir
uns deswegen bereits an schweizerischen Massstäben messen können.
Dafür sind die Menschen hier sehr einfallsreich was Improvisation
anbelangt. In dieser Richtung können wir ihnen nie das Wasser reichen. Das
krasseste Beispiel, das mir begegnet ist, betraf die Maler des Kirchturmes.
Einerseits fand ich es schon waghalsig wie das Gerüst am Turm festgezurrt war,
geschweige denn wie es auf Natursteinen stand um im Nivel zu stehen. Da das
Gerüst aber niemals die nötige Höhe erreichte, hat sich dann einer aus dem
oberen Turmfenster abgeseilt, um bis an die Turmspitze zu malen – und dies
freilich alles sehr Suva konform!
Heute haben wir nach dem Gottesdienst mit der ganzen Mannschaft einen
Ausflug in die gut 100 m entfernte Stadt Huambo, ehemals Nova Lisboa
unternommen. Erstens war die Landschaft auf dieser Strecke wirklich einmalig
und auch die Stadt selbst lässt sich überraschender Weise beinahe mit einer europäischen
Stadt vergleichen. Doch kam dadurch auch wieder die Diskrepanz zur Bevölkerung
in der Gegend um Quinjenje voll zur Geltung. Einfach nicht nachzuvollziehen wie
solche Unterschiede möglich sind! Unsere Equipe genoss den Ausflug in vollen
Zügen war es doch für alle auch Neuland. So kehrten wir relativ spät zurück und
da unsere Köchin ihren freien Tag hatte, war ich verantwortlich für das
Nachtessen für die ganze Mannschaft, was die Verspätung meines Berichtes
erklärt. Zudem haben wir nicht selten Internetprobleme, vor allem abends, so
dass ich das Absenden dieses Berichtes auf morgen vertage.
Ich bin fast am Verzweifeln, denn so gerne hätte ich Bilder angehängt. Aber mein Computer hat es in einer Stunde gerade mal geschafft eines hochzuladen. Muss mich auf bessere Zeiten verlegen. Vielleicht irgend wann mal unter der Woche.
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