14. April 2019
So wie bei
Euch der Winter sein Feld nicht ohne weiteres räumen will, so meldet sich auch
bei uns die Regenzeit nochmals mit kräftigen Schauern. Die meisten Zeichen
künden jedoch bereits die bevorstehende Trockenzeit an. So war es heute Morgen
recht kühl – in der Trockenzeit fallen die Temperaturen in der Nacht auf unserer
Höhe sehr tief - und ein stahlblauer Himmel versprach einen sonnigen Tag. Für
viele, die in den letzten Wochen an Überschwemmungen zu leiden hatten und sich
teils durch Schlamm und fast unpassierbare Strassen kämpfen mussten, bedeutet
es ein Aufatmen. Und obwohl das Nass vom Himmel lebenswichtig ist, haben die
Unmengen davon durch das Mitschwemmen von Unrat oft auch das Trinkwasser
verseucht. Nachdem ich die Bilder von Elendsvierteln in Luanda gesehen habe, wo
Menschen knietief durch verschmutztes Wasser waten, Kinder in grünen Tümpeln
nach Abfall fischen und Autos Schlamm an die Hütten spritzen, wo bereits auch
im Innern alles feucht und modrig ist, muss. ich meine Aussage korrigieren,
dass vor allem Menschen im Landesinnern vernachlässigt werden; denn auch in den
Städten warten oft ganze Stadtteile vergeblich auf Hilfe.
Auch sonst
macht es in letzter Zeit den Eindruck, dass der Fortschritt etwas stagniert. So
gibt es immer wieder Meldungen von vor allem auch staatlichen Institutionen,
die mit der Auszahlung von Löhnen Monate im Rückstand sind. Nach wie vor gibt
es kaum einen Gesundheitsposten, der über Medikamente verfügt und vielerorts
warten Menschen vergeblich auf die längst versprochene Wasser- und
Stromversorgung. Ein Fragzeichen setzen wir auch über den mindestens zweimal am
Tag auftretenden Stromunterbruch; ob dieser dann mehrere Stunden oder nur 10
Minuten dauert, steht jeweils in den Sternen. Aufgrund dieser Tatsache ist
leider auch die Resignation vieler Menschen verständlich, die da heisst: „da
kannst du nichts ändern“ oder wie wir sagen würden: abwarten und Tee trinken.
Für uns ist es einfach nicht nachvollziehbar, wenn der Verantwortliche unseres
Zentrums dreimal vergeblich ins Zentrum zur Elektrizitätsversorgung fährt, um
eine neue pre paid Karte zu besorgen (ausser für Grossbetriebe gibt es keine
andere keine andere Möglichkeit) und jedes Mal abgewiesen wird, weil das (Computer)
System ausser Betrieb sei, mit dem Resultat, dass man dann eben ohne Energie bleibt,
ausser man besitzt einen Generator. Sogar auf der Bank kann es problemlos mal
heissen „não ha sistema“, was heisst, dass nichts mehr geht, auch kein Geld
abgehoben werden kann.
Freilich
gibt es auch immer wieder Lichtpunkte. So wurde diese Woche ein Reha-Zentrum
eingeweiht, nachdem es seit 2011 stillgestanden ist! Es soll das erste von 11
landesweit verstreuten Zentren sein. Und in unserer Stadt fährt man täglich
neue Umwege, weil so viele Strassen saniert werden. Wir freuen und bereits,
nach unseren Sommerferien durch eine „löcherfreie“ Stadt zu fahren. Ja,
nächsten Dienstag brechen wir wieder auf Richtung Europa. Wir freuen uns,
wieder etwas Schweizer Luft zu schnuppern und natürlich auf ein frohes
Wiedersehen mit allen Lieben. Freilich hoffen wir natürlich auch, dass bis
Mittwoch der Frühling wieder zurückkehrt. Sicher werden wir uns vor unserer Rückreise
nach Angola wieder melden und wünsche allen bis dahin eine gute Zeit.
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