7. April
2019
Der gestrige Stromausfall hatte für einmal etwas Positives,
da die Mittagsnachrichten, die Tarcisio am Schauen war, dadurch unterbrochen
wurden und er deswegen das Haus verlassen wollte. Seitlich vom Ausgang erblickte
er die grosse Spuckschlange, die sich gerade auf die Haustüre zu bewegte. Mit
grossen Sprüngen rettete er sich auf die andere Seite. Durch den ausgelösten
Alarm hatte der ungebetene Gast keine Chance mehr. Mit Steinen und Knüppeln war
ihm ein brutales Ende sicher. Wir hatten wieder mal gute Schutzengel, denn in
unserem Korridor ist es ohne Licht sehr düster und jeder hätte auf den
Eindringling treten können, was bei einer solchen Giftschlange nicht so
empfehlenswert gewesen wäre. Das ganze Schauspiel wäre wohl noch ein krönender
Abschluss gewesen für unsere Gäste, welche wir am Vormittag auf den Flughafen
gebracht hatten.
Doch auch so bekamen die Schweizer sicher unvergessliche Einblicke und Eindrücke von Angola. Als Augenärztin von P. Viktor in der Schweiz hat sie immer wieder von seiner Arbeit hier erfahren und wollte schon längst mal die Station Kalukembe (ca. 250 kam Distanz von Mapunda) besuchen, wo Viktor 25 Jahre gewirkt hatte und wo jetzt eine riesige neue Oberstufen-Schule samt Ausbildung für Lehrer entstanden ist, welche zurzeit von 2000 Schüler/Innen besucht wird. Allerdings fehlt es in verschiedenen Gebäuden immer noch an Infrastruktur, vor allem auch Physik- und Chemielabor. Im alten Gebäude befindet sich jetzt die Primarschule. Doch reicht auch hier der Platz für die 600 Schüler nicht aus, weshalb der Unterricht bis zur 3. Klasse unter den Bäumen stattfindet.
Wir hatten zuvor beschlossen, auf der Missionsstation Kola (ca. 45 km Distanz von Kalukuembe) zu übernachten. Da 2 Tage zuvor eine der Brücken auf dem Weg dorthin eingestürzt war (wir befinden uns Ende Regenzeit), mussten wir einen Umweg über Vila Branca in Kauf nehmen. Die ersten 35 km auf dem allerdings auch mit Löchern durchzogenen Asphalt waren ja noch zu verkraften. Die nächsten ca. 50 km jedoch glichen grösstenteils einem Bachbett mit zum Teil tiefen Furchen, so dass wir dafür 4 ½ Stunden benötigten. Da wir erst nach 15 h in Kalukuembe losfuhren, mussten wir die letzte Strecke im Dunkeln bewältigen. Zweimal sind wir auf dem schmalen Weg seitlich in eine tiefe Furche abgerutscht und sassen fest. Beim ersten Mal zückte ich gleich das Natel, musste aber feststellen, dass kein Netz existierte. Zudem wusste ich ja, dass auf der Station Kola eine Verbindung nur an einer bestimmten Stelle im Freien möglich war und ob gerade jemand mit dem Natel dort stand, konnte ich auch in dem wunderbaren Sternenhimmel über uns nicht ablesen. Ausserdem wussten wir, dass der Hillux von der Kola in Kalukuembe zur Reparatur stand (wen wundert‘s bei solchen Strassenverhältnissen!) Doch die Engel schickten uns nach kurzer Zeit ein Motorrad mit 2 starken Männern. Mit vereinten Kräften, 4-Rad-Antrieb und Differentialsperre bekamen wir den Landrover wieder auf eine befahrbare Stelle. Die beiden Helfer zeigten uns auch eine Stelle, wo wir durch den Busch das schlimmste Teilstück umfahren konnten. Der zweite Einbruch ereignete sich nur wenige Kilometer vor dem Ziel. Unser Glück war, dass ganz in der Nähe einige Hütten standen, was wir allerdings in der Dunkelheit nicht wahrnahmen. Doch unser Licht und Hupen lockte jemanden herbei, der gleich auch P. Tarcisio erkannte. Er rief etwas in die Dunkelheit und tatsächlich tauchten gleich mehrere Männer buchstäblich aus dem Busch auf. Mit Hacke und Manneskraft kamen wir auch hier wieder hoch und alle genossen nach dieser abenteuerlichen Fahrt die wenigen Stunden am nächsten Tag auf der Kola. Für die Rückkehr organisierte P. Jorge von der Kola einen Motorradfahrer, der uns teils über Umwege durch den Busch lotste, so dass wir die Rückfahrt bis zum Asphalt in knapp 3 Stunden schafften. Die ganze Odysee zeigte auch unseren Gästen, wie vernachlässigt die Menschen im Landesinnern werden. Trotz einer fruchtbaren Gegend haben sie bei diesen Verhältnissen kaum die Möglichkeit Agrar-Produkte abzusetzen, um dadurch ihren Lebensunterhalt zu verbessern.
Doch auch andere Eindrücke werden unseren Gästen sicher in Erinnerung bleiben, so der Besuch im Spital Cristo Rei und im Reha-Zentrum von Elisabeth, was das Ärzte-Ehepaar freilich sehr interessierte. Auch hier trafen sie auf Krankheitsbilder und Situationen, die in Europa wahrscheinlich undenkbar sind. Fehlen durften allerdings auch einige Sehenswürdigkeiten in unserer Umgebung nicht, die nebst der Fahrt durch das jetzt grüne Land auch immer Staunen auslösen. Und wie es sich für gute Schweizer gehört, beschlossen wir die Woche mit einem Raclette-Abend, bei welchem natürlich auch Steve Collins und Elisabeth nicht fehlen durften.
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noch im Bau befindlicher Trakt der Oberstufe von Kalukuembe |
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Teilansicht der Oberstufe von Kalukuembe |
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zukünftige LehrerInnen |
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Strassenstück nach Kola - die schlimmsten Teile habe ich leider nicht fotografiert |
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auf dem Weg zur Kola |
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unser Reiseführer auf de Rückweg |
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auch diesen Fluss galt es zu überqueren - ohne Probleme dank
der Brücke links im Bild
das Wasser dient sowohl zum Trinken als auch zum Waschen |
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ob der Kleine das kalte Wasser wohl liebt |
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Frauen auf dem Weg zur Mission |
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Auch der Ochse hat die Fahrt auf der holprigen Strasse überstanden |
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unsere Gotthardstrasse - Passstrasse 50 km von uns Richtung
Süd-West |
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Abgründe seitlich der Strasse |
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Tundavala - 20 Min. westlich von uns auf über 2000 m.ü.M. mit Blick in die Ebene |
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daselbst ganze Felder mit verschiedensten Steinformationen |
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der ungebetene Gast |
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