17. Oktober 2021
Und schon ist die Woche wieder im Nu verflogen. Einmal sorgte Juliana für ein amüsantes Erlebnis, tischte sie doch eine Pfanne mit Mais-Ribbel auf. Auf unser Erstaunen erklärte sie, dass sie sich nach unserer Diskussion über Maissorten und Maisgerichte an den Ribbel erinnert hätte, den sie früher jeweils für P. Oehri (aus Lichtenstein.) nach seiner Instruktion zubereitet habe. Es war wirklich überraschend von einer afrikanischen Köchin einen Ribbel nach Rheintaler-Art serviert zu bekommen Hier ist der Maisbrei das tägliche Brot der breiten Bevölkerung. Dabei handelt es sich um einen festen Brei aus weissem Mais, also nur Mehl aus dem innersten Kern und nur mit Wasser zubereitet. So ungewürzt hat er einen faden Geschmack und wird deshalb, sofern Zutaten vorhanden, mit einer Tomaten-Zweibel-Sauce gegessen. Als ich einmal bei Einheimischen erwähnte, dass wir Maisgerichte würzen, fragten diese fast mitleidig, ob wir denn nichts anderes dazu essen, sprich: uns keine Sauce oder eventuell ein Bohnengericht, das hier auch dazu serviert wird, leisten können. Infolge der Inflation können sich allerdings viele ein Bohnengericht auch nur noch ab und zu leisten. Dass die Menschen ohne regelmässiges Einkommen ums Überleben kämpfen, zeigen auch die vielen zerlumpten Kinder, die dich in der Stadt um 50 Kwanzas anbetteln, was für etwas mehr als ein kleines Brötchen reicht. Nochmals zurück zum Mais. Es gibt hier zwar auch den gelben Mais, bei welchem die Schalen der Körner mitgemahlen werden, was auch etwas vitaminreicher ist. Doch findet dieser erst langsam Einzug bei der Bevölkerung.
Was uns diese Woche auch noch beschäftigt hat, ist unsere Visumsgeschichte. Bis anhin mussten wir jeweils im Januar unser Jahresvisum in Luanda erneuern. Nach 5 Jahren hätten wir eigentlich Anrecht auf eine permanente Aufenthaltsbewilligung gehabt, was wir auch eingereicht haben. Doch fiel dieser Zeitpunkt zusammen mit der letzten Präsidentenwahl, für welche jeder stimmberechtigte Angolaner einen Ausweis (vgl. Stimmkarte) brauchte, der ihn zur Wahl berechtigte. Infolge der gestiegenen Bevölkerungszahl führte dies zu einem Engpass des für die Ausweise benötigten plastifizierten Materials, weshalb auch unser Antrag schubladisiert wurde. Der zweite Antrag wurde aufgrund der Pandemie nicht weiter verfolgt. Jetzt scheint eigentlich alles auf gutem Weg zu sein, ausser dass Luanda nun noch eine Wohnsitzbestätigung und ein Gesundheitszertifikat verlangt. Letzteres brauchst du für verschiedene Ausweise, so beispielsweise auch für den Fahrausweis. Um ein solches zu erhalten, gehst du ins Gesundheitsministerium, legst deine Ausweispapiere vor, zahlst die verlangte Gebühr und kannst am nächsten Tag deine Gesundheitsbestätigung abholen. Das hätten wir also geschafft – wir sind gesund! Komplizierter wird’s bei der Wohnsitzbestätigung. Dafür wird eine sogenannte „contribuint-Nummer verlangt, was am ehesten mit einer Steuerausweis-Nr. umschrieben werden kann, die überall gebraucht wird, sei es im Bankverkehr, bei verschiedenen grossen Einkäufen oder Zollabwicklungen. Soweit gut, also gilt es zuerst diese Nummer zu beantragen. Doch dazu wurde auf dem zuständigen Finanzamt die Wohnsitzbestätigung verlangt. (Was ist nun zuerst: das Huhn oder das Ei?!) Durch Beziehungen gelang es uns, diese zu erhalten, wobei freilich schnell wieder ein halber Tag dafür eingesetzt werden muss, denn oft ist das Internet sehr langsam oder der Computer hat einen Aussetzer! Allzu oft hört man den Satz: Wir haben kein System! Übrigens die Menschen, die im Finanzamt ein- und ausgingen (wir hatten genügend Wartezeit, dies zu beobachten) waren durchwegs adrett gekleidet, was uns wieder einmal mehr die Diskrepanz der Bevölkerungsschichten vor Augen geführt hat. Eigentlich wollten wir morgen nach Tchinjenje fahren, doch müssen wir uns zuerst noch um besagte Wohnsitzbestätigung kümmern um die fehlenden Dokument per DHL in Luanda noch nachzureichen. Soviel zur angolanischen Bürokratie, die wir spasseshalber auch mal Burrokratie (burro = Esel) nennen.
Im Anhang nachträglich noch einige Fotos vom Montieren unseres neuen Wassertanks und einige Eindrücke vom Marktgeschehen in Mutundo, wo ich noch Stoffballen erstehen konnte für Fixleintücher für das Knabeninternat in der Cola und für Nachtvorhänge für Tchinjenje. Freilich wären gute Storen einfacher als das Nähen von Nachtvorhängen. Doch qualitativ gute Storen zu kaufen wäre erstens in diesem Land wohl eher schwierig und würde zweitens wohl unsere finanziellen Verhältnisse übersteigen. Mit zum Einkaufen waren auch zwei Nonnen vom Kloster der Clarissen, die ebenfalls für ihre Paramenten-Arbeiten Stoff benötigten. Mit diesen fröhlichen Frauen unterwegs zu sein, ist immer sehr lustig und das Durchschlüpfen zwischen den Ständen macht mit ihnen sehr viel mehr Spass. Die Bilder vom Markt vermitteln wirklich nur einen winzigen Ausschnitt, denn dieser erstreckt über eine Fläche von mindestens einem Quadratkilometer mit hunderten von Ständen und wahrscheinlich tausenden von Menschen. Einfach unvorstellbar! Wenn ich an dieses Gewühl von Menschen denke und gleichzeitig an die neuen Dekrete der Covidverordnungen ab dem 15. Oktober, frage ich mich, wie diese durchgesetzt werden sollen. So ist neu nun vielerorts das Covid-Zertivikat Bedingung. Auch dürfen ohne dasselbe keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzt werden und der Übertritt von einem Distrikt in einen anderen ohne das Zertivikat ist untersagt, was das Reisen viel schwieriger gestaltet. Ich könnte mir vorstellen, dass zur Kontrolle wenn nötig abermals das Militär eingesetzt wird, wie zu Beginn der Pandemie, wo Reisen nur mit Spezialerlaubnis möglich war. All dies hat nun einen Massensturm auf die städtischen Impfzentren zur Folge, was ein eigentliches Chaos daselbst ausgelöst hat. Wie es im Landesinnern aussieht, kann ich nicht beurteilen. Die Arbeiter unserer Equipe sind alle geimpft oder haben mindestens die erste Dosis, was ein Reisen nächste Woche möglich macht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.