10. Oktober 2021
Unser Thema vergangene Woche hiess Wasser. Wenn auch vielerorts Wasserknappheit herrscht, war dies glücklicherweise nicht unser eigentliches Problem, denn unsere Quelle in 28 m Tiefe sprudelt nach wie vor und nachdem wir den gestohlenen Stabilisator ersetzt haben, hat die Pumpe auch das Wasser wieder problemlos in den höher gelegenen Tank befördert, von wo sämtliche Leitungen gespeist werden. Aber genau dieser Tank hat ein Leck, sprich einen Riss, so dass das Wasser an verschiedenen Stellen von hoch oben wie aus einem Springbrunnen auf die Erde plätscherte. Um bei einem eventuellen durch den Wasserdruck totalen Auseinanderbersten des Tanks nicht völlig auf dem Trockenen zu sitzen, hatten wir sämtliche Behälter mit Wasser gefüllt. Doch blieb es zum Glück bei dem springbrunnenartigen Verlieren des Wassers und Willi gelang es auch nach einiger Suche einen qualitativ etwas stabileren Tank zu erstehen. Nach Einbauen des Ein- und Ausflussanschlusses konnte der neue 10‘000-lt.-Tank am Donnerstag mittels Kran-Lastwagen in die Höhe gehievt werden, wo er seinen Dienst nun problemlos versieht. Das Ganze hört sich ziemlich einfach an, doch in Afrika ist der Aufwand für eine solche Aktion halt doch eine Einsatzstufe höher.
Zu erwähnen bleibt vielleicht noch, dass wir eigentlich etwas versetzt noch einen weiteren Tank haben, der an das Wassernetz der Stadt angeschlossen ist und von daher gespeist wird, das heisst, würde, denn da fliesst seit Wochen kein Tropfen mehr. Während wir das Glück einer eigenen Bohrquelle haben, leiden viele Menschen unter der Wasserknappheit, da es jetzt auch offiziell heisst, dass die Stadt kein Wasser mehr habe. Daran dürfte sich bis zum Einsetzen ergiebiger Regenfälle kaum etwas ändern; leider sind bis jetzt nur einmal wenige Tropfen gefallen. Wasser gibt es nur noch an tiefen Bohrstellen und am Zisternenwagen, wo jeder Liter bezahlt werden muss und die Menschen dafür Schlange stehen. Da tönt es wie ein Hohn, wenn die Propaganda wegen der Pandemie zu häufigen Händewaschen mit Seife aufruft.
Auch der Einkauf gestaltet sich oft mühsam. Zwar bietet der Supermarkt ein breites Angebot bis hin zu Toblerone, sofern du dafür das nötige Geld hast. Hingegen wollte ich unbedingt Petersilien-Samen kaufen. Der erste Laden der dafür in Frage kam, hatte geschlossen resp. schien eingegangen zu sein. Im zweiten traf ich auf fast lauter leere Regale. Auf Nachfrage waren nur noch Samen für Kohl vorhanden. Glücklicherweise wurde ich im dritten fündig, obwohl auch da das Angebot nicht überwältigend war, denn Töpfe gab es auch hier nicht zu kaufen. Doch werden die „Peterli“ dank gutem Giessen sicher auch in der leeren Milchpulverdose zum Spriessen kommen, welche ich mit mühsam vom Boden abgekratzter Erde gefüllt habe. In Tchinjenje kann ich sie dann ja in den Boden verpflanzen, damit ich etwas Suppengrün zur Verfügung habe. Ich bin beinahe sicher, dass die zuletzt erwähnten Problemchen nur einen Europäer beschäftigen können.
Im Moment ist die gesamthafte Situation, sei es im Arbeitsbereich, im sozialen Bereich, im Schul- und Ausbildungsbereich, im Wohnbereich und auch im Ernährungssektor, sehr angespannt. Nächstes Jahr um diese Zeit finden grosse Wahlen (Parlament, Präsident) statt. Sicher wird es ein heisses politisches Jahr werden, denn die regierende Partei versucht bereits jetzt mit allen Mitteln die Opposition auszuschalten, um weiterhin an der Macht zu bleiben. Vamos ver – wir werden sehen!
Nachdem wir wieder mal seit morgens um 7 Uhr ohne Strom waren, hat die Stadt nun gerade (16.30 h) die Stromzufuhr wieder aktiviert. So treffen doch auch meine Zeilen noch heute bei Euch ein. Fragt mich aber nicht nach den Ursachen des Stromausfalls. Eine solche Frage ist hier überflüssig, da niemand sie transparent beantworten könnte oder würde.
unser neuer Wassertank
alternativer Wassertransport
Waschtag am verbliebenen Rinnsal
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