19. Dezember 2021
Seit Mittwochnachmittag sind wir wieder in Mapunda. Am Dienstag, kurz nach Mittag haben wir in Tchinjenje allerdings noch ein Gewitter mit Sturmböen und Regenschauern erlebt, das uns wirklich das Fürchten gelehrt hat und dem denn auch das Kirchendach und die Turmspitze nicht ganz standgehalten haben. Ausserdem hatten wir in Tchinjenje täglich Regenschauer, was die rote Erde jeweils in einen farbigen Match verwandelte und zum Autofahren anmutet wie Schneematch in der Schweiz. Im Gegensatz dazu hat es hier seit unserer Rückkehr erst einmal geregnet und auch heute zeigt sich ein fast wolkenloser Himmel.
Beim letzten Equipeneinsatz in Tchinjenje hat Nito gefehlt, weil er zur Hochzeit einer Nichte eingeladen war. Als er nachträglich davon erzählte, erwähnte er u.a. auch, dass das junge Ehepaar eine Wohnung in der Nova Centralidade gemietet habe. Das veranlasste uns, wieder einmal dorthin zu fahren, um die heutige Lage dort in Augenschein zu nehmen. Wie der Name sagt, ist die Nova Centralidade eine neue Stadt, die von den Chinesen etwa 20 km ausserhalb Lubango buchstäblich aus dem Boden gestampft wurde. Unzählige Reihen Häuserblocks und Reihen-Einfamilienhäuser sollen angeblich für 700‘000 Menschen Platz bieten. Selbst eine riesige Schule und ein Gebäudekomplex für ein Spital zählen dazu. In der Bauphase, während welcher bis gegen Schluss nur chinesische Arbeiter beschäftigt waren, war alles streng abgeriegelt und wir konnten nur einmal mit einem Wächter einen Blick hinter die Kulissen werfen. Eigentlich hätte die Stadt 2017 eröffnet werden sollen, doch haben sich die Bauarbeiten verzögert, schuld daran war vor allem das Wasserproblem, welches anscheinend bei der Planung nicht oder nur am Rande miteinbezogen wurde und somit auch nach Fertigstellung der Stadt nicht gelöst war, was sich angeblich auch bis heute noch nicht gelöst hat. Jedenfalls haben die Neuvermählten wie auch die übrigen Bewohner kein Wasser in der Wohnung und müssen dasselbe vom Zisternenwagen, welcher wenige Male in der Woche vorbeifährt, kaufen. Bei unserem gestrigen Besuch mussten wir denn auch feststellen, dass lediglich ein ganz kleiner Teil der weitläufigen Stadt bewohnt ist, die Zufahrten zum Grossteil der Quartiere sind abgesperrt und Wächter patrouillieren, wahrscheinlich um Plünderungen vorzubeugen. Das Ganze verkommt zu einer Geisterstadt. Das Ziel des Grossprojekts wurde nie richtig deklariert, vermutet wurde die Umsiedlung der Slumsbewohner, um die Stadt zu säubern. Doch konnten auch dieselben, die aus ihren Hütten zwangsevakuiert wurden, um Strassenzügen Platz zu machen, sich keine solche Wohnung, geschweige denn ein solches Haus leisten und haben ihre neuen Häuser und Hütten ausserhalb aufgestellt, was die heutige Stadt Lubango bis zur Nova Centralidade wachsen liess. Man darf sich gar nicht vorstellen, wofür all das Geld, das die Nova Centralidade verschlungen hat, hätte eingesetzt werden können.
So nun bleibt mir nur noch, allen ein gesegnetes friedliches Weihnachtsfest zu wünschen. Wir werden Weihnachten in der Bergmission Kola feiern und uns dort etwas ausruhen. Allerdings der Natel-Empfang ist dort sehr schlecht, doch bleiben wir in Gedanken mit allen verbunden und werden Euch über den Sternenhimmel grüssen
Bild von 2014
Wohnblocks im Bau Okt. 2014 |
Centralidade 2014 |
im Hintergrund Centralidade - gebaut wird ausserhalb |
Lubango hat sich ausgedehnt - im Hintergrund Centralidade |
Centralidade verkommt immer mehr zu Geisterstadt |
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