12. Dezember 2021
Die letzten Tage hatten wir hier in Tchinjenje intensive Niederschläge und wenn sich zwischendurch die Sonne wieder zeigte, was in dieser Jahreszeit vorwiegend vormittags der Fall ist, heizte sie gewaltig auf, um gleich den nächsten Schauern Platz zu machen, die dann wieder eine merkliche Abkühlung bringen. Der Regen lässt die Saat in den Feldern spriessen, auch das Gras beginnt zu wachsen sowie selbstverständlich auch das Unkraut. Somit erscheint die ganze Umgebung in sattem Grün und ergibt zusammen mit den etwas dunkelgrünen Mangobäumen und Bananensträuchern ein eindrückliches Bild. Negativ oder positiv, je nach dem wie man es anschaut ist, dass mit dem wachsenden Gras auch der überall verstreute Abfall verdeckt wird, ähnlich wie in der Schweiz, wo bei gemähten Wiesen der aus den Autos geworfene Abfall sichtbar herumliegt, während er bei hohem Gras, auch zum Ärger der Bauern, scheinbar nicht vorhanden ist. Nur ist hier das Problem um das x-fache grösser. Bei fehlenden Kehrichtablagen wird einfach alles weggeworfen. Ein Umweltbewusstsein ist kaum vorhanden. Das Einzige, was tatsächlich realisiert wird, ist die Tatsache, dass bei Abfallbergen wie sie in den Slums der Städte anzutreffen sind, Malaria geradezu grassiert. Doch da warten alle auf das Eingreifen des Staats, meistens vergeblich. Manchmal ist Selbsthilfe aber wirklich auch schwierig, denn wohin mit dem Abfall?? Auf dem Land besteht die Möglichkeit eine Grube auszuheben und den Müll darin zu „entsorgen“. Eigentlich könnte man meinen, bei einer armen Bevölkerung, die kaum das Nötigste habe, gebe es keinen Abfall. Ein grosses Problem sind die vielen hauchdünnen Plastiksäcke, die kaum ein zweites Mal verwendet werden können, jedoch bei jedem Einkauf an die Kunden abgegeben werden. Sogar auf dem lokalen Markt werden die wenigen Tomaten, Zwiebeln oder Kohl und Trockenfische einzeln in solchen dünnen Plastiksäcken abgegeben. Entsprechend sieht es in der Nähe grösserer Märkte aus, da könnte man meinen, es hätte die weissen Dinger vom Himmel geschneit; der Wind hat sie über die ganze Steppe und die Felder verweht. Der Supermarkt steuert ebenfalls seinen Anteil dazu bei, indem du die Einkaufstasche, sofern du eine mit dir trägst, beim Eingang deponieren musst, während der ganze Einkauf fein säuberlich getrennt an der Kasse in diverse Säcke verstaut wird. Doch auch auf dem Land ist es unvermeidlich, dass Abfall anfällt, sei es auch nur in Form einer Zahnpasta-Tube, einer total zerschlissenen Hose oder Sandale, einer Büchse vom Tomatenpurée oder einem in Scherben gegangenen Teller usw. Leider hat das Problem auch vor unserer Missionsstation nicht Halt gemacht und ich habe mich jeweils darüber geärgert, wenn ich im Vorbeigehen wieder etwas aufhob. So habe ich die internen Knaben ein wenig sensibilisiert und mit dem Versprechen auf eine Überraschung animiert, allen Abfall im Missionsgelände zu sammeln und in der dafür vorgesehenen Grube zu entsorgen. Unter Abfall verstanden die Knaben jedoch in erster Linie Unkraut und das um die Häuser spriessende Gras, welches sie mit Hacken ausrissen und dabei eine Dreckspur hinterliesssen. Doch beim zweiten Anlauf, nachdem ich ihnen nochmals erklärt habe, was ich unter Abfall verstehe und warum der nicht einfach achtlos weggeworfen werden kann, hat es geklappt und jeder durfte mit Stolz eine Umhängetasche entgegennehmen, die sie jeweils als Schultasche verwenden und welche ich in einer freien Minute aus Stoffresten herstelle. Unser Schweissspezialist hat auch ideale Abfalleimer hergestellt, von denen wir aus Platzgründen erst einen im Auto mitgenommen und den wir nun beim Knabeninternat deponiert haben.
Ein grosses Problem hat uns diese Woche auch das Wasser bereitet. Nicht dass davon nicht genügend vom Himmel gekommen wäre, aber die starken Regenfälle haben derart Erde in die Quelle geschwemmt, dass bei uns braunes Wasser aus den Röhren floss, welches wir nicht einmal mehr zum Abwaschen benützen konnten. Zum Glück hatte die Köchin der Patres eine grosse Tonne vors Haus gestellt, die reichlich mit Regenwasser gefüllt wurde, ebenfalls können wir in Tchinjenje Mineralwasser kaufen. Da sich das Problem gestern gleich nochmals wiederholt hat, wird die nächste Arbeit darin bestehen, die Quelle irgendwie neu zu fassen. An Unvorhergesehenem fehlt es hier wirklich nie. Doch nächsten Mittwoch müssen wir zurück nach Lubango um uns vor Weihnachten nochmals um unsere Aufenthaltsbewilligung zu kümmern, denn die Woche darauf dürfte auch in den offiziellen Büros nicht mehr viel zu erreichen sein.
Ich weiss gar nicht, wie man die „Gitter“ mit den Verzierungen nennt, die bei uns in der Schweiz manchmal auch vor einzelnen Fenstern angebracht sind. Hier müssen solche Gitter wegen des zurzeit sowieso vermehrten Diebstahls überall angebracht werden. Die Gitter, die von Belchior, einem sehr initiativen jungen Angolaner geschweisst wurden, wurden bereits früher mit dem Camion hergebracht. Am Freitag ist er nun ebenfalls angereist, um dieselben einzusetzen. Dass er gleich vier Mann mitbringt, war nicht vorgesehen und hat mein Improvisationstalent als Köchin etwas gefordert. Zum Glück hatten wir genügend Vorräte bei uns und Belchior meint, dass so viele Mitarbeiter dafür die Arbeitszeit verkürzen.
zwei der stolzen Putzequipe |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.