Sonntag, 5. Dezember 2021

 

5. Dezember 2021. 

Ein heftiges Gewitter mit tropenartigen Schauern hat hier endlich etwas vom ersehnten Regen gebracht und nächste Woche lauten die Prognosen auch eher auf Niederschlag, was doch ein wenig Entspannung bringen dürfte. Allerdings haben allzu heftige Niederschläge auch wieder ihre Kehrseite, besonders in den Slums, wo dann der ganze Abfall herumschwimmt, weil das Wasser nicht abfliessen kann. Dies zeigen vor allem Bilder von den Elendsvierteln in Luanda, wo die stehenden mit Abfall gefüllten grünlichen Wasserpfützen auch ganze Mückenschwärme anziehen, was dann auch zu einer eigentlichen Malariawelle führt. Aber auch asphaltierte Strassen verwandeln sich wegen verstopfter Abflüsse oft in Bäche. 

Gestern ist bei uns endlich die grosse Medikamentensendung von Medeor eingetroffen. Vor allem für die Malaria-Medis sind wir sehr dankbar und ich bin nun froh, dass ich morgen bereits davon für Tchinjenje mitnehmen kann. Wie viele Menschen die  fehlende Behandlung mit entsprechenden Folgen oder gar mit dem Leben bezahlt haben, weiss niemand. Ein weiteres Problem fehlender medizinischer Behandlung und Betreuung in Afrika ist die HIV-Infektion. Laut Presse wurden in ganz Afrika infolge der Covid-Pandemie ausser den Malaria-Behandlungen auch die HIV-Therapien vernachlässigt. Viele dieser Patienten warten seit Monaten vergeblich auf die nötige Therapie, was zu gravierenden Folgen führen kann, vor allem wenn die natürliche Resistenz wegen Fehl- oder Unterernährung sowieso herabgesetzt ist. 

Auch bei uns in der Stadt hat nach den bettelnden Menschen zu beurteilen, die Armut zugenommen. Freilich gibt es auch Menschen, die mit voll beladenem Einkaufwagen das Shoppingcenter verlassen, aber auch viele, denen die Misere anzusehen ist. Oft kannst du mit sehr wenig ein Strahlen in ein Gesicht zaubern, besonders wenn Kinder, denen du einen „50-Räppler“ in die Hand gedrückt hast, die wenigen Rappen gleich in ein Brötchen umsetzen. Letzthin hat mir zwar ein Mädchen auf meine Frage: „kaufst du dir damit ein Brötchen?“ geantwortet: „nein, damit kaufe ich Essen“ und ist damit gleich zu ihrer Mutter gesprungen, die mit drei weiteren Kleinen an der Strassenecke stand. 

Vergangene Woche hat Willi mit seinen Mitarbeitern die Aussenbeleuchtung unserer kleinen Wallfahrtskirche  verbessert, da kürzlich daselbst eingebrochen und dabei der Stabilisator, den wir für die Stromspannung hier benötigen entwendet wurde. Zurzeit wird alles gestohlen, was nicht niet- und nagelfest ist. Freilich ist Armut kein Freipass zum Diebstahl, aber die Gelegenheit so zu Geld zu kommen ist bei dieser miserablen wirtschaftlichen Lage vor allem bei Jugendlichen halt eine grosse Versuchung. Ausserdem hat Willi bei der betroffenen Kirche auch den Bau einer WC-Anlage in Angriff genommen, welche dringend benötigt wird. Es ist auch hier nicht hygienisch, wenn die Besucher nur die Möglichkeit haben, in den Busch zu verschwinden. 

Dass es aber nicht nur Jugendliche gibt, die den illegalen Weg wählen, zeigen auch die vielen anderen, die trotz der Misere versuchen, das Beste aus ihrer Lage zu machen, wie auch die verschiedenen Mädchen und Jungs, die wir in ihrer Ausbildung unterstützen. Auch in meinem Nähkurs, in welchen ich Schwestern der Salettiner-Kongregation unterrichte, damit sie später selber Kurse anbieten können, gibt es eine ganz geschickte talentierte junge Postulantin. Nach kürzester Zeit führt sie das Erlernte bereits selbständig aus und dies mit Freude und Stolz.

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