28. November 2021
Ich möchte noch etwas anfügen zum letzten blog zu den vermuteten Gründen, weshalb mindestens Teile von Afrika nicht so sehr von der Pandemie betroffen sind. Nebst dem jugendlichen Alter der Bevölkerung spielen sicher auch die begleitenden Vorerkrankungen, die jeweils zu Komplikationen führen eine massgebende Rolle. Ich denke da vor allem an Herz-Kreislaufkrankheiten und Diabetes, welche bei der einfachen Bevölkerung eher weniger verbreitet sind. Allerdings sieht es heute, vorwiegend bei der Oberschicht auch schon anders aus, während in den 70iger Jahren, ich mich an keinen Diabetes-Kranken im Spital erinnern kann und auch kaum an einen Herzpatienten. Was die neueste Variante aus dem südlichen Afrika uns nun noch alles beschert, müssen wir abwarten. Bis jetzt hat sie glücklicherweise vor der Grenze zu Angola Halt gemacht und Angola hat dieselbe bereits geschlossen wie auch die Grenzen zu den anderen betroffenen Nachbarländern.
Weniger positiv sieht es in unserer Region mit dem Regen aus. Die ganze vergangene Woche hatten wir strahlendes Wetter und die wenigen Regenfälle davor vermochten den Grundwasserspiegel nicht zu heben, so dass die vielen Ziehbrunnen noch nichts hergeben und viele das lebensnotwendige Nass mühsam beschaffen müssen. Vor allem benötigt die ausgebrachte Saat das nötige Wasser, denn ein weiteres Jahr ohne Ernte würde unweigerlich in eine Katastrophe münden. Vom letzten Donnerstag gekauften Maismehl habe ich bereits einige Male ausgegeben. Als erster hat ein Taglöhner davon profitiert, der halt eben auch oft vergebens um Arbeit ansteht. Er habe zu Hause nichts mehr zu essen für seine drei Kinder. Seine Frau, die jeweils als Strassenverkäuferin für das Allernötigste sorge, sei wegen Schwangerschaftsproblemen hospitalisiert. Die nächste war eine Frau mit ihrem Neugeborenen im Arm, welches sie mir mit Stolz ebenfalls in die Arme legte. Sie hatte das Kind mittels Kaiserschnitt entbunden und bat nun um Geld für die Fahrt zur Kontrolle ins Spital. Gleichzeitig fragte sie mich um ein wenig Maismehl, da nichts mehr im Hause sei. So könnte die Liste wohl auch in nächster Zeit weitergeführt werden.
Glücklicherweise sieht es positiver aus mit der Medikamentensendung von Medeor. Nach 6 Wochen im Zoll von Luanda sind die Medikamente nun endlich auf dem Weg zu uns, so dass wir anschliessend auch die verschiedenen Missionsstationen damit versorgen können.
Heute haben wir noch Besuch von Elisabeth und Rebecca. Elisabeth ist die schon bereits mehrmals erwähnte Krankenschwester der evangelischen Mission, die seit 40 Jahren hier arbeitet. Rebecca selbst hat mit ihrer Familie ebenfalls 2 Jahre hier gewohnt und als Gynäkologin im evangelischen Missionsspital Cristo Rei gearbeitet. Von Zeit zu Zeit kommt sie, um Operationen an Fistelfrauen durchzuführen. Bei diesen Patientinnen handelt es sich um Frauen, die wegen zu engen Verhältnissen im Geburtskanal und entsprechend stark verzögertem Geburtsverlauf ohne angemessene fachliche Betreuung eine Verletzung im Geburtskanal erlitten haben. Es bildet sich dabei ein Loch zwischen Blase und Scheide, welches zur Inkontinenz führt. Oft werden solche Frauen dann von Familie und Gesellschaft ausgeschlossen. Vielfach handelt es sich auch um junge Mädchen.
Was für mich immer ungewohnt bleibt, ist der Advent im Hochsommer. Da vermissse ich die adventliche Stimmung in der Schweiz. Ausser dass das Einkaufszentrum, für unseren Geschmack allerdings etwas zu kitschig, dekoriert ist und Jingle bells von der Decke dröhnen lässt, merkt man gar nichts vom Advent. Ich freue mich deshalb schon heute auf den nächsten Advent.
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