21. November 2021
Vergangene Woche hat es doch auch in Lubango mehrmals geregnet, so dass die Menschen auch in unserer Umgebung beginnen, ihre Felder zu bestellen. Ich habe P. Jorge von unserer Bergstation Kola, der diese Woche hier vorbeigeschaut hat gefragt, wie lange es von der Saat bis zur Ernte des Mais denn dauere. Nach gut 4 Monaten, also so gegen Ostern dürfte es soweit sein, wenn die Niederschläge nicht aussetzen wie vergangene Saison. Die Folgen dieser Dürre zeigen sich jetzt in der Region Kola, wo viele Menschen Hunger leiden, sehr deutlich. Er selbst habe jetzt auch alles aufgebraucht und habe im Moment weder Maismehl, noch Oel und nicht einmal mehr Salz im Haus. Dank unserer, resp. Eurer Hilfe und P. Viktors Unterstützung konnte er sich mit voll beladenem Auto auf den Rückweg machen, so dass er auch seine internen Schützlinge, von denen einige Waisenkinder sind, wieder verköstigen kann. Aber auch bei uns selbst haben wiederholt Frauen um Essen nachgefragt, da sie nichts mehr zuhause hätten. Wir haben nun beschlossen, auch Säcke mit Reis und Mais zu kaufen, um nicht mehr mit Geld auszuhelfen. Auch P. Viktor hat für seine Zentren direkt Säcke mit Maismehl transportieren lassen, damit die Verantwortlichen dort, etwas an die Bedürftigsten abgeben können. Möglicherwiese hatten auch wir Glück was das Wetter betrifft, denn am Nachmittag unseres Abreisetages aus Tchinjenje ist ein heftiges Gewitter über die Region gezogen. Ein greller Blitz habe oben in den Berg eingeschlagen und das Buschgras entzündet, so dass es aussah als brenne der Berg. Ein weiterer Blitz habe alsdann mit solcher Wucht das Patreshaus getroffen, dass explosionsartig viele Dachziegel durch die Luft geflogen seien. Ich darf mir nicht vorstellen, wenn wir uns noch in unserem Dachzimmer aufgehalten hätten, wie wir sofern es der Schreck noch zugelassen hätte, plötzlich in den wolkenverhangenen Himmel geschaut hätten!
Doch wenn ich den Blick nach Europa werfe denke ich nicht, dass die Menschen in dieser wirren Situation der Pandemie sich noch mit Afrika befassen. Das Chaos scheint ja nicht mehr enden zu wollen, im Gegenteil, sich nur noch zuzuspitzen. Da können wir uns fast glücklich schätzen, in Afrika zu leben, wo Covid nur noch im Fernsehen existiert, wo alle eine Maske tragen oder beim Einkaufen, wo Maskenpflicht gilt und dir event. In den grösseren Einkaufsläden die Temperatur gemessen und etwas Desinfektionsmittel auf die Hände gesprüht wird. Im sonstigen Alltag existiert Covid mit all seinen Massnahmen nicht. Zwar hört man in den Nachrichten von wenigen neuen Ansteckungen und einigen Todesfällen, doch damit hat’s sich’s dann. Freilich müssen die Zahlen relativiert werden, denn getestet wird ja kaum. Die Ursachen, weswegen die Pandemie Afrika nicht im gleichen Ausmass trifft, sind nicht gesichert. Einige meinen, dass event. die häufig eingenommenen Antimalaria-Therapien einen positiven Effekt haben, doch dürfte die Hauptursache die unterschiedliche Alterskategorie der Bevölkerung sein, denn es herrscht genau das umgekehrte Verhältnis zur Schweiz. Die Prozentuale Anzahl der Menschen in der Schweiz mit über 70 Jahren entspricht ungefähr dem prozentualen Anteil der Kinder unter 15 Jahren. In allen Bairros wimmelt es nur so von Kindern, die miteinander spielen. Was aus dem Spiel in 10, 20 Jahren allerdings wird ist eine andere Frage, die heute wohl viel zu wenig ernst genommen wird. Kürzlich sind wir einem Landcruiser begegnet mit der Aufschrift „Volkzählung 2014“. Das damalige Ergebnis wurde mit ungefähr 24 Mio. angegeben, während bei Kriegsende 2002 noch 8 oder 10 Mio. registriert worden sind, also eine Verdreifachung in 12 Jahren. Das Unausweichliche ist, dass sich der Multiplikationsfaktor nicht verringert. Da drängt sich die Frage auf: quo vadis Angola, quo vadis Afrika? Und diese Frage betrifft wahrscheinlich irgendwann nicht nur mehr Afrika.
Scherbenhaufen nach dem Gewitter
Freiluftdach
spielende Kinder - "köchelen" aus Erde lässt sich ein schöner Brei herstellen
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