Sonntag, 20. Februar 2022

 

20. Februar 2022

Ich sitze auf einem Mäuerchen auf der Missionsstation Kola, jener Station, auf welcher wir ursprünglich Weihnachten feiern wollten. Es ist Sonntagmorgen und ich bin in Jacke und Schal gehüllt, denn noch ist es empfindlich kühl, allerdings etwas weniger kalt als gestern, wo gleich nach unserer Ankunft heftiger Regen eingesetzt hat bis in die Nacht. Da es bereits durch die vergangene Woche immer wieder geregnet hat, glichen einige Abschnitte der Naturstrasse hinauf zur Kola eher einem Acker denn einer Strasse. Doch bedeutet der Regen für die Menschen dieser Region ein Segen, litten sie doch das vergangene Jahr und leider noch bis heute unter Hunger, da die letztjährige Ernte infolge Dürre total ausgefallen ist. P. Jorge berichtete von Menschen, die alles verkauft haben, angefangen von den Hühnern über Ziegen bis hin zu Kühen, sofern sie welche besassen, um das Überleben der Familie zu sichern. Er zeigte uns auch, mit welchen Beeren aus dem Busch die Leute ihren Hunger unterdrücken. Auch auf der Missionsstation mussten sie den Gürtel enger schnallen. So liegen seit Monaten täglich nur noch zwei Mahlzeiten drin. Dies gilt leider auch für die internen Knaben und Mädchen, bis im April die neue Ernte bereitsteht. Bis dahin muss P. Jorge für alle den Mais auswärts einkaufen, was das Portemonnaie erheblich strapaziert. Hinzu kommt leider noch ein weiteres Problem. Die Felder müssen bewacht werden, da immer wieder Hungerleidende den beinahe reifen Mais «ernten». Zum täglichen Kampf für die Nahrungsbeschaffung sieht sich die Mission noch weiteren Problemen gegenüber. So hat die eigene Mühle den Geist aufgegeben. Diese, wenn auch kleine Einnahme wäre vor allem wieder vonnöten bei der kommenden Maisernte. Und wie sagt man so schön: ein Problem kommt selten allein. So lässt sich das Auto, auf welches P. Jorge in dieser abgelegenen Gegend angewiesen ist, nur mit einem grossen Kostenaufwand reparieren (kein Wunder bei solchen Strassenverhältnissen!), was im Moment nicht drin liegt. Nebenbei funktioniert auch die in die Jahre gekommene Kühltruhe nicht mehr. P. Jorge weiss nicht mehr, wo wehren. Schlimmer trifft es aber noch die Patienten, welche mit Malaria Schwester Helena auf der Station aufsuchen. Leider fehlen ihr die nötigen Medikamente, was für die Betroffenen oft schlimme Folgen haben kann; vor allem wenn die Menschen schon vom Hunger geschwächt sind, kann diese Krankheit auch tödlich enden. Übrigens haben die Schwestern den Butterzopf, den ich ihnen mitgebracht habe, gleich als Dessert genossen, was wohl auch für sich spricht.

Da im Laufe des heutigen Vormittags die Sonne wieder heisser vom Himmel brannte, was auf das Zusammenbrauen von Gewittern hinwies, entschlossen wir uns, gleich aufzubrechen, lagen doch noch gute 4 ½  Stunden Fahrt vor uns. Mit nur wenig Regen kurz vor Lubango sind wir inzwischen bereits wieder gut in Mapunda angekommen.

Übrigens sind wir wie angekündigt, am Dienstag an die Küste gefahren, um für Tchinjenje einen neuen Generator zu erstehen. Im Gegensatz zur Kola hat und das heisse Klima in Benguela einige Schweisstropfen abverlangt. Wie bei uns in der Schweiz können auch hier die klimatischen Bedingungen von Region zu Region unterschiedlich sein.

Teilstück der Strasse zur Kola

hatten noch Glück, das Wasser reichte erst zur Brücke. Hatten es schon erlebt, mit Wassersstand 1 m oberhalb der Brücke

Küche der Knaben im Internat

Internatsmädchen beim Waschen ihrer Wäsche

Auf der Fahrt gestern geknipst

die neue WC-Anlage vom Santuario

 

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