Samstag, 12. Oktober 2013


12.10.2013

Vorweg, damit ich’s nicht vergesse: die letzten Bilder ohne Kommentar in der Dropbox stammen alle von einer Fahrt durch die Stadt am letzten Sonntagvormittag. 

Leider ist das Gewitter, das sich heute Nachmittag aufgebaut hatte, weiter gezogen ohne uns etwas vom kühlen Nass zu hinterlassen. Dabei ist alles dürr und öd und manchmal ist die Luft arg voll von diesem Staub, oft aufgewirbelt von einem starken Wind. So konnten wir denn diese Woche bei einer Fahrt kaum mehr die Stadt ausmachen, weil die ganze Gegend von einem solchen Dunst überzogen war. Wenn auch am nächsten Tag die Wogen sich wieder glätten und ein stahlblauer Himmel sich präsentiert, kann dies nicht darüber hinweg täuschen, dass vielerorts der Wassermangel immer akuter wird. So sah ich gestern ein Mädchen, welches mit einem kleinen Gefäss auf der Strasse Wasser auffing, welches aus einer defekten Leitung sickerte und damit tassenweise ihren Eimer füllte. Ebenso traf ich Juliana mit einem Berg Wäsche in unserer Waschküche. Auf meine Frage, woher sie plötzlich so viel Wäsche habe, klärte sie mich auf, dass es sich um die Wäsche der ganzen Familie ihres Sohnes (mit drei kleinen Kindern) handle, da sie in seinem Bairo kein Wasser mehr hätten. 

Juliana hat sich übrigens aufgemacht, ihre Eltern zu besuchen, da nach Einsetzen der grossen Regenfälle die Reise dahin schwierig würde. Ein Besuch bei den Eltern mag für die meisten von uns nicht so kompliziert sein. Juliana aber brauchte erst mal jemanden, der sie zur Busstation für Überlandbusse fuhr, wo der entsprechende Bus abfährt, sobald er sich genügend mit Passagieren gefüllt hat. Nach knapp 3 Stunden an der Enddestination angekommen, wird sie sich ein Mopet-Taxi organisieren, welches sie in weiteren 2-3 Stunden über holprige Wege in ihr Dorf bringen wird. Für diese Art Reisen ist ein Koffer wahrscheinlich eher da ungeeignete Gepäckstück. 

Was die Trockenzeit infolge fehlenden Gras und niedrigem Gebüsch leider auch vermehrt aufzeigt, ist der Abfall, der überall rum liegt und vor allem die Strassenränder kilometerweit bis ausserhalb der Stadt säumt (ausgenommen ist lediglich die Hauptachse in der Stadt selbst). Eine Konsumwelle und ein damit einhergehendes ungelöstes Abfallproblem hat die städtische Bevölkerung nach dem Krieg völlig unvorbereitet überrollt, denn vor 10 Jahren existierte dieses Problem nicht. Auch wenn sich die meisten keine Luxusgüter leisten können, wird doch alles, was die Hand wechselt (auch auf dem lokalen Markt) in hauchdünne Plastiksäcke verpackt, die dann überall landen. Dazu kommen dann noch haufenweise die vielen Aludosen und was sonst noch an Abfall anfällt. Ich weiss nicht, wo die Ursache dieser Wegwerf-Mentalität liegt, bei einer Bevölkerung, die mehrheitlich doch einen täglichen Kampf um die Existenz führen muss. Ist es Fatalismus infolge fehlender Perspektiven oder hat auch der Krieg die Menschen verändert, vor allem die Menschen in den heutigen städtischen Bairos, von denen doch die Mehrzahl während der Kriegswirren aus ihren Strukturen herausgerissen wurden. Ich denke nicht, dass ich mich je an diesen herumliegenden Müll gewöhnen werde, vor allem nicht, wenn er sich direkt in den Wohnsiedlungen anhäuft und womöglich die Kinder darauf herumkrackseln.

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