Sonntag, 29. Dezember 2013


29. Dez.2013

Wahrscheinlich ist es Euch gleich ergangen wie uns: eine Woche, unterbrochen mit Feiertagen verfliegt im Nu und dies obwohl man hier den Stephanstag nicht als Feiertag begeht. Weihnachten selbst verlief hier eher ruhig, ausser dass unser Diakon nicht mehr aufhören konnte, die Weihnachtsbotschaft zu verkünden (sprich Predigt) und unsere Geduld somit sogar in der heiligen Nacht auf die Probe stellte. Sonst aber wie gesagt, sehr ruhig, da wir eben kein Gemeindezentrum sind im Gegensatz zu den Gemeindezentren, vor allem auf dem Land, wo die Menschen zu Hunderten herbeiströmen. Um die Bedeutung des Festes zu unterstreichen haben unsere Verantwortlichen hier in ihrem Speisesaal (wo auch wir zu Mittag essen) einen dieser abwechselnd in allen Farben funkelnden Christbäume aufgestellt. Ich weiss nicht, ob sie uns damit eine Freude bereiten wollten. Hauptsache, dieser Baum sorgte bei ihnen für Weihnachtsstimmung. Für unser Verständnis ist es manchmal etwas schwierig nachzuvollziehen, welche Prioritäten gesetzt werden im Kopieren von westlichen Gepflogenheiten. So haben solche Äusserlichkeiten oder auch Prestige-Objekte oft einen enormen Stellenwert und werden ohne Reflexion übernommen. Andererseits, wenn es um Dinge geht, die für uns prioritären Charakter haben, wird dem gar keine Beachtung geschenkt, so z.B. in einer für unser Empfinden notwendigen Planung. Wir schätzen hier zwar die Spontanität ausserordentlich, doch scheint uns manchmal, dass das Wort Planung oder vielmehr die Umsetzung des Begriffes gar nicht existiert. So erinnerten sich beispielsweise die Verantwortlichen am Nachmittag des 24. Dez. plötzlich, dass eigentlich für das Weihnachtsfest eine Ziege und event. noch Hühner geschlachtet werden sollten. Um solche Situationen in den Griff zu bekommen, resp. umzusetzen, wird dann alles in Bewegung gesetzt und man staunt dann, auf welchen Wegen Ziele erreicht werden können. So wurde denn auch kurzerhand der Nachtwächter losgeschickt, um die Ziege, die eine gute Gehstunde entfernt auf dem Berg bei einem Bauer weidete, zu holen und für das Weihnachtsmahl am 25. zu schlachten, während die Köchinnen den Hühnern an den Kragen gingen und später auch das Gitzi zerlegten und marinierten. Dass diese Frauen dadurch verspäteten Feierabend (und dies am 24.!) hatten, gilt als selbstverständlich. Es zeigt mir dann wiederum, wie sehr die „Bildungsarbeit mit Frauen“ noch in den Kinderschuhen steckt, denn ohne zu mucksen wird die ihnen aufgetragene Arbeit verrichtet.

Ein lustiges Erlebnis, das mich den Fotoapparat zücken liess, hatten wir am Freitag und Samstag. Für die Fenster, die wir in unserem Anexo ersetzen, resp. neu einsetzen müssen, haben wir bewusst einen Angolaner berücksichtig. Doch hat er dermassen schlechte Arbeit geleistet und uns für die Korrektur unendlich lange warten lassen, dass wir für die restlichen kleinen Fenster von Toilette und Duschraum einen in unserer Nähe wohnenden Chinesen aufsuchten. In der Regel ist zwar das von China importierte Material nichts wert und teilweise auch die Bauten, die die Chinesen im Auftrag der Regierung erstellen, sind oft qualitativ schlecht und weisen bereits vor deren Benutzung erhebliche Mängel auf. Doch haben wir bereits anderswo gesehen, dass diese von den Chinesen hier im Lande hergestellten Alu-Schiebefenster qualitativ halten, was sie versprechen. Der Rede kurzer Sinn, wir wollten mit dem Chinesen ins Gespräch kommen, aber da haperts mit der portugiesischen Sprache. Doch kein Problem, der Mann kauert sich einfach auf den Boden, zeichnet mit einem Stein das Fenster in den Sand mit den von uns vorgegebenen Massen, rechnet schnell was aus und schreibt den Preis dazu, so dass es für alle klar verständlich ist. Gut die Hälfte des Preises wollte er gleich und den Rest am nächsten Tag beim Abholen. Willi gab ihm dann zu verstehen, knapp die Hälfte heute und morgen den Rest. Ein Handschlag und Lächeln und das Geschäft ist beschlossene Sache. Wir waren allerdings gespannt, was uns denn am Samstag erwarte. Doch perfekte Sache! Und Willi zeigte gleich noch, dass er sehr lernfähig ist; er hockte sich nämlich auch auf den Boden, zeichnete erneut ein Fenster, das wir noch anderswo ersetzen möchten mit den entsprechenden Massen in den Sand und erhielt nach kurzen Berechnungen des Geschäftsinhabers das Resultat schriftlich im Sand.

Uns bleibt heute, Euch allen von ganzem Herzen für die Hilfe im vergangenen Jahr zu danken. Ohne Eure Unterstützung, oft auch Ermunterung, könnten wir unseren Einsatz hier nicht leisten. Gerne möchten wir Euch die Fröhlichkeit der meisten Menschen hier weiterschenken. Ihr Lachen soll auch Euch begleiten im kommenden Jahr, zu welchem wir Euch einfach alles Gute wünschen.

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