Montag, 13. Januar 2014


13. Januar 2014
Heute war ein heisser Tag, d.h. vor allem eine eher drückende Hitze, die doch eventuell den dringend benötigten Regen ankündigen könnte. Tatsächlich zogen am späten Nachmittag auf der gegenüber liegenden Stadtseite schwarze Wolken auf, für Regen bei uns rechte es jedoch nicht.
Doch wollte ich eigentlich nicht über das Wetter schreiben, sondern eher, weshalb ich am WE keinen neuen Blog aufgeschaltet habe. Der Samstag war einer dieser Tage, die Ihr in der Schweiz auch kennt, wo einem so alles über den Weg läuft, was erledigt werden möchte und abends hatten wir einen schweizerisch-angolanisch-kanadischen Raclette-Abend. Ausser, dass wir dem Käse mit etwas Gewürzen und Pfeffer in seiner Würze nachhelfen mussten, war alles vorhanden für einen gemütlichen Raclette-Abend mit unserem angolanisch-kanadischen Freund Collins, der Raclette über alles liebt. Den einfachen quirligen Mann mit seiner liebenswerten Ausstrahlung und dem ihm eigenen Schalk im Gesicht möchte ich Euch gerne kurz vorstellen. Da in Angola geboren, wo seine kanadischen Eltern in einem Projekt einer evangelischen Mission tätig waren, ist seine erste Muttersprache neben englisch der einheimische afrikanische Dialekt. Portugiesisch lernte er erst in der Schule. Nach seiner Ausbildung zum Augenarzt in Kanada kehrte er nach Angola zurück, wo er in seiner langen Laufbahn als Augenarzt sicher schon Tausenden Patienten durch Operation des grauen Stars zu neuer Lebensqualität verholfen hat. Trotz seiner 75 Jahre ist er noch heute nur die Hälfte des Monats im kanadischen Spital auf dem Hochplateau oberhalb Lubango anzutreffen, die übrige Zeit operiert er irgendwo in einem Buschspital oder in einer Krankenstation, wohin er jeweils sein ganzes Instrumentarium aus dem Schweizer Armee-Bestand mitnimmt. Seine Tätigkeit führt ihn in 10 der 18 Distrikte des Landes. Ich glaube sein Lebenselexier ist vor allem die Freude der Patienten, wenn sie nach einer Staroperation wieder sehen können, denn viele von ihnen hatten wohl schon lange dieses Schatten-Dasein gefristet. Seine älteste Patientin, erzählt er lachend, sei 99 gewesen (sie habe tatsächlich einen Ausweis gehabt!). Die Angehörigen seien aber, wie sie ihm später erzählten, gar nicht so sehr erfreut gewesen über das gute Operationsresultat, da die alte Frau, die vorher apathisch den lieben langen Tag vor sich hin gedöst habe, plötzlich überall etwas zu kritisieren hatte, da sie ihre Umgebung wieder wahr nahm.
U.a. berichtete er auch von einem von der Regierung lancierten sehr positiven Projekt, welches er auf einer seiner Reisen kennengelernt hatte. Zu diesem Projekt in einem sehr fruchtbaren Gebiet, einige hundert Kilometer von uns entfernt, zählen vielleicht um die 40 Dörfer mit je ca. 80 kleinen Häusern, die von ehemaligen Armeeangehörigen bewohnt werden können. Dem jeweiligen Bewohner ist es frei gestellt unter folgenden Möglichkeiten für seinen Lebensunterhalt auszuwählen: Hühner- oder Schweinezucht, Viehhaltung oder Acker- resp. Gemüseanbau. Vom Staat erhält er die nötige Infrastruktur. Dafür zahlt er einen kleinen Zins. Als Gegenleistung erhält er wiederum Support und Garantie für die Abnahme/Vermarktung seiner Produkte. Es gibt also auch Lichtblicke!
Am Sonntag feierte P. Viktor seinen 75. Geburtstag. Obwohl er eigentlich kein Fest wünschte, entschlossen sich die Verantwortlichen der Station kurzfristig doch für ein Überraschungsfest, das denn auch ein voller Erfolg wurde. Dadurch war dann aber der Sonntag ausgefüllt, mit Vorbereitungsarbeiten für den Abend wie Kuchen backen, kochen, Tisch richten und was halt alles so dazu gehört. Dass unter den vielen Gratulanten dann auch der Bischof persönlich erschien, hat das Geburtstagskind dann doch gefreut, ebenso wie das Überraschungsfest.
Morgen ist wieder Kurstag irgendwo in einem Dorf. Wird eine kleine Überraschung, da ich weder das Dorf kenne, noch die die genaue Teilnehmerzahl.

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