Sonntag, 26. Januar 2014


26. Januar 2014
Langsam zeigt sich der Himmel heute wieder von der blauen Seite nachdem er gestern alle Schleusen über Stunden voll geöffnet hatte, so dass überall Bäche durch die Gegend flossen. Ein Rundgang zeigte denn auch, wo welche Dächer einer Reparatur bedürfen. Ich hatte jedenfalls noch nie so klatschnasse Wäsche an der Leine, der Morgensonne jedenfalls ist ihr Täuschungsmanöver voll gelungen. Allerdings müssen wir dankbar sein für das kostbare Nass, denn alle klagten über fehlenden Regen - obwohl es diese Woche doch etliche Male nass wurde – während andere Teile des Landes bereits zuviel davon abbekommen haben.
Auch tat der massive Regen unserem gestrigen Fest keinen Abbruch. Die Aufnahme 2er Kandidaten in die Salettiner-Gemeinschaft bildete den Abschluss der Zusammenkunft und der GV der letzten Woche der Salettiner Patres des ganzen Landes. So hatten wir denn die ganze Woche 40-50 Gäste im Bildungshaus. Das gestrige Fest wies denn auch ganz den Charakter der afrikanischen Feste auf. Oberstes Gebot sind möglichst viele Gäste und auf dem Tisch alle üblichen Gerichte inkl. Fleisch von Ochs, Ziege und Huhn und davon soviel, dass es noch für viele unerwartete Gäste reichen würde. Europäer würden die Organisation und vor allem die Vorbereitungsarbeiten in der Küche für ein solches Fest als völliges Chaos bezeichnen. Während bereits die ersten riesigen Pots auf dem Feuer stehen, wird im Hintergrund noch eine Ziege oder ein Huhn geschlachtet und die Küchenhilfen – ich habe mich gestern auch dazu gezählt – wetteifern unter dem Vordach im Schälen von Kartoffeln und Karotten, im Schneiden von Tomaten und Zwiebeln, während der grosse Kohlengrill für die Hühner in Betrieb gesetzt wird und in aller Eile der grösste Sonnenschirm, der aufzutreiben war, darüber gespannt wird, weil inzwischen der Regen eingesetzt hat. Daneben wird der Tisch mit den Zutaten für das Frühstück, der noch im Freien steht, ebenfalls unter Dach gebracht, denn das Frühstück musste sich jeder im Freien selbst nehmen, da der grosse Saal bereits für das Mittagessen festlich hergerichtet und deshalb abgeschlossen war. Doch zuletzt sitzt jeder Gast vor seinem bis zum Rand gefüllten Teller, sei es im Saal oder im Freien, d.h. gestern allerdings unter dem Vordach. Und wichtig. es reicht auch noch für alle, die verspätet kommen (und wahrscheinlich für uns noch länger) denn ein Gast wird in Afrika nie abgewiesen. Die junge Generation hat sich in der Zwischenzeit zum Tanz bei möglichst lauter Musik in einen anderen Raum zurückgezogen.
Was bei einem solchen Fest in neurer Zeit auch nicht fehlen darf, ist das Entkorken einer Flasche und das gleichzeitige Anschneiden eines möglichst grossen Kuchens, meist mit dicker Zuckerglasur überzogen und dies zum Apéro! Für unseren Geschmack eher etwas seltsam. Doch musste ich mir in letzter Zeit auch sonst öfters sagen: vergiss nicht, dass du in einer anderen Kultur lebst! Was mir aber trotzdem manchmal Mühe bereitet, ist die Feststellung, dass leider positives Kulturgut verloren geht, oft auf Kosten oberflächlicher Gepflogenheiten, kopiert von der westlichen Welt. Doch bei unserem Fest gab es rundum zufriedene Gesichter. Für diejenigen, die uns vom ersten Einsatz her kennen, möchte ich erwähnen, dass einer der Kandidaten, die ihr Versprechen abgelegt haben der Sohn von Veronica und Abel Farias ist, ebenfalls mit Vorname Abel. Es ist fast ein wenig schade, dass er nun weg von hier nach Benguela zum weiteren Studium kommt, denn gegenseitig haben wir inzwischen eine familiäre Beziehung aufgebaut. Auch Veronica freute sich gestern über das Wiedersehen.
Da der Speisesaal der Patres unserer Station vergangene Woche nicht benützt wurde, haben wir die Gelegenheit wahrgenommen, denselben neu zu streichen. Da aber vor allem die Decke massive „Spuren“ von Fliegen und Mücken aufwies, war es insgesamt eine eher anstrengende Angelegenheit. Die Küche daneben, die wir am Montag in Angriff nehmen, wird nicht einfacher sein, da sie vom Kochen mit Gas zudem noch Russ geschwärzt ist. Unser Problem ist noch die Beschaffung eines Dampfabzuges, damit die Renovation etwas länger anhält. Bis jetzt sind wir hier nicht fündig geworden (ausser wir hätten eine ganze Küche gekauft). Wir hoffen, dass wir an der Küste, wo es angeblich ein Geschäft für Industrieküchen gibt, so was finden.

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