Sonntag, 23. Februar 2014


23. Februar 2014
Vergangene Woche wurden wir reichlich mit Nass eingedeckt, manchmal fast sintflutartig, oft begleitet von heftigen Gewittern. Die dazu gehörenden grellen Blitze mit fast gleichzeitig schmetterndem Donner lassen dich wirklich zusammen zucken. Dass diese Situationen auch nicht ungefährlich sind, zeigte sich auch diese Woche wieder, sind doch an verschiedenen Orten in der Gegend gleich mehrere Stück Vieh umgekommen. Schlimmer aber war, dass auf dem lokalen einheimischen Markt gleich fünf Menschen vom Blitz tödlich getroffen wurden. Seit Willi unser Haus neu geerdet hat, sind wir hier wenigstens sicher, was früher nicht der Fall war, hat der Blitz doch mehr als einmal eingeschlagen. Auf diesem Hintergrund ist es verständlich, dass das EW, kaum ist ein Gewitter im Anzug, den Strom abstellt, was und gelegentlich aber auch mal nervt, vor allem wenn der Strom immer noch ausbleibt, obwohl sich die Situation längst beruhigt hat. Dass die Maisfelder vom Regen wohl profitiert haben, ist die positive Seite dieser Medaille. Eine Kehrseite von sehr heftigen Regenfällen, die uns fremd war, ist die Gefahr, dass bei Überschwemmungen Minen von noch nicht entminten Feldern in bereits entminte Gebiete (auch Strassen) geschwemmt werden und so eine neue nicht zu unterschätzende Gefahr darstellen. Diese Tatsache hat uns unser Schweizer Botschafter erläutert anlässlich seines Besuches bei uns in Mapunda.
Der Besuch des Schweizer Botschafters war sicher das Hauptereignis dieser Woche. Mit sehr viel Interesse hat er sich unsere Arbeit angesehen und vor allem Viktors Werk bestaunt; dazu gehören auch mehrere Schulpavillons. Infolge der stetig steigenden Schülerzahl kamen in verschiedenen Etappen neue hinzu, so dass heute etwas über 1200 Kinder daselbst in verschiedenen Zyklen unterrichtet werden. Und wie sich’s für einen hohen Besuch gebührt, hatten sich die Kinder im Hof aufgestellt, um den hohen Gast singend zu begrüssen. Dass man in Lubango „hinter den Mauern“ (bis jetzt haben wir nur an die Mauern geschaut!)auch fein speisen kann, erlebten wir beim abschliessenden gemeinsamen Nachtessen im „Quimbo do Soba“ (Haus des Häuptlings).
Wir hoffen, dass Herr Fenini uns als Botschafter etwas unterstützen kann beim Abwickeln der Zollformalitäten für den Container, denn bis jetzt liegt er immer noch im Hafen, da die Zollbehörden immer wieder nach noch einem zusätzlichen Dokument fragen. Von Herrn Fenini haben wir nämlich auch erfahren, dass am 1. März ein neues Einfuhrgesetz in Kraft tritt, welches keine Einfuhr von Gebraucht-Artikeln mehr erlaubt. Es zeigt einmal mehr, dass hier wie auch in andern Schwellenländern, wo dieser Paragraf bereits in Gebrauch ist, die „Grossen“ wenig Ahnung hab von der Realität an der Basis. Tatsache ist freilich, dass früher 3.-Welt-Länder oft als Entsorgungsstationen für Altwaren dienten, doch haben die immer höher steigenden Transportkosten dem fast über alle einen Riegel geschoben und auch wir haben in unserem Container nebst der Milchlieferung nur qualitativ gute second hand Materialien.
Zur Mission des Botschafters muss ich vielleicht noch hinzufügen, dass er eigentlich nicht in erster Linie für die Schweizer im Lande zuständig ist – diese Anlaufstelle ist für alle Länder im südlichen Afrika Pretoria – sondern für die wirtschaftlichen Beziehungen und vor allem zur Begleitung der Projekte der DEZA. Darunter fallen u.a. eine Landwirtschaftsschule im Norden und die verschiedenen Entminungsprojekte. Das Geld, welches in diese Projekte fliesst, resp. floss, war ursprünglich von der jetzigen Regierungspartei auf einem Schweizer Bankkonto angelegt worden; die Schweizer Regierung hat nach dem Krieg die Rückzahlung an mit der angolanischen Regierung ausgehandelte Projekte gebunden, welche eben vor Ort auch begleitet werden, sonst hätte das Kapital einen sicher einen „Umweg“ gefunden, wie es die Menschen hier so schön formulieren – ein Phänomen, dass täglich vorkommt und drum im Sprachgebrauch als desvio (Umleitung/Umweg) verankert ist.

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