Sonntag, 29. Juni 2014


29.06.2014 

Manchmal liegen Erfolgserlebnisse, Aufsteller und Rückschläge nahe beieinander. So dürfen wir uns freuen ob dem Echo der Nähkurse. Die Umhängetaschen, deren Tip und Instruktion ich von unserer Tochter Deborah bekommen habe, sind der wahre Renner! Tarcisio meinte, die könnten wir gleich auf dem Markt anbieten. Auch die grossen Knaben, von denen ich eine Anzahl in einer Gruppe habe, sind davon begeistert. Einer hat gleich nebenbei aus einem Stoffrest ein kleines Täschchen für seine kleine Schwester genäht. Sofort brachten die erwähnten Knaben auch Hosen und Hemden zum Abändern. Allerdings glaubten sie, diese direkt unter die Nähmaschine halten und drauf los rattern zu können. Was dabei raus kommt, ob krumm oder gerade, scheint sie nicht gross zu stören. Da musste ich dann aber doch energisch Einhalt gebieten, indem ich ihnen begreiflich machen musste, dass sie hier zum Lernen seien und nicht um verpfuschte Arbeiten mit nach Hause zu nehmen, die ihnen dann vielleicht keineswegs mehr passten. Trotzdem muss ich ja staunen ob so viel Elan, denn welcher Junge von 15 Jahren würde in der Schweiz eine etwas zu weite Hose oder Hemd selber auf seine Grösse abändern wollen?
 
Gestern meldete sich auch Schwester Donata, die in ca. 100 km Entfernung von hier alleine ein Mädcheninternat mit über 30 Schülerinnen bereut. Eigentlich war vereinbart, dass ich nach unserer Rückkehr einen Tag pro Woche ihre Mädchen in Hauswirtschaftsfächern und Hygiene unterrichte. Doch da unser Auto seit dem Unfall während unserer Ferien immer noch in der Werkstatt steht, musste ich dies noch aufschieben (wie auch die Frauenarbeit in den Dörfern). Da jedoch der Lehrerstreik immer noch andauert, habe ich genug AnwärterInnen hier. Der Erziehungsminister musste unverrichteter Dinge wieder abziehen, da die Lehrer im Bezirk auf ihren Entschädigungen bestehen. Wenn die Regierung nicht darauf eingeht, wird sich das Problem wohl noch in die Länge ziehen, denn die Ursache liegt schon zwei Jahre zurück als einmal die Gehaltsgelder abgezweigt wurden, „umgeleitet“, wie es die Leute hier nennen. 

Das liebe Geld scheint überall eine zentrale Rolle zu spielen. So auch auf unserer Station. Zwar sind die Aussenrenovationen aller Häuser (also auch Bildungshaus) fast abgeschlossen, ausser das alte Patreshaus, wo wir wohnen, wartet aussen noch auf eine Auffrischung. Ebenso sind Küche, Esssaal und Aufenthaltsraum im grossen Patreshaus renoviert. Eigentlich wäre jetzt der Speisesaal und die Vergrösserung und Renovierung der Küche des Bildungshauses an der Reihe. Doch hat die Besprechung mit den Verantwortlichen unserer Station und dem Oberen der Provinz Angola – ein dynamischer Mann mit einigen Jahren Amerika-Erfahrung (leider aber erst seit kurzem im Amt), den wir hinzugebeten hatten, ergeben, dass die Verantwortlichen vor Ort die nötigen Eigenleistungen nicht annähernd aufbringen können. Dies war jedoch eine zu Beginn unserer Arbeit vereinbarte Bedingung (die bis jetzt ausgeführten Arbeiten und das entsprechende Material wurden bis dato aus Spendengeldern finanziert). Der Provinzobere war nun ebenfalls der Ansicht, dass mit vermehrtem Angebot an Aktivitäten im Zentrum und besserer Nutzung der umliegenden Felder ein Teil der Kosten von den Verantwortlichen hier zu generieren wäre. Entwicklungshilfe darf auch hier nicht bedeuten, die offene Hand hinzuhalten. Wir werden uns daher die nächsten Monate auf 2-3 andere Stationen konzentrieren, die schon länger auf Willis Unterstützung warten und selbst schon sehr gute Vorarbeit geleistet haben. Wir hoffen, dass in der Zwischenzeit die nötigen Mittel in Mapunda beschafft werden und wir dann hier unsere Arbeit fortsetzen können. In Afrika braucht es manchmal einen etwas längeren Atem. Die Hoffnung liegt aber auch darin, dass nächstes Jahr zwei junge Patres ihr Ökonomie-Studium in Europa beenden und nach Angola zurückkehren werden. 

So wünschen wir all unseren Leserinnen und Lesern eine gute, aktive, kommende Woche.

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