06.07.2014
Gestern kam Tarcisio punkt 7 h mit Mantel und
hochgeschlagenem Kragen zum Frühstück. Er habe beschlossen, nachdem ihn die
Kälte kaum schlafen liess (0°C), für die nächsten Nächte in unser Gästezimmer
zu ziehen, welches dank der Lage zwischen Büro und weiterem Schlafzimmer etwas
isoliert ist. Wer uns jeweils am Frühstückstisch sitzen sähe mit Faserpelz und
hochgeschlossenem Kragen, mit den Fingern die dampfenden Teetassen umklammernd,
würde uns ja wahrscheinlich nicht in Afrika vermuten. Doch tagsüber beginnt die
Sonne jetzt wieder etwas einzuheizen und ab Mitte Juli werden die Temperaturen
auch nachts wieder steigen (dann sehnen wir uns vermutlich wieder nach
Abkühlung!).
Das grosse Thema dieser Woche war die Einführung der
obligatorischen Fahrzeugversicherung, welche am 1. Juli in Kraft trat. Da hier
die meisten Fahrzeuge nicht versichert sind, schenkte dem niemand grosse
Beachtung. Obwohl es in den Medien breit publiziert wurde, werteten viele dies
als leere Worte oder hofften, dass es sich durchsetzen werde, wie so vieles
andere. Die Autofahrer wurden dann aber eines Besseren belehrt, nachdem diese
Woche doch rigorose Fahrzeugkontrollen durchgeführt wurden, allerdings bis Ende
Monat lediglich mit einer Verwarnung, also noch ohne Busse. Da die Wenigen, die
bis anhin eine Versicherung besassen, damit schlechte Erfahrungen gemacht
hatten, indem die Versicherung entweder den Fall vor sich her schob oder
Zahlungen verweigerte angeblich wegen fahruntauglichen Vehikeln, schliessen nun
die meisten die Versicherung auf 3 Monate ab, in der Hoffnung, dass sich diese
Forderung des Staates bald im Sand verlaufen werde. Was die Fahrtauglichkeit
der Vehikel anbelangt, wäre es natürlich sinnvoller gewesen, zuerst die
Fahrzeugkontrolle einzuführen und dann erst die Versicherungspflicht, denn in
der Tat wären dann wahrscheinlich nur noch halb so viele Autos im Verkehr. Doch
existieren noch keine solchen Kontrollstellen resp. fehlt die Infrastruktur
dafür.
Willi ist diese Woche, nachdem er in einem leeren Container
seine Schweissanlage installiert hat, mit entsprechenden Arbeiten beschäftigt.
Im weiteren müssen Tarcisio und er immer wieder etwas forcieren, dass wir
endlich wieder über ein fahrtüchtiges Auto verfügen. Mit dem alten Patrol, den wir
noch zur Verfügung, können wir lediglich mit 60 Kmh durch die Gegend tuckern
und jede Woche fehlt ihm was Neues, letztlich haben sogar die Bremsen versagt;
zudem lässt sich kaum was laden.
Für den Wagen, der während unserer Ferien in einen Unfall
verwickelt war, mussten die Ersatzteile leider aus Namibia bestellt werden,
obwohl es im Lande von Toyotas wimmelt. So Gott will, soll der Landcruiser nächste
Woche die Autowerkstatt verlassen. Ebenso wurde vergangene Woche der
Ersatz-Motor für den Puch aus Schweizer-Armeebestand, den wir im Container
hierhergebracht haben, eingebaut. Möglicherweise kommt auch dieses „Projekt“
nächste Woche zu einem guten Abschluss. Zudem hat der Saurer-LKW, ebenfalls
eine Errungenschaft aus Schweizer-Armeebestand endlich eine Zulassung erhalten,
was wegen der Rechtssteuerung vorerst nicht möglich war. Aber wenn man hier an
die „richtigen“ Leute gelangt, ist plötzlich innert 2 Tagen möglich, was vorher
über Jahre unmöglich erschien. Aber auch das ist Afrika!
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