Sonntag, 17. August 2014


17. August 2014

Seit Freitag Abend sind wir wieder in Mapunda. Nicht dass es mich unbedingt gereizt hätte, diese Strecke schon wieder zurückzufahren, sind 4-5 Stunden Autofahrt manchmal doch auch etwas ermüdend (ohne Klimaanlage), vor allem nach einer anstrengenden Woche. Doch einerseits wollte José, unser Schreiner, verständlicherweise wieder zu seiner Familie zurück und andererseits können wir nur in unserer Bank in Lubango Geld abheben für weitere Einkäufe, damit wir die wichtigsten Renovationsarbeiten einigermassen zu Ende führen können. Zudem hat die Schlagbohrmaschine, die wir aber ganz dringend noch brauchen, ihren Geist aufgegeben und die Willi hofft, in Lubango wieder zu reparieren. Leider konnten wir auch unseren Zeitplan nicht ganz einhalten. Doch jedermann, der schon ein altes Gebäude renoviert hat, weiss dass er immer mit Unvorhergesehenem rechnen muss. So hat Willi auch lange nach einem Kurzschluss gesucht, der sich in einer Steckdose hinter einem Schrank versteckte, von deren Existenz niemand etwas wusste. Auch mussten wir die völlig verstopfte Abwasserleitung durch Küche und Hof freilegen. Um trotzdem die Wasserzufuhr in der Küche zu benützen, war einfach die abgehende Leitung vom Abwaschtrog abgehängt und ein Becken unter den Trog gestellt worden, das je nach Arbeit in der Küche mehr oder weniger oft geleert werden musste.  

Aber dies sind ja nur kleine Sorgen gemessen am täglichen Überlebenskampf hier fast am Ende der Welt. Da dürfte sich in den letzten 50 Jahren kaum was verändert haben, ausser dass der Missionar heute an seinem Latop sitzt, allerdings ohne Internetverbindung, während 200 Meter entfernt die alte Frau in ihrer strohbedeckten Hütte am offenen Feuer am Boden ihren Maisbrei kocht, während ihr kranker Mann ihr von seiner Pritsche aus zuschaut. Er selbst erinnert sich noch an die Entstehung der Missionsstation, hat er daselbst doch als Maurer mitgearbeitet. Da die Sonne langsam untergeht, begeben sich auch die vorher noch herumspielenden Kinder in die sichere Umgebung ihrer Hütten. Keines von ihnen kann sich eine Umgebung in einem Haus vorstellen oder hat je in einem richtigen Bett geschlafen. Alltag in Malongo. 

Während ich anderntags mit Pinsel und Farbe beschäftigt bin (diese grobverputzten Wände zu streichen, ist manchmal zum Verzweifeln), schaut Willi hinein und sagt, dass P. Campos grad notfallmässig mit einer Frau losgefahren sei, die sie vom Busch hergebracht hätten, weil die Geburt nicht normal verlaufe, lediglich ein Ärmchen schaue heraus. Ich darf mir gar nicht vorstellen, was diese arme Frau noch durchmachen muss die 40 km Naturstrasse bis zum nächsten Spital, von dem ich nicht glaube, dass es gut ausgerüstet ist! Als ich nach gut 3 Stunden wieder auf Campos treffe, erfahre ich, dass sie lediglich bis zum nächsten Sanitätsposten gefahren seien. Dort hätte der Krankenpfleger das Kind rausgeholt, welches seinem Urteil nach allerdings schon einen Tag tot gewesen sein dürfte. Anschliessend hätten sie die Frau wieder nach Hause gebracht. Mir stockt fast der Atem. Meine scheue Frage, ob die Frau wenigstens Antibiotika erhalten habe, beantwortet er zu meiner Erleichterung mit einem klaren Ja. Auch dies Alltag in Malongo. 

Morgen werden wir erst mal die Bankgeschäfte und Einkäufe erledigen. Wenn’s sehr gut läuft, fahren wir vielleicht noch am Nachmittag und sonst am Dienstag früh. Wir denken, das kommende Wochenende dort zu bleiben. Ob der Plan aufgeht, wird sich zeigen, dies jedenfalls haben wir in der Zwischenzeit gelernt.

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