9. August 2014
Malongo war einst eine blühende Missionsstation am Fuss
einer Bergkette, also von Wind und Wetter etwas geschützt und daher klimatisch
eher warm bis heiss. Die verschiedenen Räumlichkeiten sind in einem Rechteck um
einen freundlichen Innenhof angeordnet. Obwohl die Station am 14. September ihr
50-jähriges Bestehen feiern wird, verfügen die meisten Zimmer in einem kleinen
dazu gehörigen Nebenraum über Dusche und WC. Das grosse Problem besteht
lediglich darin, dass die meisten nicht mehr funktionieren. Überall sind die
Spuren des Krieges resp. der 10-jährigen Periode während der die Station
kriegsbedingt verwaist war zu sehen, angefangen bei den erwähnten Duschen und
WC’s über verstopfte Abflüsse und zerbrochene Lavabos zu Steckdosen und
elektrischen Leitungen, die irgendwo aus der Wand hängen. Die Schwierigkeit
besteht oft darin, die entsprechenden Verbindungen und Leitungen, sowohl im
sanitären als auch im elektrischen Bereich aufzuspüren, resp. freizulegen.
Nicht selten treten zusätzliche Überraschungen zu Tage, wenn beispielsweise
eine Abwassergrube als Abfallgrube benützt wurde und deshalb nun neu ausgehoben
werden muss oder die angeheuerten Maurer es schaffen, den Badzimmerboden – nachdem
wir die neuen Leitungen fein säuberlich eingelegt haben – mit einer
Höhendifferenz von 8 cm von einer Wand zu andern hinzuzaubern. Ja, das Fehlen
von Fachkräften ist wohl das grösste Problem, obwohl sich viele so nennen,
während in der Realität keine entsprechende Ausbildungsmöglichkeit existiert.
Wer einen einigermassen ansehnlichen Schulabschluss hat, wählt sowieso den Weg
zur Universität. Wem ich aber wirklich ein Kränzlein winden muss, sind die
Köchinnen. Wie diese es schaffen, in dem Raum, der sich Küche nennt, wo jedoch
lediglich ein Gasherd und einige zerbeulte Pfannen ohne Griffe rumstehen, ein
anständiges Mittagessen hinzuzaubern, bleibt mir ein Rätsel. Ich jedenfalls konnte
kein schneidendes Rüstmesser auftreiben und habe schliesslich zum Sackmesser
gegriffen.
Dass die Menschen im Improvisieren jedoch Meister sind,
haben wir auf der Rückreise nach Mapunda wieder feststellen müssen. Schon auf
der Hinfahrt lagen auf der Brücke über einen kleinen Fluss aufgerissene
Zementsäcke und viele lagen verstreut auf der abfallenden Böschung. Auf der
Rückfahrt sahen wir am Flussufer haufenweise Blocks, wie sie für das Aufziehen
von Hauswänden benötigt werden, zum Trocknen ausgelegt. Die Anwohner haben
anscheinend kurzerhand die Möglichkeit genutzt, aus dem Sand am Flussufer, dem
Wasser und dem unverhofft „geschenkten“ Zement Blocks anzufertigen und so zu
einem willkommenen Nebenverdienst zu kommen. Ihr Glück war, dass dieser Fluss
noch etwas Wasser führt, während viele bereits ausgetrocknet sind.
Heute habe ich nun in Lubango wenigstens das Nötigste für
die Küche in Malongo besorgt, während Willi sich nochmals mit Elektrozubehör
eingedeckt hat. Wenn wir Morgen wieder nach Malongo fahren, wird unser
Schreinermeister José aus Mapunda mit von der Partie sein, damit er die
verschiedenen Türen, Fenster und vieles andere richten kann. Wir werden unsere
Dedektiv-Arbeit in Sachen Leitungssuche, Kurzschlüsse und Kabelverbindung zur
Kirche und Schwesternhaus fortsetzen. Ich bin ja auch schon ganz Profi in der
Handhabung der Schlagbohrmaschine und dank dem guten Lehrmeister montiere ich
auch Neonröhren selbständig. Allerdings habe ich heute auch das Material für
Koch- und Ernährungskurse mit Frauen ins Auto geladen. Sobald als möglich werde
ich mich auch in Malongo dieser für mich sehr dankbaren Aufgabe widmen.
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