Dienstag, 16. September 2014


11. September 2014 

Die Tage in Malongo vergehen wie im Flug mit den bereits beschriebenen Arbeiten und den schon standardmässig dazu gehörigen Überraschungen, so dass meistens die geleistete Arbeit dem gesteckten Soll etwas hinterherhinkt. Es lehrt uns auch zu akzeptieren, dass wir in der uns zur Verfügung stehenden Zeit keine Wunder vollbringen können. Doch lässt sich die positive Veränderung der Station – auch dank unermüdlichem Einsatz des einheimischen Malers, der vor allem der Kirche ein neues Outfit gab – wirklich sehen. 

Bereits sind auch erste Gruppen von Menschen eingetroffen, die am Fest teilnehmen möchten und täglich werden es mehr. Dies bringt reges Leben in diesen abgelegenen Ort. Es sind vor allem Leute, die eine gewisse Verbindung zur Missionsstation haben, sei es, dass sie zur „Pfarrei“ gehören oder früher mal die Schule hier besucht haben oder einfach hier aufgewachsen sind. So sind viele Teilnehmer auch von weit her angereist und nützen die Gelegenheit auch, um ihre Familien oder alte Freunde zu treffen, somit wird auch die Zeltstadt immer grösser. Überall trifft man auf Gruppen und abends treffen sich alle zum gemeinsamen Singen. Der Gesang nimmt allgemein eine zentrale Stellung im Leben dieser Menschen ein, auf dem Land auch während der Arbeit. Um Die Fähigkeit des Singens und der Rhythmik beneide ich die Afrikaner fast ein wenig. Ich glaube, es gibt kaum jemanden, der nicht singen und tanzen kann, selbst die Kleinsten bewegen sich sofort im Takt zur Musik. Auch im Gottesdienst kann jeder spontan vorsingen, es gibt da m.E. keine grössere Hemmschwelle zu einem gesprochenen Text.

Am 9.9. fuhren wir gegen Abend gute 30 km bis wir eine Handy-Netzzone erreichten, um unserem Grosskind Sebastian zum Geburtstag zu gratulieren. Dabei konnten wir auf der Fahrt wieder etwas ins Leben der ländlichen Bevölkerung eintauchen. Sowohl am kleinen Fluss wie auch an der weiter entfernten Brunnenstube waren Menschen noch am Füllen ihrer Behälter mit Wasser, während andere – vor allem natürlich Frauen in aufrechtem Gang mit Kübeln oder Kanistern auf dem Kopf, das kostbare Nass bereits in ihre Hütten trugen. Vielerorts waren auch die ersten Lagerfeuer zu sehen, auf denen gleichzeitig der tägliche Maisbrei zum Abendessen gekocht wird. Dabei wurde uns wieder bewusst, wie privilegiert wir doch sind, in einem Land wie der Schweiz aufgewachsen zu sein und zu leben, wo einem zwar auch nicht alles gleich in den Schoss fällt, wo aber doch dein Tagesablauf sich nicht nur ums Überleben dreht. Gleichzeitig fühlen wir uns aber auch privilegiert in unserem Einsatz hier täglich neue Erfahrungen zu sammeln.  

Und immer wieder tritt bei unseren Erfahrungen die Stellung der Frau in den Vordergrund, so kürzlich bei einem Gespräch in der Küche, wo die Köchin sich über ihre Rückenschmerzen äusserte, während sie in gebückter Haltung ein Huhn in einem Plastikbecken am Boden „rupfte“. Es entspann sich eine angeregte Diskussion darüber, wieso die Frauen alle ihre Arbeiten (wischen, waschen, Abwasch, praktisch sämtliche Hausarbeiten) in gebückter Stellung vollziehen, eine Stellung, die m.E. oft auch die Psyche der Frau beeinflusst, was sich in ihrer Unterwürfigkeit manifestiert. Meine Meinung, dass die Arbeiten grösstenteils auch anders angegangen werden, resp. erledigt werden könnten und die Frau ihre Würde auch in einer aufrechten Haltung zeigen dürfe (die sie eigentlich nur zeige, wenn sie Lasten auf dem Kopf trage), quittierten die hinzugekommenen Frauen spontan mit Applaus. Vielleicht ist, wenigstens ansatzweise doch ein Umdenken im Gange, doch sind die Verhaltensmuster eben tief verankert. 

Dass aber nicht alles beim Alten bleibt, zeigte und erneut der letzte Sonntag, wo während des Gottesdienstes über 50 Pfadfinderinnen und Pfadfinder neu oder in die nächst höhere Stufe aufgenommen wurden – und dies eben im hintersten Winkel eines Tals, am Fuss einer Bergkette ohne Internet- und Handy-Verbindung, wo sich Hase und Affe gute Nacht wünschen. Willi wurde anschliessend gebeten doch eine Patenfunktion bei der Pfadi zu übernehmen, im Klartext heisst dies, 3 grosse Pfannen und Teller für die Equipe zu spendieren, weshalb wir morgen noch nach Cubal fahren, wo ich auch hoffe, diesen Blog ins Netz zu stellen.  

Am 10. Sept. konnten wir den neuen Generator in Betrieb nehmen. Willi hat in mühseliger Arbeit alle elektrischen Installationen entsprechend modifiziert und fehlende Leitungen neu gezogen, so dass nebst allen Räumen in den Häusern auch die Kirche elektrisch beleuchtet ist. Es war wirklich ein Grund, ein wenig zu feiern. 

15.09.2014

Wie Ihr sieht, kommen die Dinge manchmal anders als geplant. So können wir erst heute morgen nach Cubal fahren. Werde, sobald wir wieder in Mapunda sind, gerne noch über das grosse Fest berichten und hoffe dann mich auch wieder regelmässig zu melden. 

16.09.2014

Heute Mittag sind wir wieder in Mapunda eingetroffen. Leider hats gestern in Cubal auch nicht geklappt mit dem Übermitteln. Cubal hat eben leider oft ganz schlechte Verbindungen, so auch gestern. Nachdem wir gestern Nachmittag noch einige begonnene Arbeiten zu Ende geführt haben, sind wir heute nach dem Morgenessen aufgebrochen und haben den Weg bis eingangs Lubango ohne Plattfuss geschafft – aber eben nur bis eingangs Lubango! Irgendwann in nächster Zeit werden wir nochmals nach Malongo fahren, da das Schwesternhaus noch auf die Überholung der elektrischen Installationen und der Wasserversorgung wartet. Freilich wurden wir auch am Fest, wo Patres von den meisten Stationen vertreten waren, um Unterstützung an verschiedenen Orten angegangen. Mal sehen, was sich noch machen lässt.  

Das 50-Jahre Jubiläum in Malongo war ein riesiges Voksfest, überall wurde gekocht und auch da und dort etwas Essbares angeboten. 3 Tage trafen sich die verschiedensten Gruppierungen. Taufen, Firmungen und Hochzeiten wurden auf die Tage verlegt. Höhepunkt war freilich der Festgottesdienst am Sonntag, ganz nach afrikanischer Tradition, vor allem geht hier in Gesängen und Tänzen jegliches Zeitgefühl verloren. So hat u.a. die Weihe der drei Neupriester allein über eine Stunde in Anspruch genommen. Imposant war freilich wiederum der Gabengang –eine Dreiviertelstunde brachten die verschiedenen Dörfer, Gruppierungen und Delegationen anderer Stationen ihre Gaben, vorbei am Bischof der sämtliche Gaben durch Handauflegen segnete. Die Palette erstreckte sich wie üblich von Getränken über sämtliche hier üblichen Esswaren bis zu Haushaltartikeln und nicht zuletzt auch lebenden Tieren wie Hühnern, Ziegen und als Höhepunkt ein Ochse! Auch zwei Tauben wurden von Kindern dem Bischof überreicht, der sie entgegennahm und als Zeichen des Friedens fliegen liess. Da das Ganze der vielen Menschen wegen unter freiem Himmel (wohl zum Teil im Schatten der Bäume) stattfand, mussten wir uns zwischendurch etwas zum Trinken und Erholen ins Haus verschieben, sonst hätten wir die 6-stündige Feier kaum überstanden, vor allem da seit gut zwei Wochen die Hitze täglich spürbar anstieg. Allem in allem wohl ein unvergessliches Fest!

Wieder in Mapunda spüren wir auch hier, dass in der Zwischenzeit die Hitze langsam zurückgekehrt ist. Was vor allem sehr stark spürbar ist, ist der Staub in der Luft, denn die ganze Gegend ist mehr als trocken; alles wartet auf den ersten Regen. Am Morgen des Festtages hat sich mit Donnergeröll das erste Gewitter gemeldet, das sich dann aber wieder verzogen hat, nur die Schwüle ist geblieben. Doch waren natürlich alle froh, dass nicht gleich das ganze Fest verregnet wurde. Ein farbenfrohes Zeichen für die bald eintretende Regenzeit, sind die vielen violett blühenden Bäume, die eigenartiger Weise ihre Pracht am Ende der Trockenzeit entfalten.  

In der Dropbox unter Malongo 2 finden sich noch einige bildliche Eindrücke vom Fest.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.