11. September 2014
Die Tage in Malongo vergehen wie im Flug mit den bereits
beschriebenen Arbeiten und den schon standardmässig dazu gehörigen
Überraschungen, so dass meistens die geleistete Arbeit dem gesteckten Soll
etwas hinterherhinkt. Es lehrt uns auch zu akzeptieren, dass wir in der uns zur
Verfügung stehenden Zeit keine Wunder vollbringen können. Doch lässt sich die
positive Veränderung der Station – auch dank unermüdlichem Einsatz des
einheimischen Malers, der vor allem der Kirche ein neues Outfit gab – wirklich
sehen.
Bereits sind auch erste Gruppen von Menschen eingetroffen,
die am Fest teilnehmen möchten und täglich werden es mehr. Dies bringt reges
Leben in diesen abgelegenen Ort. Es sind vor allem Leute, die eine gewisse
Verbindung zur Missionsstation haben, sei es, dass sie zur „Pfarrei“ gehören
oder früher mal die Schule hier besucht haben oder einfach hier aufgewachsen
sind. So sind viele Teilnehmer auch von weit her angereist und nützen die
Gelegenheit auch, um ihre Familien oder alte Freunde zu treffen, somit wird
auch die Zeltstadt immer grösser. Überall trifft man auf Gruppen und abends
treffen sich alle zum gemeinsamen Singen. Der Gesang nimmt allgemein eine
zentrale Stellung im Leben dieser Menschen ein, auf dem Land auch während der
Arbeit. Um Die Fähigkeit des Singens und der Rhythmik beneide ich die Afrikaner
fast ein wenig. Ich glaube, es gibt kaum jemanden, der nicht singen und tanzen
kann, selbst die Kleinsten bewegen sich sofort im Takt zur Musik. Auch im
Gottesdienst kann jeder spontan vorsingen, es gibt da m.E. keine grössere
Hemmschwelle zu einem gesprochenen Text.
Am 9.9. fuhren wir gegen Abend gute 30 km bis wir eine
Handy-Netzzone erreichten, um unserem Grosskind Sebastian zum Geburtstag zu
gratulieren. Dabei konnten wir auf der Fahrt wieder etwas ins Leben der
ländlichen Bevölkerung eintauchen. Sowohl am kleinen Fluss wie auch an der
weiter entfernten Brunnenstube waren Menschen noch am Füllen ihrer Behälter mit
Wasser, während andere – vor allem natürlich Frauen in aufrechtem Gang mit
Kübeln oder Kanistern auf dem Kopf, das kostbare Nass bereits in ihre Hütten
trugen. Vielerorts waren auch die ersten Lagerfeuer zu sehen, auf denen
gleichzeitig der tägliche Maisbrei zum Abendessen gekocht wird. Dabei wurde uns
wieder bewusst, wie privilegiert wir doch sind, in einem Land wie der Schweiz aufgewachsen
zu sein und zu leben, wo einem zwar auch nicht alles gleich in den Schoss
fällt, wo aber doch dein Tagesablauf sich nicht nur ums Überleben dreht.
Gleichzeitig fühlen wir uns aber auch privilegiert in unserem Einsatz hier
täglich neue Erfahrungen zu sammeln.
Und immer wieder tritt bei unseren Erfahrungen die Stellung
der Frau in den Vordergrund, so kürzlich bei einem Gespräch in der Küche, wo
die Köchin sich über ihre Rückenschmerzen äusserte, während sie in gebückter
Haltung ein Huhn in einem Plastikbecken am Boden „rupfte“. Es entspann sich
eine angeregte Diskussion darüber, wieso die Frauen alle ihre Arbeiten
(wischen, waschen, Abwasch, praktisch sämtliche Hausarbeiten) in gebückter
Stellung vollziehen, eine Stellung, die m.E. oft auch die Psyche der Frau
beeinflusst, was sich in ihrer Unterwürfigkeit manifestiert. Meine Meinung,
dass die Arbeiten grösstenteils auch anders angegangen werden, resp. erledigt
werden könnten und die Frau ihre Würde auch in einer aufrechten Haltung zeigen
dürfe (die sie eigentlich nur zeige, wenn sie Lasten auf dem Kopf trage),
quittierten die hinzugekommenen Frauen spontan mit Applaus. Vielleicht ist,
wenigstens ansatzweise doch ein Umdenken im Gange, doch sind die
Verhaltensmuster eben tief verankert.
Dass aber nicht alles beim Alten bleibt, zeigte und erneut
der letzte Sonntag, wo während des Gottesdienstes über 50 Pfadfinderinnen und
Pfadfinder neu oder in die nächst höhere Stufe aufgenommen wurden – und dies
eben im hintersten Winkel eines Tals, am Fuss einer Bergkette ohne Internet-
und Handy-Verbindung, wo sich Hase und Affe gute Nacht wünschen. Willi wurde
anschliessend gebeten doch eine Patenfunktion bei der Pfadi zu übernehmen, im
Klartext heisst dies, 3 grosse Pfannen und Teller für die Equipe zu spendieren,
weshalb wir morgen noch nach Cubal fahren, wo ich auch hoffe, diesen Blog ins
Netz zu stellen.
Am 10. Sept. konnten wir den neuen Generator in Betrieb
nehmen. Willi hat in mühseliger Arbeit alle elektrischen Installationen
entsprechend modifiziert und fehlende Leitungen neu gezogen, so dass nebst
allen Räumen in den Häusern auch die Kirche elektrisch beleuchtet ist. Es war
wirklich ein Grund, ein wenig zu feiern.
15.09.2014
Wie Ihr sieht, kommen die Dinge manchmal anders als geplant.
So können wir erst heute morgen nach Cubal fahren. Werde, sobald wir wieder in
Mapunda sind, gerne noch über das grosse Fest berichten und hoffe dann mich
auch wieder regelmässig zu melden.
16.09.2014
Heute Mittag sind wir wieder in Mapunda eingetroffen. Leider
hats gestern in Cubal auch nicht geklappt mit dem Übermitteln. Cubal hat eben
leider oft ganz schlechte Verbindungen, so auch gestern. Nachdem wir gestern
Nachmittag noch einige begonnene Arbeiten zu Ende geführt haben, sind wir heute
nach dem Morgenessen aufgebrochen und haben den Weg bis eingangs Lubango ohne
Plattfuss geschafft – aber eben nur bis eingangs Lubango! Irgendwann in
nächster Zeit werden wir nochmals nach Malongo fahren, da das Schwesternhaus
noch auf die Überholung der elektrischen Installationen und der
Wasserversorgung wartet. Freilich wurden wir auch am Fest, wo Patres von den
meisten Stationen vertreten waren, um Unterstützung an verschiedenen Orten angegangen.
Mal sehen, was sich noch machen lässt.
Das 50-Jahre Jubiläum in Malongo war ein riesiges Voksfest,
überall wurde gekocht und auch da und dort etwas Essbares angeboten. 3 Tage
trafen sich die verschiedensten Gruppierungen. Taufen, Firmungen und Hochzeiten
wurden auf die Tage verlegt. Höhepunkt war freilich der Festgottesdienst am
Sonntag, ganz nach afrikanischer Tradition, vor allem geht hier in Gesängen und
Tänzen jegliches Zeitgefühl verloren. So hat u.a. die Weihe der drei
Neupriester allein über eine Stunde in Anspruch genommen. Imposant war freilich
wiederum der Gabengang –eine Dreiviertelstunde brachten die verschiedenen
Dörfer, Gruppierungen und Delegationen anderer Stationen ihre Gaben, vorbei am
Bischof der sämtliche Gaben durch Handauflegen segnete. Die Palette erstreckte
sich wie üblich von Getränken über sämtliche hier üblichen Esswaren bis zu
Haushaltartikeln und nicht zuletzt auch lebenden Tieren wie Hühnern, Ziegen und
als Höhepunkt ein Ochse! Auch zwei Tauben wurden von Kindern dem Bischof
überreicht, der sie entgegennahm und als Zeichen des Friedens fliegen liess. Da
das Ganze der vielen Menschen wegen unter freiem Himmel (wohl zum Teil im
Schatten der Bäume) stattfand, mussten wir uns zwischendurch etwas zum Trinken
und Erholen ins Haus verschieben, sonst hätten wir die 6-stündige Feier kaum
überstanden, vor allem da seit gut zwei Wochen die Hitze täglich spürbar anstieg.
Allem in allem wohl ein unvergessliches Fest!
Wieder in Mapunda spüren wir auch hier, dass in der
Zwischenzeit die Hitze langsam zurückgekehrt ist. Was vor allem sehr stark
spürbar ist, ist der Staub in der Luft, denn die ganze Gegend ist mehr als
trocken; alles wartet auf den ersten Regen. Am Morgen des Festtages hat sich
mit Donnergeröll das erste Gewitter gemeldet, das sich dann aber wieder
verzogen hat, nur die Schwüle ist geblieben. Doch waren natürlich alle froh,
dass nicht gleich das ganze Fest verregnet wurde. Ein farbenfrohes Zeichen für
die bald eintretende Regenzeit, sind die vielen violett blühenden Bäume, die
eigenartiger Weise ihre Pracht am Ende der Trockenzeit entfalten.
In der Dropbox unter Malongo 2 finden sich noch einige
bildliche Eindrücke vom Fest.
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