Sonntag, 11. Januar 2015


11. Januar 2015 

Gestern Mittag sind wir nach 6-stündiger Fahrt von der ca. 220 km entfernten Missionsstation Chicomba zurückgekehrt. Wenn man in Betracht zieht, dass von dieser Strecke die Hundert nicht asphaltierten Kilometer 3½ Stunden in Anspruch nahmen, dürfte es nicht allzu schwer sein, sich ein Bild vom betreffenden Strassenzustand zu machen. Es handelt sich übrigens um die Station, die wir vor unserer Abreise in die Schweiz nicht mehr besuchen konnten, da die Strasse zu jenem Zeitpunkt unpassierbar war. An der Stelle des damals weggespülten Strassenstückes klafft auch heute noch ein riesiges Loch, doch besteht nun die Möglichkeit das Ganze zu umfahren. 

Während Willi auf dieser Station eine kleine Solarstation reparierte und zum Teil neu installierte, damit die Schwestern endlich wieder mal Licht im Haus haben, arbeitete ich mit den ca. 20 trotz Schulferien im Internat verbliebenen Mädchen. Während der Schulzeit betreuen die Schwestern hier über 70 Schülerinnen. Zudem führen sie nebst den verschiedenen Arbeiten in der Pfarrei eine grosse Krankenstation. Voraussichtlich werden wir gegen Ende März nochmals dahin zurückkehren, denn die Arbeiten konnten während dieser 3 Tage zum Teil nur provisorisch ausgeführt werden, da viele Elektroinstallationen im Haus total veraltet sind und das ganze Internat immer noch ohne Strom ist. Ausserdem werden mich die zur Zeit abwesenden Schülerinnen dann wahrscheinlich auch bestürmen, wenn die andern ihre Umhängetaschen präsentieren. Diese Taschen sind einfach allerorts sehr beliebt, so konnte ich denn auch den Bitten der beiden Arbeiter, die Willi unterstützten, nicht widerstehen und habe ihnen noch rasch zwei Taschen genäht als Dank für ihre Hilfe. 

Was uns jedoch am meisten beeindruckte, ist die Tatsache, wie sich die Lebenssituation der Bevölkerung in dieser ländlichen Gegend in den letzten 50 Jahren kaum verändert hat. So begegneten wir gestern auf der Rückfahrt vielen Eselskarren, mit denen die Menschen nach dem vorausgegangenen Regen auf ihre Felder fuhren, während bereits andere, vor allem Frauen mit ihren Kleinsten auf dem Rücken mit kleinen Holzhacken unter der prallen Sonne mühsam die Erde lockerten. 

Die Rückständigkeit auf dem Lande zeigte sich uns übrigens auch auf der Hinfahrt. Nach 70 km hatten wir den ersten Plattfuss (und dies auf Asphalt). Da wir ausnahmsweise nur ein Ersatzrad mit uns führten, war für uns klar, dass wir das defekte Rad reparieren mussten, bevor wir nach weiteren 50 km die Asphaltstrasse verlassen müssen, denn die Folgen mit einem weiteren Plattfuss im Busch stecken zu bleiben wären dann alles andere als angenehm. Im bei der Abzweigung angesiedelten Dorf fanden wir in einem Hinterhof eine kleine Werkstatt. Dort wurde uns offeriert, den Pneu von der Felge abzuziehen und falls es sich im Schlauch nur um eine Einstichstelle handle, denselben zu flicken. Allerdings zum Aufpumpen müssten wir dann in die nächste chinesische Werkstatt, da sie nicht über eine entsprechende Pumpe verfügten. Mit brachialer Kraft und Stemmeisen gelang es mit Unterstützung von einigen Zuschauern den Pneu abzuziehen. Der zum Vorschein kommende zerrissene Schlauch jedoch liess nicht im Entferntesten an eine Reparatur denken; so blieb einzig die Möglichkeit, auf der Asphaltstrasse weiter in die 50 km entfernte Stadt zu fahren, wo in einer Werkstatt das Rad wieder funktionstüchtig gemacht wurde, nachdem sie daselbst auf dem lokalen Markt einen neuen Schlauch erstanden hatten. Bei einem wirklich feinen Kaffee, den wir während der Wartezeit im daneben liegenden Restaurant genossen, konnten wir auch dieser Situation wieder eine positive Seite abgewinnen.

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