Sonntag, 6. September 2015


6. September 2015 

Planen ist nun definitiv nicht die Stärke des Afrikaners, vor allem nicht eines Angolaners u.a vielleicht auch eine Folge davon, dass er diese Eigenschaft während des Jahre dauernden Krieges gar nicht hätte umsetzen könne, da er ja nie wusste, wie die Situation sich am nächsten Tag präsentierte. So trafen wir denn auch in Cubal auf eine Situation, die uns nicht erlaubte, die vorgesehenen Arbeiten planmässig durchzuführen. So fehlten in den sanitären Anlagen noch die Plattenbeläge, weswegen weder WC-Schüsseln noch Lavabos montiert werden konnten, um nur ein Beispiel zu nennen. 
 
Da zudem die gesamte Station seit Tagen ohne Wasser auskommen, resp. das kostbare Nass von irgendwoher herangeschleppt werden muss, entschlossen wir uns, vorerst dieses Problem anzugehen. Eigentlich wäre es einfach zu lösen gewesen, wäre der Container aus der Schweiz endlich von der Zollbehörde freigegeben worden; denn darin befindet sich die neue Wasserpumpe für die Sonde im Innenhof des Patreshauses (die Geschichte mit dem Container und den dazugehörigen Schikanen steht auf einem anderen Blatt – darüber liesse sich alleine eine lange Story schreiben). So machten wir uns auf, das alte Pumpenhäuschen in etwa 200 m Distanz zu inspizieren und tatsächlich stiessen wir, nachdem wir die im Betonsockel eingelassene und seit einigen Jahren nicht mehr funktionierende Pumpe weggemeiselt und somit den Brunnenschacht freigelegt hatten, in ca. 10 m Tiefe auf sauberes Grundwasser. Nur fehlt natürlich die Verbindung zum Wassertank beim Patreshaus. Dafür wurden nun einige Arbeiter beauftragt, eine Schneisse auszuheben, ebenso für einen Verbindungskanal zum neuen Saal. Da diese Arbeit aber doch einige Zeit in Anspruch nimmt, entschlossen wir uns, wieder nach Mapunda zurückzufahren, auch weil Willi das in letzten blogs beschriebene Projekt der Pastorinhas doch engmaschig begleiten möchte. Anfügen möchte ich noch eine kleine lustige Episode bei der vorgängig beschriebenen Arbeit. Das Dach des alten Pumpenhäuschens war stark beschädigt und der angrenzende Baum hatte bereits seine Äste durch die vorhandenen Luken getrieben. Es lag auf der Hand, dass wir, um das Pumpenhäuschen neu zu decken, einen grossen Ast absägen mussten und Willi ärgerte sich ein wenig, dass er keine solche Säge im Gepäck mitgenommen habe, denn er habe ja nicht erwartet, auf solche Probleme zu stossen. Solche Gedanken macht sich wirklich nur ein Europäer, denn im Nu war ein Afrikaner mit einem Seil auf den Baum geklettert und gleich ergriffen einige Männer das untere Ende des Seils und zogen im Singsang mit vereinten Kräften den Ast in die entgegen gesetzte Richtung, so dass es nach wenigen Augenblicken im Geäst krachte und der Ast mit Getöse am Boden lag. Warum Probleme schaffen, wo es keine gibt?! 

Die Situation im Land selbst ist jedoch eher bedrückend. Hier einige Beispiele aus dem Alltag:
 
Ana :           
Bei unserem Haus (Hütte) hat die Stadt nun einen Wasserhahn montiert. Dafür müssen wir
12‘000 Akz bezahlen, ausserdem den Wasserzins, sonst wird das Wasser abgestellt. Das
kann ich nicht bezahlen, verdiene ich doch nur gute 10‘000 Akz und muss damit auch meine
Familie ernähren.

Tina: 
 Ana Maria kannst du mir nicht aushelfen. Ich habe gar nichts mehr in der Küche.
-       Wie meinst du das?
-       Ja, ich weiss nicht, was ich den Kindern heute Abend zu essen geben soll, ich habe
     gar nichts mehr. Ich werde es dir zurückbezahlen.
 
Paula: 
Ana Maria konntest Du in der Schweiz etwas organisieren, damit meine beiden grösseren
Töchter weiter zur Schule gehen können?
 
Domingas:    
Ich weiss nicht, wie ich es anstellen soll. Ich muss 5 Wellbelche auf meinem Hausdach
ersetzen, weil sie Löcher haben. In der kommenden Regenzeit wird sonst alles nass im
Haus.
-       Was kostet denn ein „Blech“?
-       2000 Akz x 5 – das ergibt fast meinen gesamten Monatslohn.

Kwaya:          
Ich komme gerade vom Kinderspital. Mein 3-jähriger Kleiner liegt dort  mit einer schweren Bronchitis.
-       Ich wusste gar nicht, dass du noch einen Nachzügler hast.
-       Ja, manchmal geschehen unerwartete Dinge. Aber er ist wirklich unser Sonnenschein
     und wir geben so acht auf ihn.
-       Und wie geht es ihm jetzt?
-       Etwas besser. Der Arzt hat mir ein Rezept für Antibiotika ausgehändigt, welches ich
     sofort in der Apotheke gekauft und ins Spital gebracht habe.
 
Ein Kommentar erübrigt sich wohl, wenn ich erwähne, dass dies alles Beispiele einer Woche sind.

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