10. Januar 2016
Noch sind wir erst knapp eine Woche in Angola und doch schon
wieder tief eingetaucht in eine ganz andere Welt. Diese für Europäer eher fremd
anmutende Realität zeigt sich schon beim Verlassen des Flughafengebäudes, wo du
dich vor übereifrigen Gepäckträgern kaum wehren kannst, die dich unbedingt zum
nächsten Taxi schleppen wollen, was aus Erfahrungsberichten nicht ratsam ist,
es sei denn du kennst einen Taxifahrer persönlich, andernfalls könnte dein
Gepäck eventuell sogar samt dir auch im Niemandsland landen. Wir sind deshalb
dankbar immer von guten Geistern abgeholt zu werden und so diesem Problem
ausweichen zu können. Was uns in Luanda eher mal etwas strapaziert, ist die
Warterei auf den Inlandflug, der nie pünktlich abhebt und sich deshalb das
Warten problemlos und ohne jegliche Information über Stunden hinziehen kann.
Doch sind wir auch diesmal wieder gut in Mapunda angekommen, wo wir herzlich
willkommen geheissen wurden. Allerdings sind wir momentan noch ohne Pässe, da
diese zur Visumserneuerung noch in Luanda sind.
Diese Woche war hier Hochbetrieb, da das Kapitel der La
Salette-Missionare von Angola unter Leitung des Generaloberen aus Rom in
unserem Zentrum stattfand, weswegen die Mitglieder aus allen Landesteilen
angereist kamen. Dies bedeutete vor allem für unsere Köchinnen eine grosse
Herausforderung, täglich an die 80 Personen zu verköstigen – am Samstag zum
Gelübde von sechs neuen Novizen waren es wohl über 200! Zur Arbeit der
Köchinnen muss erwähnt werden, dass es natürlich keine vorgefertigten
Nahrungsmittel gibt (auch das Fleisch muss zuerst noch zerlegt oder wenn es um
Hühner geht, erst noch geschlachtet werden). Zudem ist die Küche nicht für
diese Personenzahl ausgelegt, so dass auch im Freien auf offenem Feuer gekocht
oder grilliert werden muss. Dass auch der Abwasch ohne Maschine einiges abverlangt,
versteht sich von selbst. Schlussendlich muss ich jedes Mal staunen, wie bei
einem solchen Fest alle Gäste auf ihre Kosten kommen. Aber trotz des positiven
Resultates glaube ich kaum, dass ich diese „chaotische Organisation“ oder
dieses „organisierte Chaos“ – wie wir es auch immer nennen wollen – je verstehen
werde.
Im Übrigen befinden wir uns mitten in der Regenzeit, die
manchmal heftige Gewitter oder lokale Überschwemmungen mit sich bringt. So hat
angeblich ein heftiger Blitz in die städtische Generatorengruppe eingeschlagen,
was uns einen Stromausfall von „nur“ 3 Tagen bescherte; so waren wir positiv
überrascht, als trotz des vermutlich grossen Schadens am Samstagabend das Licht
von der Stadt wieder anging. Es war uns besonders willkommen, da auch unser
Generator ein grösseres Problem und eine damit verbundene entsprechende
Revision anzeigte, so dass er abgeschaltet werde musste. Vor allem ging es ja
bei diesen vielen Leuten darum, dass die Wassertanks gefüllt werden konnte, was
ebenfalls über elektrische Pumpen läuft. Doch schafften wir es in der
Zwischenzeit mit einem kleinen Generator die nötige Wassermenge in die Tanks zu
pumpen. Jedenfalls hat es uns bereits in den ersten Tagen nicht an Arbeit gefehlt.
Ein eindrückliches Erlebnis hatten wir auch am späteren
Samstagnachmittag. Nach dem Fest fuhren wir mit einem uns befreundeten sehr
aktiven Lehrer, der zugleich auch äusserst wertvolle Arbeit in der Kirche
leistet, in seinen Bairro nicht allzu weit von uns entfernt. Was wir dort
antrafen mutete wie eine Oase an mitten im desolaten Bairro. Verschiedene
einfachste Häuser (wir würden es natürlich als Hütten bezeichnen) umgaben einen
grossen sauberen Innenhof, welcher an eine kleine Pflanzung und einige Bäume
grenzte. Im Gespräch erfuhren wir, dass er mit seiner und der Familie seines
Bruders diese „Siedlung“ bewohnt. Von seiner 9-köpfigen Familie sind die beiden
Ältesten bereits ausgezogen dafür leben vier Waiseninder aus der Verwandtschaft
ebenfalls in seiner Familie. Er entschuldigte sich, dass die Wohnbauten weder aussen
noch innen einen Anstrich haben und auf spärlichste eingerichtet sind, da er
seine ganzen Einkünfte in die Ausbildung der Kinder investiere und während des
Krieges als Flüchtling mit absolut Nichts hier angefangen habe. Fast ein wenig
betroffen und mit Achtung vor solch einer Leistung verabschiedeten wir uns. Ich
freue mich jedenfalls, nächste Woche in seinem Innenhof einen Koch- und Hygiene-Kurs
für die Frauen seiner Umgebung durchführen zu können, um den er mich zusammen
mit seiner Frau gebeten hat.
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