Sonntag, 17. Januar 2016


17. Januar 2016
Im Moment scheint es fast als würde die Regenzeit nach intensiven Niederschlägen eine kleine Pause machen, was durchaus üblich ist. Schaden kann es nicht, haben die heftigen Niederschläge doch auch vielerorts Überschwemmungen verursacht. Wichtig ist nur, dass der Unterbruch nicht zu lange dauert, damit die Ernte nicht gefährdet ist und die Grundwasserspeicher noch besser aufgefüllt werden können und nicht nur für ein paar Wochen reichen. Die massiven Regenschauer haben insbesondere auch den Naturstrassen übel zugesetzt, so fährt Willi bereits wieder über eine teilweise Bachbett ähnliche Verbindung zu seiner jetzigen Baustelle und wir mussten im Landcruiser unsere Utensilien für den Kochkurs mit aller Kraft festhalten, damit nicht alles umkippte oder gar an die Decke flog. Aber auch auf Hauptverbindungstrassen gab es Stellen, die zeitweise unterbrochen oder nur noch schwer passierbar waren. So wird eine Senkung auf der Route zur Küste, ca. eine knappe Autostunde von uns entfernt, regelmässig überschwemmt. Doch wurde im Fernsehen und Radio gleich angekündigt, dass sofort schwere Baumaschinen auffahren und der Schaden in einer Woche behoben sein werde. In der Realität besteht die Reparatur nun darin – wie Tarcisio beim Vorbeifahren selbst gesehen hat – dass die ganze Passage mit Steinen aufgefüllt (wohlverstanden mit Natursteinen jeglichen Formates) und mit Erde bedeckt wird, was zur Folge hat, dass bei der nächsten Überschwemmung, d.h. dem nächsten grossen Regenschauer, die ganze Erde mitgeschwemmt und die Stelle daher wohl für PWS wieder unpassierbar sein wird.
Solche Versprechungen werden fast täglich abgegeben. Dies hat auch Willi bei seiner Arbeit beim Bau des Mädcheninternates bei den Pastorinhas erlebt. Weshalb sich plötzlich eine Delegation der örtlichen Administration für die Arbeiten interessierte, bleibe dahingestellt. Jedenfalls beklagte sich bei dieser Gelegenheit eine der Leiterinnen des Internates bei der Delegation über die immer wieder unterbrochene Wasser und Stromversorgung bei trotzdem verrechneten üblichen Tarifen. Sogleich versprach der Administrator hoch und heilig, diese Probleme sofort zu lösen und der Institution sogar einen günstigen Sondervertrag zu verschaffen. Tatsache wird wohl sein, dass sich nichts ändern wird, zumal der örtliche Administrator hierfür kaum die nötigen Kompetenzen besitzt.
Das Schlimmste für die Bevölkerung ist die derzeitige Inflation bei gleichbleibenden Salären. So stiegen die Preise sämtlicher Lebensmittel in den letzten Monaten um das Doppelte, wenn vereinzelt nicht gar um das Dreifache. Vor allem betroffen sind die Menschen ohne feste Arbeit, was doch fast die Mehrheit betrifft. Zurückzuführen ist die Misere auf die gesunkenen Ölpreise auf dem Weltmarkt. Die Mindereinnahmen sollen im Landesinnern durch massiv gestiegene Benzin- und Ölpreise wenigstens zum Teil wettgemacht werden. Dadurch sind sämtliche Transportkosten massiv gestiegen, was sich wiederum auf die Lebenskosten auswirkt. Als Beispiel möchte ich eine Schülerin anfügen, die für ihren Schulweg täglich zweimal den Bus benützt, wofür sie schlussendlich 2/3 eines Monatsgehalts einer einfachen, zu 100% arbeitenden Angestellten bezahlt. Die Frage wie eine einfache Familie über die Runden kommt, bleibt offen, geschweige denn eine allein erziehende Mutter, von denen es hier so viele gibt oder vielfach ist es auch nur die Frau, die einer Arbeit nachgehen muss, da sie manchmal noch leichter etwas findet als der Mann. Ein anderes Beispiel, das die Misere der einfachen Bevölkerung aufzeigt, sind die Gesundheitskosten. So bezahlte Juliane vergangene Woche für Analysen, Röntgenbilder und Konsultation ebenfalls ungefähr den oben erwähnten Betrag. Dies kann sich ein Normalverdiener für ein Familienmitglied ohne Kreditaufnahme bei Verwandten oder Bekannten gar nicht leisten; entsprechend wird oft zu spät kompetente medizinische Hilfe in Anspruch genommen. Wenn ich nächste Woche mit den Kursteilnehmern eine Wundsalbe herstelle oder Erste Hilfe-Massnahmen bei Durchfall erläutere, bin ich mir bewusst, dass ich damit das Problem nicht lösen kann, doch bin ich überzeugt, dass die Behandlung dieses Themas ein wichtiger Aspekt in der Prophylaxe darstellt, vor allem nachdem ich die Qualität des Wassers aus dem an diesem Platz benutzen Ziehbrunnens gesehen habe und vielleicht ist es auch der besagte winzige Tropfen auf den berühmten heissen Stein.

 

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