16. September 2018
Gestern ist Willi mit P. Schlauri und Tarciso von unserer
Missionsstation Kola in den Bergen zurückgekehrt. Die Strasse vom Berg ins Tal
verdient diesen Namen wohl kaum mehr, jedenfalls ist Tarciso ziemlich gerädert
aus dem Fond des Toyota-Land Cruisers ausgestiegen. Dank einem Halt auf dem
grossen Gemüsemarkt an der Hauptstrasse, etwa eine Autostunde ausserhalb
Lubango, wurden wir mit frischem Gemüse eingedeckt. Freilich gibt es hier nicht
diese Auswahl an verschiedenen Sorten von Gemüse wie in der Schweiz in jedem
Supermarkt, doch freuen wir uns an den schönen Tomaten, Karotten, Zwiebeln und
Kohl, die dort angeboten werden. Beim Halt stellt sich jeweils nur das grosse
Problem, dass so viele Frauen gleichzeitig auf dich einstürmen, weil sie alle
ihre Habe an den Mann bringen wollen, geschweige die Knaben, die dir alle ihre
grossen Plastiktüten zum Kauf unter die Nase halten, um den Einkauf zu
verstauen. In solchen Situationen frage ich mich oft, was von meinen Ernährungskursen
auch tatsächlich umgesetzt wird. Da ja nur wenige Männer einer geregelten
Arbeit nachgehen und somit ein regelmässiges Einkommen nach Hause bringen, sind
die meisten Frauen gezwungen, ihre Familien finanziell über Wasser zu halten,
in dem sie eben beispielsweise Gemüse und Früchte verkaufen, welche sie morgens
in der Früh beim Grosshändler einkaufen und tagsüber in kleinen Mengen abzusetzen
versuchen. In den Kursen versuche ich intensiv aufzuzeigen, wie notwendig eine
vitaminreiche Ernährung besonders auch für die Kinder sei, dass nämlich bei der
einseitigen Ernährung mit fast ausschliesslich Maisbrei, das vorgängig durch
den Verkauf von Gemüse und Früchten eingenommene Geld rasch wieder für
Arztkosten und Medikamente ausgegeben werden muss. Aber eben, wenn das Geld kaum
für den Kauf von Mais, eventuell etwas Reis und Bohnen reicht, kann ich gut
reden. Durch die starke Abwertung der einheimischen Währung in den letzten
Monaten sind auch die meisten Lebensmittel wieder teurer geworden, was das
Leben vor allem in bairros der Stadt nicht einfacher macht, da ja wenig
Möglichkeit besteht, selbst etwas anzupflanzen.
Wie es oft in solchen Familien aussieht, mag ein kleines
Beispiel von Joaquina zeigen. Joaquina ist ein 14-jähriges Mädchen, die zu mir
kam, weil sie unbedingt nähen lernen wollte. Dass sie dafür ein ausserordentliches
Geschick besitzt, zeigte sich nach kürzester Zeit. Deshalb dachte ich daran,
ihr während unserer nächsten Abwesenheit eine Nähmaschine auszuleihen und
fragte deshalb auch nach der Stromversorgung in ihrem Haus, was sie verneinte. Die
Frage nach Wasser hingegen bejahte sie, wobei sich bei Nachfrage herausstellte,
dass es sich um einen Ziehbrunnen ausserhalb des Hauses handelt. Den Luxus, im
Haus selbst den Wasserhahn aufzutreiben besitzen nur wenige. Im Gespräch erfuhr
ich dass sie 4 ältere und eine jüngere Schwester hat sowie einen jüngeren
Bruder. Alle wohnen noch zuhause. Die älteste Schwester besitze selbst zwei
Kinder, die nächste eines – beide ohne Partner! Hingegen wohnt ihr eigener Vater
bei ihnen, was häufig, wie das Bespiel der beiden älteren Töchter zeigt, nicht
der Fall ist. Leider habe auch ihr Vater keine Arbeit. Die Frage, wie man in
solchen Verhältnissen überlebt, liess ich dann bleiben.
Doch zeigt diese Situation ein grosses Problem von Afrika
auf, in welchem auch Angola steckt: die vielen Schwangerschaften von ledigen
Müttern, bereits von Mädchen mit 14 Jahren! Die ungeordneten Verhältnisse nach
dem Krieg, mangelnde Schuldbildung und Berufsperspektiven sowie fehlende
Aufklärung mögen das ihrige dazu beitragen. Ohne staatliche Kampagnen und
Unterstützung dem Herr zu werden, ist wohl sehr schwierig und welche Probleme
bei der bereits jetzt bestehenden Arbeitslosigkeit damit vorprogrammiert sind,
kaum auszudenken. Hilfestellungen sind nur punktuell möglich mit der Hoffnung
auf ein Schneeballsystem
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