Sonntag, 28. Oktober 2018


 
28. Oktober 2018
 
Sonntagmorgen – leichter Nieselregen – trübes Wetter – man könnte sich das Erwachen um diese Jahreszeit in der Schweiz vorstellen – und ich habe mich tatsächlich wieder mal in lange Jeans gestürzt. Freilich befinden wir uns in der Regenzeit. Die Regenzeit zeigte sich früher jedoch darin, dass sich die Temperatur aufheizte und in den Nachmittagsstunden zu kurzen heftigen Regengüssen, wie wir sie eben nur in den Tropen kennen oder manchmal auch zu starken Gewittern führte. Ein grauer Regentag war eher selten und wenn, dann Ende Regenzeit, vielleicht im März. So spüren wir eben auch hier den Klimawandel. Vergangene Woche hatten wir bereits 2 solcher trüber Tage mit immer wiederkehrenden Regengüssen während des ganzen Tages, einmal auch verbunden mit einem kurzen kräftigen Hagel. Zwar schätzen die Menschen den dringend benötigten Regen, doch sind damit auch wieder negative Auswirkungen verbunden wie beispielsweise in Luanda, wo ganze Slum-Bezirke unter Wasser stehen. Doch auch hier in Lubango möchte ich in dieser Zeit nicht in einer einfachen Behausung wohnen, wo alles feucht ist und die Füsse im Dreck versinken bis du zu deiner Hütte kommst. Hinzu kommt, dass bei diesem Wetter auch die Temperaturen merklich sinken, was zu vielen Erkältungskrankheiten führt, welche bei fehlender Behandlung bei Kindern sich oft verschlimmern können, denn die nötigen Medikamente sind ja für viele unerschwinglich.
 
Zwar hat die Regierung diese Woche eine Erhöhung der Minimallöhne auf kommenden Januar prognostiziert. Allerdings werden die Bezüger der Minimallöhne trotz Erhöhung in der Realität weniger in den Händen haben. Denn überall, wo Stromanschlüsse vorhanden sind, werden neue Zähler eingebaut, dasselbe gilt für Wasser, welches auch ab Zisternenwagen aufschlägt. So wird die Erhöhung bereits wieder eliminiert; nicht zu vergessen, die bereits im letzten Blog beschriebene Abwertung der einheimischen Währung, die zu massiven Preiserhöhungen führen wird, wo dies nicht bereits schon geschehen. So kostet Brot bereits das 2,5 fache wie vor 3 oder 4 Jahren. Zu bedenken bleibt immer die Tatsache, dass Viele gar kein regelmässiges Einkommen haben.
 
Ein zweischneidiges Schwert ist auch das Vorgehen der Behörden gegen den nicht bewilligten Strassenverkauf von Esswaren. Überall, wo Menschen gehen, sitzen Frauen am Strassenrand, um Gemüse, Früchte oder auch Maismehl und Bohnen (unverpackt in Plastikbecken) in kleinen Mengen zu verkaufen. Freilich ist dies ihre einzige Einnahmequelle, doch würde ich auch nie Tomaten, offenes Maismehl oder Obst vom Strassenrand kaufen, auf denen sämtlicher Strassenstaub und alle Abgase (kaum ein Auto würde den Abgastest bei uns bestehen – oft bläst dicker schwarzer Rauch aus dem Auspuff) deponiert sind und so viele Menschen vorbeihusten. Und genau aus diesem Grund will die Regierung diesen Verkauf unterbinden und die Frauen in offizielle abgeschlossene Märkte zu verweisen. Einerseits ist diese hygienische Massnahme lobenswert, andererseits verstehe ich natürlich die protestierenden Frauen, die sich einen Stand im offiziellen Marktgebäude nicht leisten können, abgesehen vom eventuellen Weg dahin.




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