4. November 2018
Gerade rechtzeitig bevor der Himmel nach guter Tropenmanier
seine Schleusen öffnete sind wir in Quinjenje, jener Station, auf welcher wir
vor dem Krieg gearbeitet haben angekommen. Trotzdem nicht alle
Strassenabschnitte sich in optimalen Zustand befunden haben haben wir die gut
500 km in 7 Stunden geschafft, dies mit vollbepacktem Wagen und 5 Personen, da uns
noch drei gute Arbeiter zur Hand gehen werden. Quinjenje befindet sich eben
heute noch in einem erdenklichen Zustand, überall sind die Spuren des Krieges
noch sichtbar. Über unsere Arbeit hier während der kommenden Woche werde ich im
nächsten Blog berichten.
Auf dem Weg hierher sass ich mit José hinten im Landcruiser
und habe dadurch einiges seiner Lebensgeschichte erfahren. Es ist schon
beeindruckend, wenn du plötzlich vernimmst, was hinter der Fassade eines
Menschen steckt, dem du tagtäglich begegnest. So erzählte er mir, wie er eines
Tages als Jugendlicher von den Gueriilas aus seinem Elternhaus entführt wurde.
Doch gelang es ihm, kurze Zeit darauf zu fliehen und in der Nacht nach Hause
zurückzukehren. Leider musste er einsehen, dass eine Bleibe für ihn und die
Eltern zu gefährlich war. Die Eltern rieten ihm, im Busch der Umgebung
unterzutauchen, während sie ihm jeweils Mahlzeiten an vereinbarten Orten
deponierten. So verbrachte José mehrere Monate unter freiem Himmel im Busch;
tagsüber suchte er sich jeweils eine geschützte Schlafstätte für die Nacht,
überlebt hat er dank der Mahlzeiten, die sein Bruder jeweils deponierte, wenn
zur Arbeit aufs Feld ging. Eines Tages wurde er jedoch von den
Regierungstruppen aufgegriffen, die ihn als Sympathisanten der Guerilla
abstempelten, was für ihn böse Folgen gehabt hätte. Glücklicherweise war sein
Patenonkel bei dieser Gruppe, welcher den Sachverhalt klarstellen konnte.
Allerdings musste er als Folge dann die nächsten Jahre bei den
Regierungstruppen Dienst leisten, bis eine Verletzung seinen Lebensweg wieder
in andere Bahnen leitete. Doch stand er nach allen Strapazen ohne Kleider, ohne
Bleibe und ohne einen Pfennig am Anfang des neuen Lebens.
Auch ein Erlebnis der besonderen Art hatte Willi vergangene
Woche als er feine Schottersteine und Kies besorgen musste. Er entschloss sich,
dies wiederum bei den Frauen im Steinbruch zu kaufen statt in einer Baufirma.
Nun, ihr habt richtig gelesen. Nicht weit von uns gibt es einen kleinen
Steinbruch, in welchem Frauen in Handarbeit Steine zu Schotter und Kies
schlagen, welche sie an Ort und Stelle verkaufen. Als Willi mit dem Auto auf
den Platz fuhr, kamen sie alle hergesprungen, denn jede wollte ihre Ware
absetzen und wahrscheinlich hofften sie auch auf ein Trinkgeld, wie sie es bei
ihm gewohnt waren. Willi beruhigte sie gleich zu Beginn, indem er versprach
jeder der15 Frauen einen Haufen abzukaufen, was ungefähr je einem Sack von 30
kg entspricht. Zum Schluss gab er ein gemeinsames Trinkgeld, was für jede
ungefähr ein Kilo Maismehl bedeutete, wofür alle sich in einem Freudentanz
bedankten. Eine der Frauen hat die Bedeutung dieser Aktion dann auf den Punkt
gebracht, in dem sie erklärte: Heute ist ein guter Tag, dank dem Verkauf und
dem Trinkgeld kann ich heute Abend Fuba (Maismehl) kaufen für die ganze Woche!
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