Sonntag, 3. Februar 2019

3. Februar 2019
 
Wer schon einmal eine Wohnung oder gar ein Haus räumen musste, welches über Jahre von denselben Menschen bewohnt wurde, weiss wieviel sich da jeweils ansammelt und welcher Aufwand mit der Räumung verbunden ist. Etwas davon erleben wir auch bei der Renovation des letzten der zum Compound des Bildungszentrums gehörenden Häuschen, in welchem eine Bibliothek untergebracht war. Das Problem ist, dass während der letzten 10 Kriegsjahre sämtliche noch verfügbaren Bücher von anderen Stationen hierher gebracht wurden, darunter verständlicherweise viele in deutscher Sprache. Da gilt es vorerst die letzteren auszusortieren, denn Viktor ist wirklich der letzte deutsch sprechende Pater. Daneben haben sich zusätzlich auch alte Apparaturen wie Dia-Projektoren, defekte Radios und dgl. angesammelt, Auch da gilt es für Willi auszusortieren, wo eine Reparatur noch möglich resp. sinnvoll ist. 

Diese immense Arbeit, der anfängliche „Krankheitsurlaub“ nach unserer letzten Ankunft in Angola, das unvorhergesehene Ausheben einer neuen Sickergrube mit den entsprechenden sanitären Anschlüssen, das Installieren der neuen Wasserpumpe sowie verschiedene andere Kleinigkeiten haben vor allem Willis Arbeitsplan etwas durcheinander gebracht, so dass Quinjenje sich noch gedulden muss, nicht zur grossen Freude der Verantwortlichen dort. 

Nächste Woche beginnt nun nach den grossen Ferien mit dem neuen Schuljahr der Schulalltag wieder. Dank unserer Sponsoren haben wir auch dieses Jahr wieder das Schulmaterial und teilweise auch die Einschreibgebühren für den Schulbesuch für die Kinder unserer Arbeiterinnen und Arbeiter finanziert. Wir sind jeweils überrascht, wieviele Kinder sich auf dieser Liste befinden, allein unsere Hilfskraft Anna hat 7 Namen angemeldet, dabei handelt es sicher bei 5 um ihre Grosskinder, die aber alle im selben Haushalt leben und Anna ist die Einzige, die ein paar Batzen verdient. Sie sind wirklich auf solche Unterstützung angewiesen, denn bei den ständig ansteigenden Lebenskosten reicht vielfach ein Gehalt kaum aus, um die Familie über Wasser zu halten. Und oft trägt ja nur ein Elternteil etwas nach Hause, sei es weil die Mutter allein erziehend ist oder der Mann arbeitslos. Manchmal kommt es auch vor, dass die Löhne nicht ausbezahlt werden, wie beim Mann von Paula, der seit 1 Jahr auf sein Gehalt wartet. Der Kampf gegen Korruption hat eben erst begonnen, immer noch allzu viele müssen darunter leiden. Eigentlich wäre es ja vorgesehen, dass das Schulmaterial in der Schule abgegeben werden müsste. Die Realität zeigt aber, dass die Mehrheit der Kinder, deren Eltern den Kauf der Schulbücher auf dem Markt nicht vermögen, ohne Unterlagen dem Unterricht folgen müssen. Es erklärt zum Teil auch, weshalb die Qualität der öffentlichen Schulen (neben der miserablen Ausbildung der Lehrer) zum Himmel schreit. Ein grosses Problem sind zurzeit auch die fehlenden Plätze in den Schulen. So sind allein in der Hauptstadt noch Tausende vom Schulbesuch ausgeschlossen. Die Regierung verspricht zwar, das Problem bis 2022 in den Griff zu bekommen. Doch müsste dieses Problem wahrscheinlich etwas vielschichtiger angegangen werden. Mehr Aufklärungsarbeit und Unterstützung in Richtung Familienplanung und die Schaffung neuer Arbeitsplätze würde sicher auch zur Lösung beitragen.
 
Heute Morgen aufgenommen bei der Fahrt durch die Stadt. Wohl noch nicht alles europäisch - aber kaum mehr Abfall - vor einigen Wochen noch undenkbar!












 

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