Wer schon einmal eine Wohnung oder gar ein Haus räumen
musste, welches über Jahre von denselben Menschen bewohnt wurde, weiss wieviel
sich da jeweils ansammelt und welcher Aufwand mit der Räumung verbunden ist.
Etwas davon erleben wir auch bei der Renovation des letzten der zum Compound
des Bildungszentrums gehörenden Häuschen, in welchem eine Bibliothek
untergebracht war. Das Problem ist, dass während der letzten 10 Kriegsjahre
sämtliche noch verfügbaren Bücher von anderen Stationen hierher gebracht
wurden, darunter verständlicherweise viele in deutscher Sprache. Da gilt es
vorerst die letzteren auszusortieren, denn Viktor ist wirklich der letzte
deutsch sprechende Pater. Daneben haben sich zusätzlich auch alte Apparaturen
wie Dia-Projektoren, defekte Radios und dgl. angesammelt, Auch da gilt es für
Willi auszusortieren, wo eine Reparatur noch möglich resp. sinnvoll ist.
Diese immense Arbeit, der anfängliche „Krankheitsurlaub“
nach unserer letzten Ankunft in Angola, das unvorhergesehene Ausheben einer
neuen Sickergrube mit den entsprechenden sanitären Anschlüssen, das Installieren
der neuen Wasserpumpe sowie verschiedene andere Kleinigkeiten haben vor allem
Willis Arbeitsplan etwas durcheinander gebracht, so dass Quinjenje sich noch
gedulden muss, nicht zur grossen Freude der Verantwortlichen dort.
Nächste Woche beginnt nun nach den grossen Ferien mit dem
neuen Schuljahr der Schulalltag wieder. Dank unserer Sponsoren haben wir auch
dieses Jahr wieder das Schulmaterial und teilweise auch die Einschreibgebühren
für den Schulbesuch für die Kinder unserer Arbeiterinnen und Arbeiter
finanziert. Wir sind jeweils überrascht, wieviele Kinder sich auf dieser Liste
befinden, allein unsere Hilfskraft Anna hat 7 Namen angemeldet, dabei handelt
es sicher bei 5 um ihre Grosskinder, die aber alle im selben Haushalt leben und
Anna ist die Einzige, die ein paar Batzen verdient. Sie sind wirklich auf
solche Unterstützung angewiesen, denn bei den ständig ansteigenden Lebenskosten
reicht vielfach ein Gehalt kaum aus, um die Familie über Wasser zu halten. Und
oft trägt ja nur ein Elternteil etwas nach Hause, sei es weil die Mutter allein
erziehend ist oder der Mann arbeitslos. Manchmal kommt es auch vor, dass die
Löhne nicht ausbezahlt werden, wie beim Mann von Paula, der seit 1 Jahr auf
sein Gehalt wartet. Der Kampf gegen Korruption hat eben erst begonnen, immer
noch allzu viele müssen darunter leiden. Eigentlich wäre es ja vorgesehen, dass
das Schulmaterial in der Schule abgegeben werden müsste. Die Realität zeigt
aber, dass die Mehrheit der Kinder, deren Eltern den Kauf der Schulbücher auf dem
Markt nicht vermögen, ohne Unterlagen dem Unterricht folgen müssen. Es erklärt
zum Teil auch, weshalb die Qualität der öffentlichen Schulen (neben der
miserablen Ausbildung der Lehrer) zum Himmel schreit. Ein grosses Problem sind
zurzeit auch die fehlenden Plätze in den Schulen. So sind allein in der
Hauptstadt noch Tausende vom Schulbesuch ausgeschlossen. Die Regierung
verspricht zwar, das Problem bis 2022 in den Griff zu bekommen. Doch müsste
dieses Problem wahrscheinlich etwas vielschichtiger angegangen werden. Mehr
Aufklärungsarbeit und Unterstützung in Richtung Familienplanung und die
Schaffung neuer Arbeitsplätze würde sicher auch zur Lösung beitragen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.