Samstag, 1. Februar 2020


Samstag, 1. Februar 2020 

Mein Blog-Fahrplan läuft schon wieder ein wenig ausserhalb der Spur, denn morgen fahren wir mit 7 Mann unserer Bauequipe nach Tchinjenje (Quinjenje – muss mich allmählich an die neue Bezeichnung gewöhnen). Da die Fahrt allein – auch wenn sie nicht so abenteuerlich verlaufen muss wie die letzte – doch fast 7 Stunden in Anspruch nehmen wird und ich anschliessend das Abendessen für die Mannschaft auf den Tisch bringen muss, fürchte ich, dass der blog unter Druck geraten könnte. Am Montag wird dann noch der Lastwagen mit Material und 2 weiteren Mann sowie Tarcisio mit einem weiteren Mann folgen. So hoffen wir, dass die Arbeiten doch wieder etwas voran schreiten werden. 

Nächste Woche beginnt nach den langen Weihnachtsferien das neue Schuljahr wieder oder sollte mindestens beginnen. Da jedoch der 4. Februar der Gedenktag der ersten Aufstände gegen die damalige Kolonialmacht Portugal ist, also ein staatlicher Feiertag, ist der Schulbeginn auf den 5. Febr. angesetzt. Doch zeichnet sich jetzt schon ab, dass vielerorts der Unterricht erst in der darauf folgenden Woche beginnen dürfte. Um unsere Arbeiter etwas zu unterstützen, haben wir wiederum deren Kinder mit dem nötigen Schulmaterial ausgerüstet. Da auch diese Utensilien sich verteuert haben, waren alle sehr dankbar darüber und wir haben wieder einmal mehr über die zu versorgende Kinderzahl gestaunt. Was uns im Zusammenhang mit den Schulen auch erstaunt ist, wie viele neue Schulhäuser ausserhalb der Siedlungszentren aufgestellt wurden. Mag sein, dass dies für wenige Kinder aus abgelegenen Weilern eventuell den Schulweg etwas verkürzt, doch muss die grosse Masse der Kinder täglich oft mehrere Kilometer zurücklegen. Den Sinn dahinter zu erkennen ist schwierig, wie so oft auch bei anderen Dingen hier. 

So können beispielsweise viele kaum akzeptieren, dass Spaghetti und Reis (obwohl beides hier auch gegessen wird) ebenso Kohlenhydrate sind wie Maismehl. In vielen Köpfen gibt nur der fade (ungesalzene), weisse Maisbrei Kraft. Als ich einmal erklärte, dass wir dem Mais durch Würzen Geschmack geben, wurde ich fast bemitleidend gefragt, ob es denn bei uns keine Beilage zum Mais gebe; denn hier werden ja (sofern vorhanden) gekochte Bohnen, wie wir sie für Bohnensuppe verwenden, zum Mais gegessen oder eventuell etwas Trockenfisch mit Tomaten/Zwiebelsauce.) 

Ein anderes, für uns schwierig nachzuvollziehendes Phänomen ist der Fetiso (Zauberei/Hexerei).Allzu viele Krankheiten und Gebrechen werden immer noch dem zugeschrieben. So hat auch eine gute Mitarbeiterin vergangene Woche die Behandlung ihres tatsächlich massiven „Umlaufs“ am Mittelfinger abgebrochen, weil sie angeblich dem Gerücht geglaubt hat, sie sei mit Kontaktgift in Berührung gekommen. Wie dies bei einem einzelnen Finger möglich ist, ist mir nicht ganz logisch; auch weiss ich nicht, ob sie die Antibiotikabehandlung nun auch abgebrochen hat, da sie nicht mehr zur Arbeit gekommen ist. Gegen solche Einflüsse bist du dann halt oft machtlos. Hoffen wir das Beste für sie.

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