Sonntag, 9. Februar 2020


Sonntag, 9. Februar 2020 

Letzten Sonntag sind wir am späten Nachmittag gut in Tchinjenje angekommen. Während uns bis nach Cubal (etwa 4 ½ Std.) die Sonne begleitete, fuhren wir die letzten 100 km durch strömenden Regen, der nur einige Meter Sicht erlaubte, was natürlich auch die Fahrzeit erheblich verlängerte. Der Regen entwickelte sich dann zu einem 24-Stunden  Dauer-Niederschlag mit Einlagerungen von Tropenschauern. Als Folge blieb unser Camion, der montags unterwegs war, etwa 2 km vor unserer Mission im Morast stecken. Da es bereits seit einiger Zeit dunkel war und es wieder wie aus Kübeln goss, wurden die Versuche für ein Freikommen rasch abgebrochen. Zur Sicherung übernachteten 2 Männer im Fahrzeug .Am kommenden Morgen rückte die Mannschaft alsbald mit Hacken und Schaufeln aus, um den Camion auszugraben und die tiefen Furchen mit Steinen und Geäst zu füllen. Dank den nun besseren Wetterverhältnissen – der Regen hatte in der Nacht aufgehört und die Sonne schickte ihre ersten Strahlen – kam die Aktion rasch zu einem guten Ende. Auch das Wetter wechselte nach diesem Zeitpunkt über zu einer „normalen“ Regenzeit, wo kürzere Schauer sich wechseln mit Sonnenschein. 

Die Reparaturarbeiten hier gehen nun wieder zügig voran. Doch steckt dahinter eine Menge Arbeit. Um aus Ruinen wieder bewohnbare Räume zu machen, müssen alle Wände neu verputzt, Bodenplatten gelegt, sämtliche Sanitär- und Elektroleitungen neu verlegt und die entsprechenden Installationen angebracht werden. Vorher mussten auch neue Sickergruben ausgehoben und die Gebäude neu gedeckt werden. Diese Woche hat nun auch ein Maler seine Arbeit aufgenommen. In der neuen Küche lässt sich aber schon viel einfacher arbeiten, ausser dass die Leitung für das fliessende Wasser noch nicht angeschlossen ist. Doch gibt es gleich im Hof einen funktionierenden Wasserhahn, so dass ich das Wasser nicht weit herschleppen muss. Allerdings war dieser Wasserhahn bei unserer jetzigen Ankunft abgebrochen. Zum Glück hat der Pater das Wasser im daneben liegenden Schacht abgestellt. So war ich denn am ersten Tag froh um das Regenwasser. Die Antwort auf die Frage, wieso ein Wasserhahn abbricht, erhielten wir kurze Zeit später nachdem José den neuen Hahn montiert hatte. Zu erwähnen ist noch, dass auch vorübergehende Personen oder Kirchgänger daselbst Wasser holen. So beobachtete Willi zufällig wie 4 grössere Kinder Wasser in Becken füllten. Als das letzte Gefäss gefüllt war, versuchten sie verzweifelt mit allen möglichen Handgriffen das Wasser abzustellen. Als auch der Versuch, mit aller Kraft den ganzen Hahn irgendwie herum zu drehen erfolglos blieb, kehrten sie dem Ganzen den Rücken. Ich stoppte die kleine Mannschaft, welche von José dann instruiert wurden, wie ein Wasserhahn zu bedienen sei. Wenn vor über 40 Jahren Patienten im Spital nicht wussten, wie die Türklinke zu bedienen, konnten wir dies noch einordnen, da sicher niemand im Busch eine Tür mit „Türfalle“ besass. Doch dass heute im Zeitalter, wo das Handy auch hier Einzug gehalten hat, Kinder nicht wissen, einen Wasserhahn zu bedienen, zeigt einmal mehr, wie der Krieg ein Land zurückwerfen kann. 

Dass die Entwicklung hier völlig im Argen liegt, zeigt auch die fehlende Gesundheitsversorgung. Aufgrund einer kirchlichen Zusammenkunft befanden sich seit Donnerstagabend einige Hundert Personen hier auf der Missionsstation. Als ich einmal kurz etwas in unserem Haus holen wollte, traf ich auf eine Menge Menschen auf der Veranda, vor allem viele Frauen mit Kleinkindern. „Musst nicht erschrecken“, meinte P. Henrique „es warten alle auf dich, es sind alle krank“. Mein Gott, was mach ich mit diesen vielen Menschen. Ich hatte zwar einiges an Medikamenten und Verbandmaterial bei mir, doch für so viele!!! Die mitgebrachten Malariamittel reichten gerade mal für die Kleinen mit ganz fiebrigen Köpfen, auch ein paar Antibiotika-Sirups für fiebernde Kinder mit Bronchialhusten. Die übrigen musste ich mit etwas Paracetamol abspeisen und vertrösten, dass ich das nächste Mal mehr Medikamente mitnehme. Als hätte es sich nicht genügend herumgesprochen, dass ich keine Medikamente mehr habe, warteten am Abend nochmals ca. 30 Personen vor der Tür. Ich denke, die wichtigste Arbeit hier ist die Errichtung des in Angriff genommenen Sanitätspostens.
 
Leider ist es heute nicht möglich, Bilder hochzuladen, das Internet macht einfach nicht mit

 
 

 

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