Sonntag, 29. August 2021

 

Sonntag, 29. August 2021 

Seit gestern Nachmittag fühlen wir uns wieder etwas mehr als freie Menschen, nachdem wir offiziell aus der Quarantäne entlassen wurden. Allerdings wurde unsere Geduld vorerst noch auf die Probe gestellt. Erst wusste niemand, wo wir uns einem Test unterziehen könnten (Elisabeth hatte dies in Luanda gemacht, weil sie dort in Quarantäne war), bis sich dann das Ministerium für Gesundheit als die richtige Adresse erwies. Vom staatlichen Zentralspital wurde uns wegen des dort herrschenden Chaos völlig abgeraten. Das Glück wollte es, dass eine der Verantwortlichen im Gesundheitsministerium eine gute Bekannte von P. Viktor ist. Diese versprach, am Freitagnachmittag jemanden zur Testentnahme bei uns vorbeizuschicken. Doch warteten wir vergebens, auch nach telefonischer Nachfrage und erneuter Zusage für den Samstagmorgen in der Früh. Am frühen Samstagnachmittag – wir hatten uns resigniert bereits auf eine Verlängerung der „Haft“ bis Montag eingestellt, erschien die betreffende Gesundheitsfachfrau mit zwei Begleitern und entschuldigte die Verspätung aufgrund eines dringenden Einsatzes. Willi und ich hatten bereits am Morgen einen aus der Schweiz mitgebrachten Schnelltest durchgeführt, den sie problemlos akzeptierten und gleich die Bitte anbrachten, ob wir eventuell einen weiteren Test für P. Viktor hätten. Aus den Nachrichten wissen wir, dass überall Testmaterial fehlt. Oft gilt dasselbe auch für den Impfstoff. So ist Tarcisio vergangene Woche trotz vereinbartem Termin zweimal vergeblich hingefahren, erst im dritten Anlauf hat es geklappt. Nach negativem Resultat auch von P. Viktor und der Unterschrift auf den entsprechenden Formularen wurden wir „in die Freiheit entlassen“.

So konnten wir denn auch den vereinbarten Besuch im nahe gelegenen Kloster der Clarisssen machen, um den Schwestern das aus Europa mitgebrachte Material (vor allem Stickgarn und Zubehör für ihre Stickmaschine sowie weitere Nähutensilien vorbeibringen. Mit Stick- und Näharbeiten verdienen sie u.a. auch ihren Lebensunterhalt. Es erwartete uns eine überaus herzliche Begrüssung. Schwester Clara hatte in aller Eile auf dem Weg zur Pforte noch eine Handvoll Blumenblüten abgezwackt, die sie tanzend über und warf. Freilich erwarten sie mich nächste Woche auch einmal in ihrem Nähsaal.

Rückblickend ist die Woche der Quarantäne doch schnell vorbeigegangen, vor allem auch, weil wir uns im grossen Missionsareal frei bewegen konnten. So hat Willi auch mit seinem engsten Mitarbeiter José bei einem Rundgang durch das Missionsgelände die Lage daselbst etwas eruiert und nötige Arbeiten besprochen. Da die Woche vor unserer Ankunft eine neue Gruppe von 12 Novizen hier angekommen ist, profitierten diese, gleich ihre Hemden und Hosen etc. in die Reparatur-Werkstätte, sprich Nähsaal zu bringen. Auch für Kursvorbereitungen blieb mir durch die Quarantäne etwas Zeit.

Heute sind wir noch zur Unitel gefahren, damit endlich mein Angola-Natel wieder aufgeschaltet wurde und wir unser mobiles Gerät für Internetverbindungen aufladen konnten, damit wir dann auch in Quinjenje nicht von der Welt abgeschnitten sind.

Auf dem Heimweg haben wir kurz im Supermarkt angehalten (die meisten Geschäfte haben sonntags geöffnet), da unsere Reise-Zahnpasta aufgebraucht und wir keine Reserve hatten und um sonst eine Kleinigkeit einzukaufen. Für mehr hätte unser Geld auch nicht gereicht, denn wir können erst morgen wechseln. Es ist uns aufgefallen, dass beim Einkaufen das Tragen von Masken perfekt eingehalten wird im Gegensatz zu den Menschen auf der Strasse, die nur noch zur Hälfte eine Maske tragen trotz Obligatorium. Während die Polizei diese Kontrolle früher sehr streng gehandhabt hat (angeblich auch mit Gewalt), toleriert sie jetzt halbwegs die Nachlässigkeit. Auch die Händedesinfektion vor dem Eintritt in ein Geschäft wird streng kontrolliert; eine eigens dafür angestellte Person sprüht dir das Desinfektionsmittel in die Hand und misst gleichzeitig noch deine Temperatur.

Da wir heute nur gerade das Nötigste eingekauft haben, haben wir die Inflation in ihrem angeblichen Ausmass noch nicht so richtig mitbekommen. Dies wird sich in der kommenden Woche zeigen. Jedenfalls führt sie dazu, dass viele sich nur mehr eine Mahlzeit täglich leisten können. So erwarten denn viele mit Sehnsucht die kommende Regenzeit und hoffen, dass die Niederschläge dieses Jahr eine Ernte ermöglichen, was vergangenes Jahr wegen fehlendem Regen praktisch unmöglich war.

 

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